Mit neun Punkten führt die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw die Gruppe A an. Die Türkei rutschte mit sechs Punkten hinter Österreich auf Tabellenplatz drei ab.
Beide Mannschaften in der Einzelkritik
Reaktionen:
Bundestrainer Joachim Löw: "Die Mannschaft hat unglaublichen Willen gezeigt, viel Einsatz und viel Lauffreude. Deshalb haben wir klar verdient gewonnen. Einen Sieg in dieser Höhe habe ich aber nicht erwartet, weil klar war, dass es sehr schwer wird. Für die Türken war das Spiel eine Frage der Ehre."
Thomas Müller: "Die Atmosphäre war super, da können wir uns nicht beklagen. Das war ein toller Auftritt der Fans und Gott sei Dank auch ein toller Auftritt der Mannschaft. Es war ein guter Start, wir wollen dranbleiben und möglichst jedes Spiel gewinnen."
Miroslav Klose: "Warum ich in der Nationalmannschaft treffe und bei Bayern nicht, frage ich mich auch jedes Mal. Hier habe ich nunmal das Quäntchen Glück, das mir bei den Bayern manchmal fehlt. Ich habe zwar nun Franz Beckenbauer überholt, was die Zahl der Länderspiele angeht, aber wenn man sich die Namen Klose und Beckenbauer ansieht, da ist schon noch ein Unterschied."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Für den verletzten Schweinsteiger spielt Kroos neben Khedira auf der Doppelsechs. Der erfahrene Westermann bekommt auf der linken Verteidigerposition den Vorzug vor Boateng.
Die Türkei im 4-1-4-1 ohne Playmaker Arda Turan und mit einigen Überraschungen. Sabri spielt auf der für ihn ungewohnten Linksverteidigerposition. Özer, eigentlich ein Mann für die linke Seite, spielt bei seinem Länderspieldebüt rechts im Mittelfeld. Im Angriff spielt Halil Altintop statt Tuncay.
17.: Nach Müller-Pass zieht Özil von der halbrechten Strafraumgrenze mit seinem schwächeren rechten Fuß ab. Volkan macht sich lang und dreht den Ball um den linken Pfosten.
23.: Der verletzte Aurelio muss runter, Tuncay kommt.
41., 1:0, Klose: Westermann läuft samt Ball quer und spielt auf Lahm. Der flankt von halbrechts, Müller setzt sich im Luftduell gegen Ömer und Gökhan durch. Seinen Kopfball lenkt Volkan mit einem unfassbaren Save an die Latte. Von dort springt der Ball an den rechten Pfosten und auf Kloses Schädel. Der drückt die Kugel aus einem Meter über die Linie. Kloses 56. Tor für Deutschland.
45.: Freistoß Kroos von halbrechts. Mertesacker steigt am langen Pfosten hoch, sein Kopfball geht knapp übers Tor.
52.: Podolski verliert den Ball gegen Gökhan. Der flankt von rechts scharf in die Mitte. Halil Altintop entwischt Mertesacker und steht plötzlich blank vor Neuer. Der macht einen Ausfallschritt wie ein Eishockey-Torwart und lenkt Altintops Schuss zur Ecke.
69.: Özil kriegt einen Pass in die Schnittstelle und ist auf halblinks durch. Im Strafraum spielt er scharf in den Rücken zu Podolski. Der bolzt den Ball aus zehn Metern rechts am leeren Tor vorbei.
79., 2:0, Özil: Lahm hat auf links Platz und steckt den Ball herrlich durch auf Özil. Der steht allein vor Volkan und haut den Ball aus elf Metern ins kurze Eck. 4. Länderspieltor für Özil.
87., 3:0, Klose: Volkan bolzt Klose einen versuchten Abschlag an die Brust. Der lässt sich nicht zwei Mal bitten und tunnelt Volkan zu allem Überfluss auch noch. Kloses 57. Länderspieltor.
Fazit: Deutlicher Sieg für eine nach dem Wechsel starke DFB-Elf gegen erschreckend schwache Türken.
Star des Spiels: Toni Kroos. Starke Leistung im zentral defensiven Mittelfeld. Gute Balleroberung, hohes Laufpensum, glänzende Übersicht, sicheres Passspiel. Ein absolut überzeugender Auftritt. Kroos zeigte, dass er im Zentrum deutlich besser aufgehoben ist als auf der linken Außenbahn, wie zuletzt beim FC Bayern.
Gurke des Spiels: Heiko Westermann verließ den FC Schalke, weil er nicht mehr als Außenverteidiger aushelfen wollte. Verständlich, wenn man seine Leistung in Berlin zu Rande zieht. Westermann stand oft falsch, spielte fürchterliche Bälle und agierte naiv im Zweikampf. Zusammenspiel mit Podolski auf der linken Seite? Nicht erkennbar. Boateng darf sich auf seinen Einsatz gegen Kasachstan vorbereiten.
Pfeife des Spiels: Howard Webb. Im WM-Finale warf der Engländer mit Karten um sich und verlor mitunter den Überblick. Nicht so in Berlin. Webb war ein souveräner Leiter eines harten, aber meist fairen Spiels. Besonders angenehm: Webbs Art der Kommunikation mit den Spielern.
Analyse: Nach einer kurzen Phase beherzten Forecheckings und einigen erzwungenen Fehlern der Türken im Aufbau überließ die DFB-Elf den Gästen erstmal die Initiative. Die Türkei setzte auf Ballbesitz und -kontrolle statt auf dynamisches Angriffsspiel, verlor aber dennoch in der ersten Halbzeit viele Bälle im Zentrum der eigenen Hälfte.
Deutschland stand aber bisweilen zu tief und setzte nicht energisch nach. Vor allem die linke Seite mit Westermann und dem uninspirierten Podolski lag brach. Gökhan und Özer beschäftigten Podolski vermehrt in der Defensive. Lahm und Müller waren auf rechts deutlich aktiver.
Die umformierte Doppelsechs zeigte gute Ansätze. Khedira räumte ab und lief Löcher zu. Kroos übernahm den offensiveren Part und ging auch mal den weiten Weg in die Spitze.
Özil wurde anfangs von Aurelio in Manndeckung genommen und brauchte einige Zeit, um in Tritt zu kommen. Nach Aurelios verletzungsbedingter Auswechslung (23.) wurde Hiddink mutig. Mit dem offensiven Tuncay stellte der Coach auf 4-2-3-1 um, zog Emre nach hinten, der fortan mit Sahin die Doppelsechs bildete.
Dem deutschen Angriffsspiel fehlte es an Tempo und Passgenauigkeit. Gefährlich wurde es fast nur nach Standards. Die hochgewachsenen türkischen Innenverteidiger hatten bei Freistößen und Eckbällen große Probleme.
Während die DFB-Elf mit zunehmender Spieldauer Sicherheit gewann, zwei Gänge hochschaltete und sich einige Torchancen erspielte, enttäuschte die Türkei maßlos. Kaum vernünftige Offensivaktionen, stattdessen viele technische Unzulänglichkeiten und wenig Biss nach dem Rückstand.
Am Ende hätte Deutschland sogar noch höher gewinnen können. Ein wichtiger, letztlich überzeugender Schritt für die Löw-Elf auf dem Weg zur EURO 2012.
Deutschland - Türkei