Rotterdam, 20. Juni 2000. Deutschland verliert bei der EM in den Niederlanden und Belgien sein letztes Gruppenspiel 0:3 gegen Portugal. Mit nur einem Tor und einem Punkt schied die DFB-Elf sang- und klanglos aus.
Der Verband reagierte auf die peinlichen Auftritte des A-Teams mit einem runderneuerten Nachwuchskonzept, um das Deutschland in der Welt mittlerweile beneidet wird. Rund 500 Millionen Euro investierten der DFB und die Klubs seitdem in die Jugendförderung.
Doch auch kurzfristig musste sich etwas tun, schließlich stand 2006 die WM im eigenen Land an. Das Team 2006 wurde gegründet, ein Perspektiv-Team, in dem parallel zur U 21 hoffnungsvolle Talente an die A-Nationalmannschaft herangeführt werden sollten.
Am 6. Juni 2002 fiel der Startschuss mit einer 1:2-Niederlage gegen die zweite Mannschaft der Türkei, am 15. November 2005 und neun Spiele später war Schluss.
"Aufgabe bestens erfüllt"
Noch heute kann man auf der DFB-Homepage nachlesen, dass die Aufgabe, jungen Spielern, die nicht den direkten Sprung von der U 21 zur A-Mannschaft geschafft haben, eine zweite Chance zu bieten, "bestens erfüllt wurde". Mit Tim Borowski, Timo Hildebrand, Arne Friedrich und Mike Hanke gehörten vier ehemalige Spieler des Teams 2006 dem WM-Kader 2006 an.
Aber: Von 73 im Team 2006 eingesetzten Spielern haben 49 nie für die A-Nationalmannschaft gespielt. Das macht eine "Fehlquote" von rund 70 Prozent. Zum Vergleich: Von der Final-Startelf der U-21-Europameister von 2009 sind heute acht Spieler im Dunstkreis der Nationalmannschaft, mit Manuel Neuer, Sami Khedira, Mesut Özil und Mats Hummels gehören vier zum erweiterten Stamm.
Was blieb vom Team 2006? Ein Blick zurück mit Volltreffern und Gescheiterten.
Die Volltreffer
Mario Gomez (Team 2006: 2 Einsätze, A-Team: 47 Einsätze): Die Karriere im A-Team verlief bislang für den 26-Jährigen unglücklich. Sein Fehlschuss bei der EM 2008 gegen Österreich, als er den Ball aus zwei Metern über das leere Tor schoss, stand lange sinnbildlich für Gomez' Leistungen in der Nationalelf. Dabei ist seine Quote mit 19 Toren in 47 Länderspielen alles andere als schlecht. Im Verein ist Gomez eine Bank und mittlerweile kratzt er im A-Team an der Alleinherrschaft von Miroslav Klose. Für Joachim Löw ist Gomez unverzichtbar.
Arne Friedrich (Team 2006: 1 Einsatz, A-Team: 82 Einsätze): Nach nur zwei Bundesligaspielen und einem Einsatz im Team 2006 wurde der Defensivspieler von Rudi Völler 2002 ins A-Team berufen und war dort lange Zeit eine feste Größe. Bei der WM 2006 musste Friedrich Rechtsverteidiger spielen und wurde gleich nach dem Auftaktspiel gegen Costa Rica (4:2) in den Medien heftig kritisiert. Friedrich blieb in der Mannschaft und steigerte sich von Spiel zu Spiel. Vier Jahre später in Südafrika war er einer der besten Innenverteidiger des Turniers und erzielte im Viertelfinale gegen Argentinien sein erstes Tor für das A-Team. Wegen einem chronischen Rückenleiden und spätestens seit seiner Vertragsauflösung in Wolfsburg ist Friedrich weit weg von der Nationalmannschaft.
Tim Borowski (Team 2006: 5 Einsätze, A-Team: 33 Einsätze): Ein Begriff bleibt hängen, wenn man an auf Karriere des Mittelfeldspielers blickt: Phlegma. Nicht wenige Experten sind sich einig, dass es Borowski auf mehr als 33 Länderspiele gebracht hätte, wenn er den nötigen Biss gehabt hätte. In seiner stärksten Zeit hatte er allerdings ein Problem: auf seiner Position spielte Michael Ballack. In diesem Zusammenhang sind 33 Länderspiele eine stattliche Zahl. Bei der WM 2006 zeigte er starke Leistungen und stand Gewehr bei Fuß, wenn sich für ihn die Chance ergab. Wie Friedrich gab er 2002 unter Völler sein Debüt. Trotzdem spielte er noch zwei Jahre für das Team 2006.