Pro und Contra zum Torhüterstreit: Neuer macht es sich zu einfach

Marc-Andre ter Stegen (l.) hat es auf die Nummer eins von Manuel Neuer abgesehen.
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Ter Stegens Kritik war in Ordnung

von Martin Volkmar

Jens Lehmann hat es gut auf den Punkt gebracht: Er finde es gut, wenn Spieler die Ansprüche äußern, spielen zu wollen, meinte der Ex-Nationaltorhüter. Und dass ter Stegens Aussagen absolut "nicht unter der Gürtellinie waren", bestätigte sogar DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke.

Zumal ter Stegens Frust aus mehreren Gründen verständlich ist, denn in wohl allen anderen Ländern wäre ein Stammkeeper des FC Barcelona auch die Nummer 1 in der Nationalmannschaft. Und auch völlig zu Recht, schließlich gehört ter Stegen aufgrund seiner Leistungen zur absoluten Weltklasse. Daher hat ihn die FIFA auch neben Alisson und Ederson zur Wahl des weltbesten Torwarts nominiert.

Schon vor der WM 2018, aber spätestens danach im Zuge der Ausbootung zahlreicher Weltmeister sprach sehr viel für einen Wechsel von Manuel Neuer zu ter Stegen. Jogi Löw traute sich nicht, auch seinen Kapitän auszusortieren, versprach dem Herausforderer aber mehr Einsatzzeit. Doch darauf wartet ter Stegen bislang vergeblich, im EM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland soll der Bundestrainer eine entsprechende Zusage sogar kurzfristig wieder zurückgezogen haben.

Dass der Ex-Gladbach sein Unverständnis über diese Behandlung nicht im Kreis der DFB-Auswahl öffentlich machte, sondern erst danach, ist im Gegensatz zu Neuers Vorwürfen nicht unehrlich, sondern vielmehr professionell. Schließlich hätte das für massive Unruhe gesorgt. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Hätte Neuer nicht am Samstagabend offenbar sogar geplant gegen ter Stegen gekontert, wäre das Thema "Torwartstreit" gar nicht erst so hochgekocht.

Ohnehin argumentiert der Platzhalter vom hohen Ross: Als Stammspieler kann man leicht die Bankdrücker zur Zurückhaltung auffordern. Schließlich dient es ja auch dem eigenen Machterhalt, wenn Kritiker mit dem Verweis, man sei - offenbar im bewussten Gegensatz zu ter Stegen - "Mannschaftsspieler" - zum Schweigen aufgefordert werden.

So lange ter Stegen bei Löw anscheinend keine echte Chance im Duell mit Neuer hat, muss er sowohl mit sportlichen Leistungen als auch verbal Werbung in eigener Sache machen.

Denn wenn Neuer noch so lange wie Jens Lehmann in der Nationalelf spielt, nämlich bis fast 40, wäre die DFB-Karriere des dann 34-jährigen ter Stegen vorbei, bevor sie richtig begonnen hätte.

Manuel Neuer und Marc-Andre ter Stegen im Steckbrief

Manuel Neuer

Kategorie

Marc-Andre ter Stegen
27. März 1986 (33)

Geburtsdatum

30. April 1992 (27)
1,93 Meter

Größe

1,87 Meter
19. August 2006

Bundesligadebüt

10. April 2011

Schalke 04 2005 - 2011, FC Bayern seit 2011

Vereine

Bor. Mönchengladbach 2009 - 2014, FC Barcelona seit 2014

601

Pflichtspiele Verein

393
476

Gegentore

367
286

Weiße Westen

160
2. Juni 2009

Länderspieldebüt

26. Mai 2012
90

A-Länderspiele

22
68

Gegentore

22
34

Weiße Westen

9
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