Freitagnachmittag: München platzt aus allen Nähten
Der Andrang von deutschen und schottischen Fußballfans stellt die ohnehin gut frequentierte bayerische Landeshauptstadt vor Schwierigkeiten. Bereits kurz vor 15 Uhr, also mehr als sechs Stunden vor dem Anpfiff des EM-Eröffnungsspiels in der Münchener Arena, meldete sich das offizielle Stadtportal der Millionenstadt via X:
"EIL!!! Der Marienplatz ist überfüllt. Dort findet definitiv kein Public Viewing statt. Bitte verteilt euch anderweitig im Stadtgebiet! Die Fan Zone ist kurz vor der Schließung. Bitte fahrt nicht mehr in den Olympiapark."
Michael Ballack: "So stabil sind wir noch nicht"
Mit Euphorie, Demut und einem starken Toni Kroos zum Titel: Für Ex-Kapitän Michael Ballack stehen die EM-Chancen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft "immer gut". Der WM-Dritte von 2006, der die EURO 2024 als Experte für RTL begleitet, ist überzeugt: Wenn der "Funke" auf die Fans "überspringt" und "umgedreht", ist vieles möglich. "Das könnte natürlich ein großes Plus für uns werden."
Doch Ballack warnt: "Trotzdem müssen wir natürlich auch demütig sein und uns gut vorbereiten, die Fehler der letzten Turniere wirklich klar ansprechen, weil so stabil sind wir noch nicht."
Die guten März-Auftritte mit den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande geben Ballack jedoch Hoffnung, die Steigerung macht er an der Rückkehr von Mittelfeldchef Kroos fest. "Das war sicherlich ein wesentlicher Faktor", sagt der 47-Jährige: "Mit Robert Andrich wurde ein defensiverer Mittelfeldspieler dazugestellt, der für die Balance sorgt." Zur Absicherung der "Zauberer" Florian Wirtz und Jamal Musiala braucht es "auch ein paar Kämpfer, die Zweikämpfe gewinnen".
Sami Khedira: DFB-Elf "muss Konteranfälligkeit in Griff bekommen"
Ex-Weltmeister Sami Khedira traut der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-EM viel zu - unter einer Bedingung. "Deutschland kann ins Halbfinale oder darüber hinaus kommen, allerdings müssen sie ihre Konteranfälligkeit schnell in den Griff bekommen", sagte der 37-Jährige dem Portal fussball.news.
Sollte das nicht klappen, "kann es gegen Topfavoriten wie beispielsweise England, Frankreich oder Portugal schnell zu Ende sein", betonte Khedira und ergänzte: "Für mich ein weiterer heißer Kandidat sind die Österreicher, die neben einem sehr guten Trainer auch eine eingespielte Mannschaft haben."
Jens Lehmann kritisiert Personalentscheidungen von Julian Nagelsmann
Der ehemalige DFB-Torhüter Jens Lehmann hat im Gespräch mit Sky die Entscheidung von Bundestrainer Julian Nagelsmann kritisiert, Mats Hummels nicht für die Europameisterschaft im eigenen Land zu berücksichtigen. Der 54-Jährige hätte auch in der Startelf einige Veränderungen vorgenommen.
"Wenn man so ein Geschenk erhält, dass zwei Innenverteidiger im Finale der Champions League in einer Mannschaft spielen, und man einen davon nicht mitnimmt, ist das sicherlich ein Fehler", sagte Lehmann: "Ich hätte bei der EM Hummels und Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung aufgestellt. Ob Antonio Rüdiger Chef ist, weiß ich nicht. Man muss gut harmonieren, da gibt es weniger eine klare Hierarchie, die benötigt man da nicht so sehr."
Auch andere Personalentscheidungen von Nagelsmann sieht der ehemalige BVB-Keeper kritisch. So sei die Rechtsverteidigerposition "nach wie vor keine, die von Joshua Kimmich gespielt werden sollte". Es gebe andere Optionen.
Nach Pavlovic-Aus: DFB-Auswahl älteste Mannschaft bei EM
Die deutsche Nationalmannschaft startet mit dem ältesten Kader aller Teilnehmer in die Heim-EM. Nach dem kurzfristigen Ausfall des erkrankten Youngsters Aleksandar Pavlovic (20) und der Nachnominierung des Dortmunder Routiniers Emre Can (30) beträgt das Durchschnittsalter des Teams von Bundestrainer Julian Nagelsmann 28,5 Jahre.
Ältester Profi im DFB-Aufgebot ist Torhüter Manuel Neuer vom deutschen Rekordmeister Bayern München mit 38 Jahren. Bei den Feldspielern liegt Neuers Teamkollege Thomas Müller mit 34 Jahren ganz vorne.
Der deutsche Auftaktgegner Schottland folgt mit 28,3 Jahren knapp hinter der DFB-Auswahl auf Platz zwei. Die jüngsten Mannschaften bei der EM sind Tschechien (25,5) und die Türkei (25,8).
