Die Suche nach mehr Zukunft

Von Stefan Rommel
Drei aus Sechs: Die DFB-Youngster Andre Schürrle, Mats Hummels und Marcel Schmelzer (v.l.)
© Getty

Wenn Deutschland am Mittwoch im letzten Länderspiel des Jahres auf Schweden trifft, wird Joachim Löw so viel testen wie schon lange nicht mehr. Sechs Spieler hat der Bundestrainer nominiert, die ein Versprechen für die Zukunft sind. Die Dortmunder Mats Hummels und Mario Götze scheinen die besten Karten zu haben.

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Dass es eine kleine Wachablösung werden würde, konnte an jenem tristen Februarabend in Düsseldorf niemand ahnen. Die deutsche Nationalmannschaft versuchte sich im Testspiel gegen Norwegen, am Ende blieben ein trostloses 0:1 und jede Menge verärgerter Fans zurück.

Über den Sinn und Unsinn von Testspielen wurde trefflich gestritten und dabei übersehen, dass eine wichtige Figur wie Mesut Özil sein erstes Spiel für Deutschland machte. Es war der Beginn seiner steilen Karriere im DFB-Dress.

Und im Gegenzug, aber das konnte wirklich noch niemand ahnen, war es das letzte Spiel von Torsten Frings in Schwarz und Weiß.

Joachim Löw hat in seiner mehr als vierjährigen Amtszeit als Bundestrainer schon 40 Neulingen zu ihrem Debüt verholfen. Eine zu große Testwut wurde dem Bundestrainer oft bescheinigt, die Ergebnisse geben ihm aber Recht.

Manifest zur Veredelung

Özil folgten später noch andere mittlerweile feste Größen wie Manuel Neuer, Jerome Boateng oder Sami Khedira - alles Stammkräfte bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr.

Insofern ist das letzte Länderspiel des Jahres gegen Schweden in Göteborg (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) ein regelrechtes Manifest Löws zur weiteren Veredelung seines Kaders.

Mit Marcel Schmelzer, Lewis Holtby, Andre Schürrle und Mario Götze hat Löw vier Neulinge dabei, dazu mit Mats Hummels und Kevin Großkreutz noch zwei weitere Hoffnungsträger, die erst vor ein paar Monaten ihre Premiere gefeiert haben und erst bei einem Länderspiel stehen.

"Im Bereich der 18- bis 21-Jährigen sind wir anderen Nationen voraus", sagt Bastian Schweinsteiger. "Die Erfolge der U-Mannschaften sind ein Beleg dafür, dass unser Kader der mit der größten Perspektive ist."

Nur werden nicht alle sechs "Neulinge" wie selbstverständlich weitere Einsatzzeiten im DFB-Team bekommen. Eine Bestandsaufnahme.

Mats Hummels

Die Situation: Der Dortmunder gilt derzeit als hoffnungsvollster deutscher Innenverteidiger. Hummels spielt bisher eine überragende Saison beim BVB, dürfte derzeit der beste Innenverteidiger der Bundesliga sein. Nachdem eine Berufung ins WM-Aufgebot Löw zufolge noch zu früh gekommen wäre, kommt der Bundestrainer jetzt nicht mehr um Hummels herum.

Die Perspektive: Besser könnte die Ausgangslage eigentlich kaum sein. Seit der EM 2008 ist der Platz neben per Mertesacker im Abwehrzentrum vakant. Bei der WM überzeugte Arne Friedrich, der ist aber seit vier Monaten verletzt und muss sich erst wieder an sein Leistungsniveau herankämpfen. Hummels' Anlagen entsprechen exakt dem Anforderungsprofil von Löw, in der Spieleröffnung ist er sogar talentierter als Mertesacker. Der Bremer ist natürlich immer noch gesetzt, hat in seinen bisherigen Leistungen aber noch ordentlich Luft nach oben. Bleibt Hummels annähernd auf dem derzeitigen Level und von Verletzungen verschont, wird er in Zukunft wohl regelmäßig eine Einladung bekommen.

Wer muss zittern? Eine ganze Reihe anderer Spieler bekommt spätestens jetzt richtig Druck. Serdar Tasci stagniert seit Monaten, auch Heiko Westermann kann in der Innenverteidigung nicht so überzeugen. Friedrich muss sich zunächst über den Verein wieder empfehlen, in Wolfsburg erst Fuß fassen. Mittelfristig heißen Hummels' Kontrahenten eher Holger Badstuber, Jerome Boateng und eventuell noch Benedikt Höwedes.

Marcel Schmelzer

Die Situation: Schmelzer ist vielleicht der beharrlichste der Kandidaten. Nachdem er in Dortmund immer mal wieder als Ersatz für Dede eingesprungen war, erkämpfte er sich in der letzten Saison den Stammplatz der BVB-Ikone und macht jetzt in dieser Spielzeit den nächsten großen Schritt. Schmelzer ist unumstritten, selbst Dede hat den Machtwechsel auf der linken Seite längst akzeptiert. Ins internationale Rampenlicht spielte sich Schmelzer zum ersten Mal bei der U-21-EM 2009, die großen Schritte nach vorne macht er seit gut einem Jahr.

Die Perspektive: Eine kleine Parallele zu Hummels: Schmelzer spielt auf einer notorischen Mangelposition, links in der Viererkette. Der gesamte Weltfußball lechzt förmlich nach starken Linksverteidigern, Deutschland ist dabei eines der Länder, das seit Jahren nach der Idealbesetzung sucht.

Nach dem Wechsel von Philipp Lahm von links nach rechts hat sich das Problemfeld der deutschen Mannschaft in die entgegengesetzte Richtung verlagert. Schmelzer gilt zumindest als ernsthafte Alternative.

Wer muss zittern? Eine ganze Reihe von Spielern hat sich links in der Viererkette schon versucht. Die meisten sind allerdings keine reinen Spezialisten wie Schmelzer, sondern vielmehr Notlösungen: Badstuber, Boateng, Westermann, Jansen. Dazu kommt der gelernte Linksverteidiger Marcel Schäfer, der nach einem verlorenen Jahr in Wolfsburg aber zu weit weg ist von der Mannschaft.

Teil 2: Von Holtby bis Götze

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