Rudi Völler, selbst als Teamchef von 2000 bis 2004 Angestellter des DFB und davor immerhin 96-maliger Nationalspieler verließ seinen letzten Bundestag in offizieller Funktion mit einem guten Gefühl.
"Ich hoffe auf einen Neuanfang", sagte der im Sommer scheidende Geschäftsführer von Bayer Leverkusen im Gespräch mit SPOX und GOAL nach der Wahl von Bernd Neuendorf, zuvor Präsident von Völlers und Leverkusens Heimatverband Mittelrhein.
"Das Wichtigste ist, dass wieder eine gewisse Ruhe reinkommt und eine Ausgeglichenheit zwischen DFB und DFL", erklärte Völler weiter. "Ich glaube, dass Bernd Neuendorf das hinkriegen wird."
Rudi Völler: "Aki Watzke spielt eine ganz wichtige Rolle"
Dabei vergaß er allerdings auch nicht, die Bedeutung des seit einem Monat amtierenden DFL-Aufsichtsratschefs und neuen 1. DFB-Vizepräsidenten zu erwähnen: "Aki Watzke spielt dabei eine ganz wichtige Rolle, um Bernd Neuendorf ein bisschen im Profi-Fußball einzuführen. Ich denke, beide werden gute Arbeit machen."
Schon zuvor hatte Watzke in den wenigen Wochen im neuen Amt mehr erreicht als sein Vorgänger Peter Peters, der in der Doppelspitze mit dem für die Amateure zuständigen 1. Vizepräsidenten Rainer Koch vor allem durch öffentliche Streitereien aufgefallen war.
BVB-Boss Watzke verhinderte Machtkampf zwischen Profis und Amateuren
Dagegen verhinderte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund mit zahlreichen Kompromissen den drohenden Machtkampf zwischen Profis und Amateurverbänden in aller Öffentlichkeit. "Wenn wir weiter zwei Züge aufeinander zurasen lassen, wird der deutsche Fußball dramatisch verlieren", hatte Watzke auf seiner Rede vor den Delegierten gesagt.
Er sehe sich nicht nur als Vertreter der Profis, sondern auch der Amateure, schließlich sei er seit 27 Jahren Vorsitzender seines Heimatvereins Rot-Weiß Erlinghausen in der Landesliga: "Ich kenne beide Seiten und ich fühle mich beiden Seiten extrem verantwortlich, weil ich weiß, was Ehrenamt bedeutet. Das ist für mich auch eine Motivation."
Dank Watzkes energischem Einschreiten hat die Bundesliga dem Amateurlager wieder die Hand gereicht, nachdem in der Vergangenheit unter den jetzt abgewählten oder ausgeschiedenen Funktionären Koch, Peters und Christian Seifert kaum noch eine Gesprächsbasis vorhanden war.
Watzke: "Wir brauchen eine erfolgreiche Nationalmannschaft"
Weil allen klar ist, dass ohne eine erfolgreiche DFB-Auswahl, deutlich bessere Bedingungen in der Nachwuchsförderungen und neuen Impulsen für die von der Corona-Pandemie schwer geschädigten Amateurvereine auch der Profi-Fußball auf Dauer massive Probleme bekommen wird.
"Wir brauchen, um nach Corona und allen Querelen wieder zu reüssieren, eine erfolgreiche Nationalmannschaft", sagte Watzke direkt an die unter den Delegierten sitzenden Hansi Flick und Oliver Bierhoff: "Ihr müsst da für uns in den nächsten Monaten deutlich vorangehen. Ihr müsst der Fixstern sein, unter dem sich alles versammelt. Das ist eine große Aufgabe."
DFB-Präsident setzt auf Zusammenarbeit und Heim-EM 2024
So sieht es auch Neuendorf, für den Watzke der wichtigste Mitstreiter werden kann. "Wir müssen anfangen, wieder gut übereinander zu sprechen, und nicht immer die Gegensätze kultivieren", sagte der klare Sieger der Präsidentenwahl gegen Herausforderer Peters: "Wir wollen nicht mehr diese Konfrontation DFB/Liga. Wir betrachten den Fußball insgesamt, nicht Profifußball versus Amateurfußball."
Gerade die Heim-EM in zwei Jahren könne dem gesamten deutschen Fußball einen großen Schub geben, werde aber derzeit viel zu wenig thematisiert. "Wir müssen dringend wieder den Fußball in den Mittelpunkt rücken. Und auch darüber sprechen, was die Ausrichtung der Euro 2024 für den deutschen Fußball insgesamt bedeuten kann", erklärte der 60-Jährige.
Zukunft von Koch und Peters in UEFA und FIFA unklar
Daher würde UEFA-Präsident Alexander Ceferin Neuendorf wohl lieber als mächtigen DFB-Vertreter in der UEFA-Exekutive sehen als den auf dem Bundestag krachend abgewählten Rainer Koch, der dort noch bis 2025 gewählt ist. Auf die Frage von SPOX und GOAL, ob Koch und auch der bis 2024 in den FIFA-Rat gewählte Peters die deutschen Interessen ohne Ämter noch vernünftig vertreten könnten, antwortete Watzke ausweichend: "Das weiß ich nicht. Das muss man in Ruhe analysieren."
Allerdings sei er selbstbewusst genug, sich auch ohne offizielles Amt Gehör verschaffen zu können. "Ob ich jetzt im Exko sitze oder nicht: Ich habe schon das Gefühl, wenn ich irgendwas loswerden will, dann hören die auch bei der UEFA zu", meinte der BVB-Boss: "Und das wird auch weiter so sein."