Coup gegen Deutschland? Sir Alex Ferguson traut Schotten "einiges" zu
Die schottische Trainerlegende Sir Alex Ferguson (82) traut ihrem Heimatland im EM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Deutschland eine Überraschung zu. Schottlands Mannschaft sei "jederzeit in der Lage, über sich hinauszuwachsen. Mit diesen fantastischen Fans im Rücken ist uns einiges zuzutrauen", sagte der langjährige Coach von Manchester United im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
In Schottland sei "eine neue Generation mit interessanten Talenten herangewachsen", dazu die Qualifikation "äußerst vielversprechend" verlaufen. Das Team habe "Charakter", sagte Ferguson, der auf den Heimsieg gegen Spanien (2:0) im Vorjahr hinwies. Im Angriff sehe er zwar Schwächen, ansonsten sei die Mannschaft "aber gut aufgestellt und tritt stabil auf".
Im EM-Auftaktspiel am Abend (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) in München erwarte er dennoch, "dass Deutschland mit seinem großen Potenzial sehr selbstbewusst auftreten wird. Der Heimvorteil wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit beflügeln", sagte Ferguson, der das DFB-Team "zu den heißesten Titelanwärtern" zählt. Nach schwierigen Jahren könne die EM im eigenen Land "genau zur richtigen Zeit kommen".
Aus der Ferne: Bundeskanzler Scholz drückt DFB-Team die Daumen
Bundeskanzler Olaf Scholz hat der deutschen Nationalmannschaft vor dem EM-Auftakt seine Unterstützung ausgesprochen. "Der Bundeskanzler drückt der Mannschaft und Bundestrainer Julian Nagelsmann für das Auftaktspiel heute Abend gegen Schottland fest die Daumen und hofft auf ein spannendes Spiel mit einem aus deutscher Sicht erfolgreichen Ausgang - und damit auf einen guten Turnierauftakt", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Freitag in Berlin.
Scholz selbst wird am Freitag (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) beim ersten Gruppenspiel der Deutschen in München nicht anwesend sein, er weilt beim G7-Gipfel in Italien. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Partie jedoch im Stadion verfolgen. Wie Büchner mitteilte, werde der Kanzler das zweite Spiel am kommenden Mittwoch gegen Ungarn in Stuttgart sowie das Gruppenfinale am Sonntag darauf gegen die Schweiz in Frankfurt am Main besuchen.
Darüber hinaus blicke Scholz der EM mit Freude entgegen. "Der Bundeskanzler freut sich auf ein buntes Fahnenmeer. Aus seiner Sicht gilt: Je bunter, desto besser. Neben Schwarz-Rot-Gold freut er sich auch über viele andere Farben und Flaggen der Turniermannschaften", so Büchner. Deutschland heiße "Europa und alle Fußballfans herzlich willkommen und hofft mit einem Heimspiel für Europa auf ein Fest des Zusammenhalts", so der Sprecher weiter.
DFB-Team, News: Der Zeitplan bis zum Eröffnungsspiel
Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet am Abend (21.00 Uhr) das EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland. Der Zeitplan von Bundestrainer Julian Nagelsmann bis zum Anpfiff in der Fußball Arena München steht:
- Frühstück bis 10.00 Uhr
- Aktivierung und Besprechung der Standardsituationen am Vormittag
- Mittagessen ab 13.00 Uhr
- Pre-Match-Meal am späten Nachmittag
- Abschlussbesprechung und um kurz vor 19.00 Uhr Abfahrt ins Stadion
- Anstoß um 21.00 Uhr
- Rückfahrt ins EM-Quartier nach Herzogenaurach nach der Begegnung mit dem Bus
Liverpool-Star Robertson: "Wir müssen die Deutschen frustrieren"
Die schottischen Fans feierten auch am Freitagvormittag ausgelassen in München - am Abend will die Mannschaft um Kapitän Andy Robertson den Partycrasher für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geben. "Wir spielen gegen ein tolles Team vor den Heim-Fans. Es gibt kaum eine Aufgabe, die schwerer wäre. Niemand erwartet etwas von uns, wir erwarten aber viel von uns. Wir glauben an uns", sagte Robertson vor dem EM-Eröffnungsspiel (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) gegen den Gastgeber.
Der Profi des FC Liverpool versprach der Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann einen großen Kampf. "Wir sind bereit für den Anpfiff. Wir werden zu 100 Prozent da sein", sagte der 30-Jährige. Die Schotten wollen erstmals bei einem großen Turnier die K.o.-Phase erreichen und damit "zu Legenden werden".
Routinier Robertson hat auch schon einen Matchplan im Kopf. "Deutschland wird die meiste Zeit den Ball haben. Wenn wir den Ball haben, dann müssen wir daraus etwas machen", sagte er und sieht die Gäste im psychologischen Vorteil: "Wir müssen die Deutschen frustrieren. Es lastet viel Druck auf Deutschland."
