"Wir wollen nicht diese Probleme haben, die andere haben, und alles in 90 Minuten regeln. Entweder wir bringen Leistung - oder wir fahren heim", sagte Kapitän Philipp Lahm vor dem Achtelfinale in Porto Alegre gegen Algerien in aller Deutlichkeit.
Doch Joachim Löw ist überzeugt, dass sein Team die Botschaft längst verstanden hat. "Ich spüre, dass die Mannschaft brennt. Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Wir gehen in das Spiel mit großem Selbstbewusstsein. Wenn wir unsere Stärken ausspielen, werden wir das auch gewinnen", sagte der Bundestrainer vor dem ersten K.o.-Spiel im Brustton der Überzeugung. Das DFB-Motto lautet: kühles Wetter, heiße Herzen!
Es ist eines dieser Spiele, die Löw liebt: König oder Narr, Viertelfinale oder Heimflug, Pflichterfüllung oder Blamage.
"Solche Spiele haben eine besondere Magie und eine besondere Spannung. Da gibt es kein Hintertürchen. Konzentration heißt das Gebot der Stunde", betonte Löw.
Scheitern könnte fatale Folgen haben
Er selbst sei "absolut entspannt". Von seiner Mannschaft erwartet er, dass sie den Druck in positive Energie umwandelt - wovon Torjäger Thomas Müller überzeugt ist: "Deutschland war ja schon immer eine Turniermannschaft. Ich vertraue auf unsere Qualitäten."
Dass die Erwartungshaltung in der Heimat riesig ist, weiß Löw. Ein Scheitern gegen den klaren Außenseiter könnte sogar die Planung des 54-Jährigen, seinen Vertrag beim DFB bis 2016 erfüllen zu wollen, erheblich ins Wanken bringen.Doch pünktlich vor dem Duell hat DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dem Bundestrainer erneut eine Jobgarantie ausgestellt. "Es sind keinerlei Klauseln in dem Vertrag enthalten, die ihm nur bei bestimmen Ergebnissen Gültigkeit verleihen", sagte Niersbach in einem stern-Interview.
Doch an seine Zukunft verschwendet Löw derzeit überhaupt keinen Gedanken. Vielmehr bastelt er mit Akribie an einem Masterplan für das Duell gegen die Nordafrikaner.
"...der macht einen riesengroßen Fehler"
Seinen Stars gab er schon einmal eine klare Warnung mit auf den Weg. "Wer denkt, dass im Achtelfinale ein vermeintlich leichter Gegner wartet und sich schon Gedanken über die nächste Runde macht, der macht einen riesengroßen Fehler", sagte Löw mit Nachdruck.
Deshalb sei der mögliche Viertelfinal-Gegner Frankreich "überhaupt noch nicht in unseren Köpfen. Bei einem Turnier muss man Schritt für Schritt gehen".
Algerien stuft Löw nach ausführlichen Video-Studien als "kompakte, extrem laufstarke und aggressive Mannschaft" ein. Das ganze Land befinde sich in einer "riesigen Euphorie".
Schande von Gijon? Kein Thema
Nicht verstehen kann er aber bei aller Begeisterung in Algerien, dass dort schon seit Tagen von Rache für die "Schande von Gijon" bei der WM 1982 die Rede ist. Das irritiere ihn.
"Spieler, die noch gar nicht geboren wurden - warum sollen die sich rächen wollen? Das ist nicht nachzuvollziehen", sagte Löw. Thema abgehakt.
Es gibt wichtigere Dinge, die Löw und seinen Stab intensiv beschäftigen. Es habe in der Gruppenphase "viel Licht, aber auch Schatten" gegeben, analysierte der Coach: "Für uns heißt es jetzt, die Hausaufgaben zu machen. Wir müssen unser Spiel in der Offensive, im letzten Drittel, beim Torabschluss und der Besetzung im Strafraum verbessern."
Für Löw seien dies aber "Verbesserungen im Detail". Das Gesamtpaket stimme weiterhin. Und ohnehin sei es die "große Kunst" bei so einem Turnier, "steigerungsfähig" zu sein: "Das ist ein Marathon und kein Hundertmetersprint."
Klima als Vorteil, Podolski fehlt
Da kommt es dem DFB-Team entgegen, dass ein Teil dieses Marathons im kühleren Süden Brasiliens stattfindet.
"Wir kommen aus der Wärme, das kann ein Vorteil sein", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Die vorhergesagten Temperaturen für Porto Alegre liegen am Montag zwischen neun und 16 Grad.
Lukas Podolski fällt wegen einer Oberschenkelzerrung aus. Ansonsten wollte der Bundestrainer wie immer keine Hinweise auf seine Aufstellung geben.
Auch bei der Besetzung der Mittelfeldzentrale neben Kapitän Philipp Lahm hielt er sich bedeckt. Die Kandidaten sind Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger. Er werde das "situativ und aus dem Bauch heraus entscheiden".