Zudem sprach Heidel über die schwache Chancenverwertung, die besondere Stimmung der Schalker Fans und Ziele für die Zukunft.
Frage: Herr Heidel, wie bitter ist so ein Ausscheiden nach so einem Spielverlauf?
Christian Heidel: Ich weiß nicht, ob ich weniger oder mehr enttäuscht wäre, wenn das Spiel einen anderen Verlauf genommen hätte. Fakt ist, dass wir ausgeschieden sind und nicht nach Berlin fahren. Das ist natürlich bitter und tut weh.
Frage: Wie haben Sie die Szene beim vermeintlichen 1:1 durch Franco Di Santo gesehen?
Heidel: Von der Bank war das ganz schwierig zu erkennen. Ich habe zuerst gar nicht mitbekommen, was er überhaupt gepfiffen hat. Und wenn es sich jetzt im Nachhinein anschaut, muss man sagen, dass er falsch gelegen hat. Und der Schiedsrichter weiß, dass es falsch war. Ich habe eben noch mit ihm gesprochen.
Frage: Was hat er gesagt?
Heidel: Er war sich ganz, ganz sicher, dass es Hand war. Deswegen hat er gepfiffen. Dadurch konnte der Videoassistent nicht mehr eingreifen. Das ist ja wirklich kurios mittlerweile. Hätte er noch nicht gepfiffen gehabt, hätte der Videoreferee eingegriffen und das Tor hätte gezählt. Ich habe natürlich auch Verständnis für den Schiedsrichter. Wenn er sich sicher ist, dass es Handspiel ist, muss er pfeifen. Er hat auf mich gerade keinen sehr glücklichen Eindruck gemacht. Wir haben aber sehr nett miteinander gesprochen. Es bringt ja nichts. Wenn man dann allerdings noch sieht, dass es den Eckball vor dem Gegentor nie hätte geben dürfen...
Frage: Wegen eines Fouls von Marco Fabian an Benjamin Stambouli.
Heidel: Ich muss wirklich sagen: Klarer Foul geht nicht. Dann hätten sie gar keine Torchance gehabt. Trotzdem hätten wir die Chancen, die wir in der zweiten Halbzeit gehabt haben, nutzen müssen. Dann wären wir nach Berlin gefahren.
FC Schalke 04: Heidel fordert nach Pokalaus gegen Eintracht Reaktion
Frage: Ist die schwache Chancenverwertung der einzige Vorwurf, den man der Mannschaft machen kann?
Heidel: Ich weiß, dass die erste Halbzeit kein fußballerischer Leckerbissen war. Aber heute sind zwei sehr stabile Defensivmannschaften aufeinandergetroffen. Natürlich hatte jeder ein bisschen Angst, 1:0 hinten zu liegen, weil es dann gegen uns oder gegen die Eintracht richtig schwierig wird, ein Tor zu erzielen. Deswegen war es kein Schmankerl. Aber in der zweiten Halbzeit war es ein richtiges Pokalspiel. Von den Chancen hätten normalerweise wir gewinnen müssen, aber es gibt eben solche Tage, an denen das Ding nicht rein will. Und dann macht die Eintracht so ein spektakuläres Tor. Wenn er das so wollte, Hut ab. Deswegen sind wir jetzt total enttäuscht, aber ich habe immer gesagt, dass wir mit Rückschlägen leben werden. Jetzt ist es extrem wichtig, dass wir die richtige Reaktion zeigen. Das wirft uns nicht um. Es haben sich viele Mannschaften gewünscht, erst im Halbfinale auszuscheiden.
Frage: Aber ist es im Halbfinale nicht bitterer als zu einem früheren Zeitpunkt?
Heidel: Das weiß ich gar nicht. Wenn man in der ersten Runde gegen einen Amateurverein rausfliegt, frage ich mich, was da bitterer ist. Aber es ist doch völlig klar: Jeder hatte das Gefühl, wir sind jetzt kurz vor Berlin. Das ging mir genauso, ohne dass wir die Aufgabe auf die leichte Schulter genommen hätten. Ich will die Leistung der Eintracht überhaupt nicht schmälern. Sie haben alles reingeworfen, was geht. Sie haben alles probiert und am Ende haben sie das eine Tor geschossen, wir nicht - und dann fliegt man eben raus.
