Der stille Genießer

In den letzten Spielen gehörte Rafinha (l.) regelmäßig zum Stammpersonal des FCB
© getty

Rafinha gehört beim FC Bayern München plötzlich zum Stammpersonal. Die letzten Partien spielte der Brasilianer allesamt durch und begeisterte dabei Trainer und Mitspieler. Dass er nach der Rückkehr einiger Verletzte wieder aus der Mannschaft verschwindet, ist keine Selbstverständlichkeit mehr.

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Dass er in der Startaufstellung des FC Bayern München einen Platz fand, war an diesem Abend keine große Überraschung. Für Rafinha waren in der Vergangenheit Pokalspiele wie diese oftmals eine gute Gelegenheit, Spielpraxis zu bekommen und meistens das Höchste der Gefühle. Wenn überhaupt.

Denn oft spielte Philipp Lahm auch dann, wenn viele andere Stammspieler geschont wurden. Rafinha spielte nun gegen Hannover 96. Und er spielte auch am Wochenende beim 4:0 auf Schalke. Und er spielte auch gegen ZSKA Moskau und in den beiden Bundesliga-Spielen davor - und er spielte alle Spiele durch, wohlgemerkt.

Ein gefragter Mann

Josep Guardiola hat inzwischen einen so großen Gefallen an seinem kleinen Brasilianer gefunden, dass er ihn inzwischen überhaupt nicht mehr herausrotiert. Eine neue, vorher nie dagewesene Wertschätzung für Rafinha im dritten Jahr FC Bayern. Diese macht sich inzwischen auch anders bemerkbar.

Schlenderte er einst nach Spielschluss noch gemächlich und unauffällig aus dem Stadion, ist er inzwischen ein gefragter Mann in der sogenannten Mixed Zone.

Als er sich nach dem 4:1 gegen Hannover gemeinsam mit Dante auf den Heimweg machte, stürzten sich alle Kamerateams auf das Paar. Rafinha dachte zunächst, dass sein weitaus populärerer Landsmann Objekt der Begierde sei und wollte ausweichen, doch es ging um ihn. Bayerns Medienbeauftragter Max Breitner musste Rafinha fast schon zwingen, ein paar Worte zu verlieren. Viel sagte er dann nicht - und ging von dannen. Rafinha ist der stille Genießer.

"Großes Vertrauen"

Dafür sprechen die anderen über ihn: "Es überrascht mich überhaupt nicht, dass er so gut spielt", sagt Manuel Neuer. "Die Mannschaft hat großes Vertrauen in ihn und kennt seine Qualitäten", verrät der Torhüter.

"Rafinha ist ein super, super Spieler", sagt Guardiola in seiner üblichen Vervielfachung des Adjektivs. Der Spanier schätzt die Fähigkeiten seines rechten Verteidigers, auch wenn er unumwunden zugibt, dass er "von seiner Performance überrascht" ist. Aber: "Mit ihm, mit Basti, mit Toni, mit Philipp können wir gut angreifen."

Die defensiven Außenbahnspieler sind für Guardiola keine Lückenfüller, sondern wichtige Akteure - insbesondere - im Offensivspiel. Sie stehen hoch, rücken weit nach innen und sind an vielen Offensivaktionen beteiligt. Wer sich an Dani Alves erinnert, wer sich an Adriano erinnert, weiß, um was es Guardiola geht. Und auch Rafinha kann das spielen, was Pep verlangt.

Pep: "Er ist intelligent. Ich mag intelligente Spieler"

In 285 Bundesliga-Minuten war Rafinha an drei Torschüssen beteiligt - eine ausbaufähige Ausbeute, aber Guardiola mag ihn: "Er hat große Erfahrung. Er ist intelligent, hat wenige Ballverluste. Ich mag intelligente Spieler."

Ein solcher ist auch Lahm, der daher im Mittelfeld spielt und Rafinha rechts Platz macht. Lahm könnte oder müsste mittelfristig wieder rechts spielen, wenn die derzeit nicht gesunden Mittelfeldspieler wieder zurückkehren und in die Mannschaft drängen. Die Rede ist von Javi Martinez, Thiago Alcantara, aber auch Mario Götze, dessen Rückkehr einen Domino-Effekt im Mittelfeld auslösen könnte.

Ob Rafinha dann automatisch aus der Startelf verschwindet, wenn alle zurückkehren, bleibt abzuwarten. Ob Guardiola wirklich Grund zum sofortigen Wechsel hat, auch: Zumal seine Bayern in dieser Formation funktionieren. Jedenfalls hat sich Rafinha einen neuen Status erarbeitet, der ihm in jedem Fall mehr Einsatzzeit als früher erlauben wird.

Zwei große Ziele

"Es wird für alle eine neue Situation im Klub, wenn der Trainer mit einer neuen, eigenen Mentalität und einem neuen System kommt. Ich habe mich bis jetzt überall durchgesetzt", sagte Rafinha in einem SPOX-Interview im März 2013. Rafinhas Entscheidung, den Kampf unter Guardiola aufzunehmen und es im zweiten Anlauf zu probieren, eine ernsthafte Alternative zu werden, ging also voll auf.

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Im Sommer stehen für Rafinha nun zwei wichtige Termine an: Zum einen die WM 2014 im eigenen Land, auf die sich der 1,73-Meter-Mann noch Hoffnungen macht. Und das Vertragsende am 30. Juni 2014. Mit jedem Einsatz steigen seine Chancen, dass es sich in beiden Fällen zum Guten wendet. Bis dahin bleibt er der stille Genießer.

Rafinha im Steckbrief