DFB-Team, News: Havertz für Olaf Thon "kein Mittelstürmer"
Der ehemalige Nationalspieler Olaf Thon sieht die DFB-Elf im Angriff vor dem Start der Heim-EM nicht optimal aufgestellt. "Kai Havertz ist für mich kein Mittelstürmer", sagte der Weltmeister von 1990 dem SID. "Ich glaube nicht, dass wir mit ihm so durchschlagskräftig sind, dass wir über das Viertelfinale hinauskommen."
Statt dem Angreifer vom FC Arsenal würde Thon Niclas Füllkrug in vorderster Position aufbieten. "Für mich spricht vorne drin nur etwas für Füllkrug." Havertz müsse aus "dem Bereich dahinter" kommen.
Insgesamt lobte Thon Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Kaderzusammenstellung, "er hat viele Dinge richtig gemacht." Besonders wichtig für den Erfolg sei das Funktionieren einer Achse, zu der Thon Manuel Neuer, Antonio Rüdiger, Toni Kroos und Kapitän Ilkay Gündogan zählt. Ein Torwartproblem will Thon trotz der jüngsten Patzer von Neuer nicht erkennen. "Er hat die Klasse, den Biss und den Ehrgeiz" und sei damit die "absolute Nummer eins."
Nach "drei desolaten Turnieren" zählt das DFB-Team für den 58 Jahre alten Thon indes nicht zu den Topfavoriten auf den Titelgewinn. Das seien vielmehr die Mannschaften aus Belgien, Kroatien, Frankreich und vor allem Spanien.
DFB-Team, News: Debatte "oberflächlich" - Rechner stützt Neuer
Michael Rechner, Torwarttrainer von Manuel Neuer beim FC Bayern, hat die Debatte um den Nationalkeeper als "oberflächlich" bezeichnet und betont: "Deutschland muss sich keine Sorgen machen." Sein Schützling sei "topfit und top in Form, und seine mentale Stärke ist extrem. Mit Druck können nur wenige so gut umgehen wie er. Manuel Neuer ist und bleibt Manuel Neuer", sagte Rechner der Süddeutschen Zeitung.
Neuer habe nach seiner Verletzung "eine unglaubliche Konstanz und herausragende Paraden gezeigt", betonte der Spezialcoach und ergänzte: "Er hat immer noch diese extremen Höhen im Spiel, die andere Torhüter nie erreichen." Ein Tief könne er "nicht erkennen". Auch zeige Neuer keine Alterserscheinungen, "seine Bewegungsgeschwindigkeit ist nach wie vor outstanding".
Der 38-Jährige ist die Nummer eins bei der Heim-EM, die am Freitag (21.00 Uhr) mit dem Spiel gegen Schottland beginnt. Allerdings hatte Neuer zuletzt im Trikot des deutschen Rekordmeisters und bei der Nationalmannschaft einige ungewöhnliche Schnitzer in seinem Spiel. Rechner sprach von "ein paar wenigen Szenen, in denen er nicht ganz glücklich aussah".
Dass Neuer noch immer Weltklasse verkörpere, "unterstreichen alle Daten", hielt er entgegen. Dass Neuer seinen mutigen Stil nicht mehr ändere, sei "richtig", meinte Rechner, es habe ihn "zum besten Torwart der Welt gemacht".
DFB-Team, News: Steinmeier bei EM-Eröffnungsspiel im Stadion
Hoher Besuch zum EM-Start: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird beim Auftakt der Fußball-Europameisterschaft zu Gast sein. Wie das Bundespräsidialamt auf seiner Webseite mitteilt, wird der SPD-Politiker das Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft am Freitag (21.00 Uhr) gegen Schottland live in der Münchner Arena verfolgen. Steinmeier hatte das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann bereits im Trainingslager im thüringischen Blankenhain besucht.
Nicht dabei ist dagegen Bundeskanzler Olaf Scholz. Der 65-Jährige weilt noch bis Samstag beim G7-Gipfel im italienischen Borgo Egnazia, wo die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten zu weltpolitischen Themen tagen. Unter anderem geht es dort um die Ukraine, den Nahen Osten und Themen wie Migration und die Handelsbeziehungen zu China. Scholz war in der EM-Vorbereitung beim Testspiel der DFB-Elf in Nürnberg gegen die Ukraine im Stadion gewesen.
EM 2024: Der Spielplan der "deutschen" Gruppe A
Datum | Uhrzeit | Stadion | Begegnung |
14. Juni 2024 | 21 Uhr | Munich Football Stadium, München | Deutschland - Schottland |
15. Juni 2024 | 15 Uhr | Cologne Stadium, Köln | Ungarn - Schweiz |
19. Juni 2024 | 21 Uhr | Cologne Stadium, Köln | Schottland - Schweiz |
19. Juni 2024 | 18 Uhr | Stuttgart Arena, Stuttgart | Deutschland - Ungarn |
23. Juni 2024 | 21 Uhr | Frankfurt-Arena, Frankfurt | Schweiz - Deutschland |
23. Juni 2024 | 21 Uhr | Stuttgart Arena, Stuttgart | Schottland - Ungarn |