Frage: Sie waren nach dem Spiel mit der Mannschaft im Kreis. Das war ungewöhnlich für Sie.
Heidel: Wenn ich ehrlich bin: Ich war gerade auf dem Feld und da hätte es doof ausgesehen, wenn ich weggelaufen wäre. Ich glaube, in solchen Momenten ist es wichtig, dass man Einheit zeigt. Normalerweise halte ich mich bei so etwas raus. Aber wenn du schon da bist und in so einer Situation dann weggehst, sieht das selten dämlich aus. Deswegen war ich dabei, aber ich werde nicht erzählen, was der Trainer gesagt hat. Es war jedoch wie immer gut.
Christian Heidel über die Fans des FC Schalke 04
Frage: Wie haben Sie die Stimmung der Fans wahrgenommen, die die Mannschaft auch nach dem Spiel noch lautstark gefeiert haben?
Heidel: Es gab ja auch keinen Grund, die Mannschaft auszupfeifen. Im Halbfinale kann so etwas passieren. Natürlich kann man sagen, wir hätten noch ein bisschen besser Fußball spielen können. Aber ich habe inzwischen gelernt, dass es dem Fan auf Schalke darum geht, dass die Mannschaft alles versucht. Und das haben sie heute gemacht, bis in die 98. Minute. Der Ball ging heute nicht rein, deswegen sind alle enttäuscht, die Mannschaft ganz besonders. Ich muss den Zuschauern aber ein Riesenkompliment machen. Das war nach dem Derby das zweite Mal in Folge, dass ich dieses Schalke erleben durfte. Es ist mein Wunsch, dass wir das bei jedem Spiel veranstalten, dann werden wir mehr Spiele gewinnen als verlieren.
Frage: Für Domenico Tedesco ist es der erste richtige Tiefschlag als Schalke-Trainer, nachdem es bislang nur bergauf ging...
Heidel: Ich weiß nicht, ob ich das als Tiefschlag bezeichnen würde. Je weiter du kommst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit rauszufliegen. Das ist nun mal so. Das tut ihm weh, das ist doch völlig klar. Natürlich ist es ein Traum von jedem Fußballer, jedem Trainer und jedem Verantwortlichen...
Im Hintergrund läuft Fredi Bobic vorbei. Heidel klatscht ihn ab und ruft: "Jetzt gewinnt das Ding auch."
Heidel: Es ist ein Traum, das zu erleben. Jetzt müssen wir das wieder ein Jahr verschieben. Es ist zum Kotzen, aber es ist halt so. Wichtig ist, dass der ganze Verein jetzt Größe zeigt. Jetzt müssten normalerweise - ich weiß gar nicht, ob das machbar ist - 20.000 mit nach Köln fahren. Vorhin hat mich eine Journalistin allen Ernstes gefragt, was wir jetzt noch machen müssen, damit es immer noch eine gute Saison ist. Da denke ich mir: Lieber nicht mehr ins Halbfinale kommen. (lacht) Das ist jetzt ein Punkt, an dem wir zeigen müssen, dass wir diesen Weg weitergehen wollen. Wenn ich jetzt gleich zu den Fans gehe und ein Bierchen trinke, glaube ich nicht, dass irgendeiner daran zweifelt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Und das ist extrem wichtig. In den Trott a la "Ach Schalke, jetzt waren sie mal obenauf, jetzt verlieren sie wieder" dürfen wir überhaupt nicht mehr rein.
Frage: Wenn die Ergebnisse auf den anderen Plätzen stimmen, könnten Sie bereits am Sonntag in Köln die Champions League klar machen.
Heidel: Sie sehen: Eine Stunde nach dem Ausscheiden haben wir schon wieder neue Ziele.
Das Bundesliga-Restprogramm des FC Schalke 04
Spieltag | Heim/Auswärts | Datum | Anstoß | Gegner |
31 | A | So., 22.04. | 18 Uhr | 1. FC Köln |
32 | H | Sa., 28.04. | 15.30 Uhr | Borussia Mönchengladbach |
33 | A | Sa. 05.05 | 15.30 Uhr | FC Augsburg |
34 | H | Sa. 12.05 | 15.30 Uhr | Eintracht Frankfurt |