Gegenüber "ZDF"-Reporter Boris Büchler hatte sich Mertesacker ungehalten über dessen Kritik gezeigt und betont, dass jeder Gegner auf diesem Level unangenehm ist. In der "Bild" unterstützte ihn Bierhoff jetzt: "Ich kann ihn voll verstehen. Wer nach 120 Minuten Kampf mit einem wichtigen Sieg am Ende nicht ein einziges positives Wort im Interview hört, der kann schon mal ausrasten. Diese Emotionen müssen wir auch zulassen."
Schließlich sei das deutsche Publikum generell gewohnt kritisch: "In fast allen anderen Ländern wäre die Reaktion nach dem Einzug in das Viertelfinale einer WM zunächst einmal pure Freude. Wir Deutsche sehen halt gerne immer auch gleichzeitig die Dinge, die nicht gut gelaufen sind. Das gilt übrigens nicht nur für den Fußball."
Bierhoff kritisiert Schwarz-Weiß-Denken
Immerhin seien es generell Zeiten, "in denen vieles nur noch schwarz oder weiß gesehen wird. Nach dem 4:0 gegen Portugal, bei dem nicht alles gut war, waren wir schon Weltmeister. Und nach dem 2:2 gegen Ghana sah es schon wieder anders aus. Sachliche Kritik akzeptieren wir, aber was aktuell teilweise auf unsere Jungs niederprasselt, finde ich ungerecht."
Natürlich wolle das DFB-Team in Brasilien auch tollen Fußball spielen, so Bierhoff weiter: "Aber letztendlich geht es hier nur um das Ergebnis und den Titel."
"Sehe Emotionalisierung positiv"
Gleichzeitig lobte der ehemalige Nationalspieler aber auch die Leidenschaft in der Heimat, aus der die manchmal ungehaltene Kritik logischerweise resultiert: "Ich sehe es positiv, wenn die Nationalmannschaft so emotionalisiert wird. Man spürt, wie mit dem Team mitgefiebert wird. Viele Wünsche werden auf die Mannschaft projiziert, vieles wird hineingedeutet."
Wie weit das geht, hänge letztlich von der Erwartungshaltung ab: "Aufgrund unserer tollen Spielweise der vergangenen Jahre liegt die Messlatte enorm hoch. Werden die Erwartungen nicht erfüllt, dann fällt die Kritik entsprechend hart aus. 2002 hatten unsere Fans keine hohen Erwartungen, da war die Freude auch über glanzlose Siege groß."