"Man merkt, dass das wirklich nachlässt. Ich habe auch das Gefühl, dass man sich mit deutlich weniger zufriedengibt - und auch wie einem das beigebracht worden ist", sagte Kroos im ZDF-Podcast mit Markus Lanz und Richard David Precht.
Dass im Jugend-Fußball Ergebnisse teilweise nicht mehr mitgezählt werden, "damit keiner traurig ist, wenn er verloren hat", sei eine Veränderung, "die in die komplett falsche Richtung" geht, meinte der 34-Jährige.
"Wenn ich unbedingt gewinnen will, muss ich auch mal verlieren - das wird dadurch extrem entschleunigt, obwohl wir das doch brauchen", so Kroos.
Kroos: "Ich habe auch einen Ferrari"
Der langjährige Profi von Real Madrid, der nach der EM seine Laufbahn beenden wird, äußerte sich außerdem zum Reichtum von Profifußballern und dem Umgang von jungen Spielern damit.
"Es geht nicht darum, ein Foto mit einem Auto zu zeigen - das habe ich auch schon gemacht, weil ich es gut finde, ich habe auch einen Ferrari. Das eine ist aber, dabei zu protzen, das andere ist zu zeigen, dass man sich einen Traum erfüllt hat. Und da hat sich das Verhältnis leider sehr verschoben", sagte der Mittelfeldspieler.
Er sei weit davon entfernt, "ein Moralapostel zu sein", meinte Kroos weiter: "Aber es ist gut, dass es Gegenbeispiele gibt - dass man mit seinem Geld auch wirklich bessere Sachen anfangen kann."
Kroos über Ronaldo: "Keiner, der einem den Rücken freihält"
Der gebürtige Greifswalder sprach außerdem über seinen früheren Teamkollegen Cristiano Ronaldo.
"Er ist natürlich ein spezieller Spieler, dass er polarisiert, hatte er ja schon immer. Er ist keiner, der einem den Rücken freihält, sondern der die Spiele entscheiden soll. Das hat er damals auch regelmäßig gemacht. Zu meiner Zeit bei Real war Cristiano auch keiner böse, wenn er mal einen Defensivlauf weggelassen hat", so Kroos.
Für Portugal sei der mittlerweile 39-Jährige aber immer noch wichtig.
"Du hast zwar wahnsinnig starke Spieler um ihn herum, die auch einen Tick mehr in der Blüte sind als er. Trotzdem ist er von seinem Ehrgeiz und Anspruch weiterhin eine feste Säule trotz seines Alters", sagte Kroos.
Und der Weltmeister von 2014 weiter: "Er spielt jetzt klassisch vorn drin, weil er eben nicht mehr die Geschwindigkeit von früher hat. Was aber Abschlüsse betrifft, ist er nach wie vor gut. Stell' ihn bei Real vorn rein - und der schießt dir immer noch 20 bis 25 Tore die Saison. Das darf man nicht unterschätzen."