Vor 51.500 Zuschauern in der Arena in Hamburg brachte Thomas Müller (15.) die deutsche Mannschaft in Führung. Wenig später erhöhte Miroslav Klose (26.) auf 2:0. Nach dem Seitenwechsel sorgte schließlich Mesut Özil für den verdienten Endstand.
Löws 52. Erfolg als Bundestrainer ist gleichzeitig der höchste Sieg einer DFB-Elf im prestigeträchtigen Nachbarschaftsduell gegen die Niederlande seit 1959. Damals gab es ein 7:0 für Deutschland.
Reaktionen:
Bundestrainer Joachim Löw: "Wir können sehr zufrieden sein, nicht nur mit dem Spiel, sondern mit dem gesamten Jahr. Wir haben mit viel Spielfreude und Leichtigkeit gespielt und kombiniert, womit die Holländer offenbar überfordert waren. Besonders das Mittelfeld und die Offensive haben gut gearbeitet, die Niederländer sind kaum in die Gefahrenzone gekommen."
Mesut Özil: "Der ganzen Mannschaft hat das Spiel heute viel Spaß gemacht. Wir wollten unbedingt gewinnen. Die Niederländer hatten keine Chance. Wir haben gezeigt, dass diese junge Mannschaft viel Potenzial hat und um den EM-Titel mitspielen kann."
Thomas Müller: "Wir haben von Anfang an viel richtig gemacht und sofort ein Tor erzielt, danach haben wir gespielt wie aus einem Guss."
Dennis Aogo: "Das war kein Spiel mit Feundschaftscharakter. Entsprechend ernst haben wir das Spiel genommen. Wenn man gesehen hat, wie wir gegen so einen großen Gegner gespielt haben, können wir uns von der EM-Favoritenrolle nicht wegreden."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Deutschland wieder im gewohnten 4-2-3-1. Die einzige Spitze gibt Klose, Gomez sitzt auf der Bank. Auch Götze bleibt draußen, Podolski beginnt im offensiven Mittelfeld. Mertesacker rückt für Hummels in die Startelf.
Die Niederländer beginnen mit drei Bundesliga-Legionären: Braafheid, Babel und Huntelaar. Auch Sneijder ist rechtzeitig fit geworden und kann spielen. Der ehemalige HSV-Verteidiger Mathijsen kehrt in sein altes Stadion zurück.
2.: Erste Chance für Deutschland: Müller leitet einen Einwurf mit der Hacke in den Lauf von Klose. Der marschiert halbrechts durch die gegnerische Hälfte und wird nicht attackiert. Aus 18 Metern dann der Abschluss: Scharfer Aufsetzer, der knapp rechts vorbeirauscht!
4.: Braafheid mit einem harmlosen Heber in die Spitze, doch Mertesacker lässt den Ball in den Lauf von Huntelaar durchrutschen. Der legt sich den Ball etwas zu weit vor, der Winkel wird spitz. Harter Flachschuss, der parallel zur Grundlinie aber ins Seitenaus geht.
15., 1:0, Müller: Traumtor! Kroos hat die entscheidende Idee und flankt aus dem linken Halbfeld ans rechte Fünfereck, wo Klose im Rücken von Braafheid ungestört per Volley querlegt. Von hinten kommt Müller mit Anlauf, nimmt den Ball ebenfalls direkt aus neun Meter - unten rechts schlägt es ein.
26., 2:0, Klose: Wieder ein Tor der Extraklasse: Diesmal initiiert Müller die Aktion, indem er halbrechts das Tempo anzieht und Platz für Özil auf dem Flügel schafft. Pass im richtigen Moment, butterweiche Flanke direkt aus dem Lauf von Özil. Am Elfmeterpunkt steht Klose in der Luft und drückt den Ball mit dem Kopf genau neben den rechten Pfosten!
36.: Müller mit einer starken Flanke von links, Klose steigt am Fünfer hoch. Doch er bugsiert den Ball mit einer Mischung aus Kopf, Schulter und Arm am Tor vorbei.
66., 3:0, Özil: Traumtor zum Dritten! Nach einem Bock von De Jong im Mittelfeld läuft der Ball über Müller und Klose zu Özil, der am Elfmeterpunkt wieder in den Lauf von Klose legt. Der könnte abschließen, spielt aber noch einmal quer! Özil sagt Danke und schiebt ins leere Tor.
Fazit: Hoch verdienter Sieg für Deutschland, der sogar noch höher hätte ausfallen können. Beeindruckende Leistung - beeindruckendes Ergebnis.
Der Star des Spiels: Die Zweikampfstärke, Beweglichkeit und Effektivität von Klose? Die enorme Präsenz von Khedira? Das Rhythmusgefühl von Kroos? Der Spielwitz von Müller? Die Präzision von Özil? Fast die komplette Mannschaft lieferte geschlossen eine sehr überzeugende Leistung ab. Auffällig allerdings die Asymmetrie im Spiel nach vorne: Fast alles ging über rechts, die linke Seite fiel offensiv doch deutlich ab.
Der Flop des Spiels: Kevin Strootman. Der 21-Jährige gilt als eines der größten Mittelfeldtalente im niederländischen Fußball. Gegen Deutschland allerdings war er auf der Doppelsechs völlig überfordert. Wurde nach 60 Minuten ausgewechselt. Bis dahin hatte er keinen einzigen (!) Zweikampf gewonnen.
Der Schiedsrichter: Cüneyt Cakir. Der Türke hatte wenig Mühe mit der grundsätzlich sehr fairen Partie. War nicht immer konsequent in seiner Linie, lag in den wesentlichen Entscheidungen aber richtig.
Analyse: Beeindruckende erste Halbzeit der DFB-Elf! Die Defensive dominierte die niederländischen Flügel souverän. Im Spiel nach vorne kombinierte die Mannschaft extrem passsicher, suchte geduldig die Lücke und verschärfte dann immer wieder im richtigen Moment das Tempo. Im Zentrum diktierte Kroos intelligent den Rhythmus, auf der starken rechten Seite initiiere Müller - oft unterstützt durch Özil - im wieder die Aktionen für den enorm beweglichen und agilen Klose.
Die Niederländer zeigten nur in den ersten 15 Minuten ihre spielerischen und offensiven Qualitäten. Spätestens nach der deutschen Führung aber verlor das Mittelfeld um van Bommel und den überforderten Youngster Strootman komplett den Zugriff. Die drei zentralen Holländer gewannen in 45 Minuten nur 10 Zweikämpfe - so viele wie Khedira alleine.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb Deutschland wesentlich präsenter, aggressiver und spielfreudiger, stand allerdings etwas tiefer und lauerte auf Konter - auch das immer wieder sehr präzise und gefährlich. Nach dem 3:0 schließlich ließen die Niederländer endgültig die Köpfe hängen und wurden phasenweise vorgeführt.Erst als etliche Wechsel auf beiden Seiten den Spielfluss unterbrachen, flachte die Partie etwas ab.
Am Ende ein hoch verdienter Sieg einer konzentrierten und spielfreudigen deutschen Mannschaft - und der würdige Abschluss eines erfolgreichen Länderspieljahres.
Deutschland - Niederlande: Daten und Fakten zum Spiel