Bundestrainer Joachim Löw ließ vor 43.241 Zuschauern in der Leipziger Red Bull Arena sieben von acht Spielern des FC Bayern von Beginn an ran. Deutschland war überlegen, konnte aber in der ersten Halbzeit kaum offensive Akzente setzen. Der Sieg geht aber aufgrund einer Steigerung nach der Pause in Ordnung.
Am 9. Juni startet die DFB-Elf mit dem Spiel gegen Portugal ins EM-Turnier.
Die Reaktionen:
Joachim Löw (Bundestrainer): "Es war eine ganz ordentliche Abschlussprüfung. Man hat aber auch gemerkt: Noch nicht alles läuft ganz rund. Generell müssen wir uns noch steigern und konsequenter mit Torchancen umgehen. Die Organisation war besser, aber es gibt noch was zu tun. Bastian Schweinsteiger ist seit Mittwoch schmerzfrei. Er muss jetzt anfangen zu laufen und wird spätestens am Dienstag wieder mit dem Team trainieren."
Philipp Lahm (Kapitän Deutschland): "Wir hatten einige gute Kombinationen, es kann noch nicht alles perfekt laufen. Deswegen war der Sieg wichtig. Das nicht alles funktioniert hat, ist normal, da wir zwei Wochen nicht zusammen gespielt haben. Das es trotzdem klappen kann, haben wir in den letzten Jahren gezeigt. Wichtig ist, dass wir im ersten Spiel hellwach sind. Wir haben eine sensationelle Qualität im Kader. Wir müssen es nur zeigen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Bundestrainer Löw schickt die Elf auf den Platz, die vermutlich auch im ersten EM-Spiel gegen Portugal beginnen wird. Für den an der Wade verletzten Schweinsteiger spielt Kroos neben Khedira auf der Doppelsechs. Die anderen sieben Bayernspieler sind dabei, vom Double-Gewinner Dortmund dagegen keiner. Mertesacker spielt statt Hummels.
In Israels Startelf stehen Spieler aus neun unterschiedlichen Ligen, darunter Shechter aus Kaiserslautern. Kapitän Benayoun soll über die rechte Seite für Offensivaktionen sorgen.
17.: Boateng taucht am Israeli-16er auf. Der Ball fällt ihm vor die Füße, Boateng macht zwei Haken und haut den Ball mit links aus 16 Metern an den linken Pfosten.
34.: Lahm auf Podolski, der im Lauf flach nach innen flankt. Gomez ist am kurzen Pfosten da, schießt aber knapp links am Tor vorbei.
37.: Özil schickt Müller auf rechts, der flankt von der 16er-Linie scharf ans rechte Fünfereck. Khedira setzt den Kopfball rechts neben das Tor.
40., 1:0, Gomez: Da ging's mal schnell. Khedira steckt durch zu Müller. Der legt per Hacke direkt ab auf Gomez und der nagelt die Kugel aus 13 Metern in den rechten Knick.
54.: Vermouth zieht aus 18 Metern ab. Lahm fälscht den Ball leicht ab, Neuer lenkt den Ball über die Latte.
63.: Klasse Kombination über Özil, Kroos und Podolski. Poldi steht blank vor Harush, knallt aber wieder nur blind mit links drauf und trifft nur Harushs Hände.
76.: Boateng flankt von halbrechts flach nach innen. Müller lässt Ben Haim klasse aussteigen, schiebt den Ball aber aus zehn Metern rechts am Tor vorbei.
82., 2:0, Schürrle: Der Leverkusener zieht von links nach innen und lädt aus 20 Metern mit links ab. Oben links schlägt's ein.
Fazit: Schwache erste Halbzeit, deutliche Steigerung nach der Pause. Ohne den großen Glanz schlägt Deutschland das zweitklassige Israel und bleibt ohne Gegentor.
Der Star des Spiels: Thomas Müller. In einer niveauarmen ersten Halbzeit gingen vom Bayern-Spieler noch die meisten Impulse aus. Müller legte ein enormes Laufpensum ab und war an acht Torschüssen beteiligt. Er erarbeitete sich selbst eine Großchance, die er aber überhastet vergab. Dennoch: Müller ist in der Nationalmannschaft eine Bank.
Der Flop des Spiels: Toni Kroos. Konnte seine Chance als erster Schweinsteiger-Ersatz nicht nutzen. Hatte zwar die meisten Ballkontakte auf dem Platz (112), war aber fahrig im Passspiel mit hoher Fehlerquote. Seine vier Torschüsse aus der Distanz gingen allesamt weit über oder am Tor vorbei. Kroos hängt nach dem CL-Finaldrama noch durch.
Die Trainer: Joachim Löw kündigte für den letzten Test vor EM-Beginn an, weitere Dinge ausprobieren zu wollen. Personell verzichtete er aber auf Experimente. Löw setzt voll auf den Bayern-Block. Sollte Schweinsteiger gegen Portugal ausfallen, bekäme Kroos den Vorzug vor Gündogan und Lars Bender. Die wohl einzige offene Stelle gibt's im Sturm: Gomez oder Klose?
Eli Gutmann ließ seine Mannschaft in erster Linie verteidigen. Israel schloss das Zentrum und ließ Deutschland wenig Platz zum kombinieren. Benayoun wurde offensiv mit allen Freiheiten ausgestattet und ging zwei, drei Mal tief in die Spitze. Defensiv machten die Israelis ihre Sache gut, in der Offensive waren sie nur Anfang der zweiten Halbzeit sichtbar.
Der Schiedsrichter: Kevin Blom. Der Niederländer ließ viel laufen und lag bei den kniffligen Zweikampfentscheidungen meist richtig.
Das fiel auf:
- Die Rückwärtsbewegung der deutschen Mannschaft funktionierte besser als gegen die Schweiz. Nach dem Ballverlust waren oft neun Feldspieler hinter dem Ball. Auch Gomez arbeitete ordentlich nach hinten.
- Auch beim Pressing war eine Steigerung unverkennbar. Bis zu sechs Spieler attackierten Israels Viererkette und provozierten einige Ballverluste im Aufbau
- Gegen kompakte und gut organisierte Israelis fand Deutschland allerdings in der ersten Halbzeit kaum Mittel. Torgefahr entstand vor allem dann, wenn es schnell über die Außen ging.
- Die DFB-Elf leistete sich ungewöhnlich viele leichte Abspielfehler, sowohl im Aufbau, als auch bei der Spielverlagerung. Vor allem Kroos stand neben sich.
- Israel gewann in Halbzeit eins 61 Prozent der Zweikämpfe. Der deutschen Mannschaft fehlte in den direkten Duellen die Agressivität.
- Nach der Pause funktionierte das deutsche Offensivspiel deutlich besser. Meistens wurde über die linke Seite kombiniert und einige Torchancen vorbereitet. Im Abschluss war Deutschland aber zu unüberlegt; Podolski vergab drei sehr gute Chancen.
- Schürrle demonstrierte erneut seine Qualitäten als Joker. Der Leverkusener war in den letzten 25 Minuten sehr präsent und schoss das 2:0.
- Mertesacker fühlte sich in der Bayern-Viererkette deutlich wohler, wurde aber auch kaum gefordert. Er dürfte dennoch gegen Portugal in der Startelf stehen.
Deutschland - Israel: Daten und Fakten zum Spiel