"Es gibt keine Luxusposition"

Von Daniel Reimann
Ilkay Gündogan kann bei der WM im Sommer aufgrund einer Verletzung nur zuschauen
© getty

Während zahlreiche Dortmunder mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Brasilien um den Titel fighten, muss Ilkay Gündogan verletzt zusehen. SPOX traf ihn in Berlin beim Grand Opening des "Nike House of Phenomenal" bei der Vorstellung des neuen "Nike Magista" zum kurzen Gespräch. Gündogan über Notstand auf seiner Sechser-Position, mögliche Systemumstellungen und Titelchancen des DFB-Teams.

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SPOX: Herr Gündogan, Sie sind nach wie vor verletzt und müssen zusehen, wie Ihre Freunde vom BVB zur WM fahren. Stehen Sie viel in Kontakt mit Ihren Teamkollegen?

Ilkay Gündogan: Wir haben mittlerweile eine eigene App, eine Nationalmannschafts-App. Da kommunizieren wir viel. Da ist die ganze Truppe dabei. Ich habe vor zwei Tagen erst ein paar Minuten mit Mesut Özil gesprochen. Aber da sie sich gerade in der Vorbereitung befinden und ich ja auch Dinge zu erledigen habe, haben wir auch nicht ständig Kontakt.

SPOX: Können Sie denn genauso mitfiebern, auch wenn Sie nicht dabei sind?

Gündogan: Ich sehe mich nach wie vor als Teil der Mannschaft. Natürlich fiebere ich mit. Ich hoffe, dass die Kollegen alle rechtzeitig fit und gesund werden, so dass wir die bestmögliche Aufstellung auf den Platz schicken können. Über so ein Turnier braucht man nicht nur elf Spieler, sondern auch den 15., 16. oder 17. Mann. Hoffentlich werden alle rechtzeitig fit.

SPOX: Wie schwer fällt Ihnen das Zusehen?

Gündogan: Mich selbst juckt es schon sehr in den Beinen, wenn ich die Jungs so sehe. Aber mir bleibt nichts anderes übrig, als mich auf meine Gesundheit zu konzentrieren und den Jungs die Daumen zu drücken.

SPOX: Neben Ihnen fällt nun auch noch Lars Bender als Sechser aus, Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira werden wohl kaum zu 100 Prozent fit werden. Die Sechs galt aufgrund Ihrer Besetzung einst als Luxusposition im DFB-Team - wird Sie jetzt zur Problemzone?

Gündogan: Da sieht man einmal, wie schnell man von einer "Luxusposition" in so eine Situation kommt. Es gibt keine Luxusposition! Man hat entweder fitte Spieler, die in Form sind - oder eben nicht. Und wenn man sie hat, sollte man sich nicht darüber beschweren, sondern froh darüber sein, dass man so viele tolle Fußballer für eine Position hat.

SPOX: Die Ausfälle oder unfitten Spieler auf der Sechs werden also nicht zum Problem für Joachim Löw?

Gündogan: Ich habe da keine Bedanken. Wir sind in der Breite richtig gut aufgestellt. Auch der 25. oder 26. Mann im Kader spielt in seinem Bundesliga-Verein eine sehr, sehr wichtige Rolle. Die kann er auch in der Nationalmannschaft spielen. Ich gehe davon aus, dass Khedira und Schweinsteiger fit werden. Dazu haben wir einen Toni Kroos, einen Philipp Lahm, der dort spielen kann. Und Christoph Kramer, der auch mit dabei ist. Da ist genug Potenzial vorhanden. Und im Notfall kann man das System noch umstellen und mit nur einem Sechser spielen. Der Bundestrainer weiß schon, was er macht. Ich mache mir da keine Sorgen.

SPOX: Der Bundestrainer hält sich mit endgültigen Zielsetzungen zum WM-Titel noch zurück. Insgesamt herrscht nach den vielen 2. und 3. Plätzen der Vergangenheit große Titelsehnsucht. Wie nehmen Sie die Stimmung wahr?

Gündogan: Ich würde den Jungs den Titel von Herzen gönnen. Die letzten Jahre wurde immer ein großer Druck aufgebaut. Es hieß immer, man müsse um den Titel mitspielen. Das sehe ich dieses Jahr ehrlich gesagt am wenigsten. Besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, dass viele angeschlagen oder verletzt sind. Viele wissen wahrscheinlich auch gar nicht so richtig, was sie von dieser Mannschaft erwarten können. Es wird wohl auch die eine oder andere Überraschung geben während des Turniers.

SPOX: Reicht es denn für den ganz großen Wurf?

Gündogan: Wenn wir gut in das Turnier starten und vielleicht auch das notwendige Glück haben, sind wir auch bereit für den ganz großen Wurf. Aber dabei spielen viele Faktoren eine große Rolle. Wir müssen abwarten, wie das Turnier verläuft. Aber ich traue es der Mannschaft auf jeden Fall zu, das Turnier zu gewinnen.

Ilkay Gündogan im Steckbrief

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