DFB: Grindel-Rücktritt schon heute - Metzelder als Nachfolger gehandelt

Reinhard Grindel ist als DFB-Präsident zurückgetreten.
© getty

DFB-Präsident Reinhard Grindel wird nach Informationen von SPOX und Goal noch heute zurücktreten. Die Bild hatte zuerst darüber berichtet. Grindels Nachfolge beim DFB ist offen.

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Bis zum DFB-Bundestag am 27. September könnten die Vizepräsidenten Rainer Koch und Reinhard Rauball kommissarisch den DFB anführen, bevor ein neuer Präsident gewählt wird.

"Schade", sagte der Mitarbeiter des deutschen Fußballmuseums und nahm zu später Stunde einen Schluck aus der Bierflasche.

Was er meinte: Seit Wochen hatten der Mann und seine Kollegen auf den großen Tag hingearbeitet, der Eröffnung der Hall of Fame des deutschen Fußballs am Montagabend in Dortmund.

Doch der offenbar kurz bevorstehende Rücktritt von DFB-Präsident Reinhard Grindel überlagerte das Stelldichein der deutschen Legenden von Uwe Seeler über Franz Beckenbauer und Günter Netzer bis zu Matthias Sammer, die zusammen mit anderen Fußball-Helden als Gründungs-Elf mit einer großen Gala gefeiert wurden.

Wie schon bei der Eröffnung des Fußballmuseums im Oktober 2015, als die Berichte über das gekaufte Sommermärchen gerade aufgekommen waren, als auch im Mai 2018, als die Nominierung des vorläufigen WM-Kaders von den Debatten um das Foto von Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit Recep Tayyip Erdogan bei Seite gedrängt wurden, so stand auch diesmal nicht der Fußball im Mittelpunkt.

Matthäus: "Beim DFB wird gerne zu lange rumgeeiert"

Stattdessen versuchten die meisten Funktionäre und Ex-Nationalspieler den zahlreichen Nachfragen zur Krise an der DFB-Spitze aus dem Weg zu gehen. Grindel selber betrat das Museum nur durch einen Hintereingang, sein erster Vertreter im DFB-Präsidium, Reinhard Rauball, meinte lediglich: "Ich bin einer der wenigen, der die Dinge, die er zu sagen hat, intern sagt."

Klartext sprachen eigentlich nur zwei der Befragten. "Wenn man in solch einer Position ist und solche Dinge ans Licht kommen, sollte man zumindest Argumente haben, um sie so schnell wie möglich beiseite zu räumen", meinte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. "Beim DFB wird aber schon einmal gerne zu lange rumgeeiert."

Und Andreas Rettig, vor seiner Zeit bei St. Pauli bis 2015 Geschäftsführer der DFL und in dieser Funktion auch Mitglied im DFB-Präsidium, wurde noch deutlicher: "Das Erscheinungsbild des DFB ist schon seit längerer Zeit verbesserungswürdig. Einen Platz in der Hall of Fame würde Grindel hier heute sicher nicht bekommen."

Grindel: Berichte um geschenkte Luxus-Uhr sorgen für Wirbel

Der Genannte trat dann erst kurz vor Ende der Gala in Erscheinung, als Laudator für Sturm-Ikone Uwe Seeler. Dabei rühmte er dessen Bescheidenheit, was von Grindel wohl derzeit niemand behaupten würde.

Spätestens seit der Spiegel öffentlich machte, dass der DFB-Verbandsboss ein Jahr lang zusätzlich zu seiner Aufwandsentschädigung und seinem Verdienstausfall (jeweils 7200 Euro im Monat) noch bis Mitte 2017 weitere 6000 Euro für sein Amt als Aufsichtsratschef einer DFB-Tochterfirma erhalten hat und dies angeblich vor dem Präsidium verheimlicht haben soll. Erst als Grindel in die Exekutive von FIFA und UEFA gewählt wurde, wofür er rund 500.000 Euro im Jahr bekommt, verzichtete er auf die zusätzliche Entlohnung.

Noch während der 57-Jährige Seelers Vorbildcharakter in höchsten Tönen lobte, erreichte die Zuhörer die nächste Eilmeldung auf den Smartphones: Wie die Bild berichtet, hat Grindel vor anderthalb Jahren vom ukrainischen Oligarchen Grigori Surkis zum Geburtstag eine Luxus-Uhr im niedrigen fünfstelligen Wert geschenkt bekommen und den Vorgang nicht dem DFB gemeldet.

Lahm sagt ab - was ist mit Metzelder?

Die Vermutung ist naheliegend, dass dies nicht die letzte Enthüllung über den Noch-Präsidenten war. Das große Problem ist allerdings, dass bisher noch kein geeigneter Kandidat gefunden wurde, der Grindel an der DFB-Spitze nachfolgen kann.

Philipp Lahm, der als Chef des Organisationskomitees der EM 2024 ohnehin ins Präsidium einziehen sollte, will die neu gewonnene Freiheit nach dem Ende seiner Profikarriere vorerst nicht mit einem Fulltime-Funktionärsjob tauschen. "Ich habe überhaupt keine Ambitionen", erklärte er am Montagabend in Dortmund.

Stattdessen wird nun in Christoph Metzelder ein weiterer Ex-Nationalspieler hoch gehandelt. Der 38-Jährige ist als Ex-Profi, Mitinhaber einer Agentur und Präsident seines Heimatvereins TuS Haltern sowohl in der Bundesliga als auch im Amateurfußball gut vernetzt. Eine direkte Kontaktaufnahme soll es aber noch nicht gegeben haben, zudem ist Metzelder auch als Sportdirektoren-Kandidat bei Schalke 04 im Gespräch.

Weitere Kandidaten aus der DFB-Zentrale

Naheliegende Kandidaten kämen zudem aus der DFB-Zentrale: Generalsekretär Friedrich Curtius, der schon Büroleiter von Grindels Vorgänger Wolfgang Niersbach war, und Oliver Bierhoff, aktuell als Sportdirektor der starke Mann im Verband. Ein echter Neuanfang mit einem neuen Gesicht wäre das allerdings nicht.

Als sich am späten Montagabend DFL-Präsident Rauball, sein Stellvertreter Peter Peters und der stellvertretende DFB-Generalsekretär Ralf Köttker an einen Tisch in der Bar des Fußballmuseums zurückzogen, dürfte genau dieses Problem Thema gewesen sein. Als die drei wieder aufstanden, sah es nicht danach aus, als hätten sie eine Lösung gefunden.

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