Zwanziger bleibt DFB-Präsident

SID
Theo Zwanziger darf beim DFB in seine dritte Amtszeit als Präsident gehen
© Getty

Auf dem DFB-Bundestag in Essen wurde DFB-Präsident Theo Zwanziger einstimmig in seinem Amt bestätigt. Alle 255 Delegierten stimmten für den 65-Jährigen, der damit bis 2013 Präsident bleibt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

UpdateUngeachtet einer drohenden Klagewelle im Schiedsrichter-Skandal um Manfred Amerell geht Theo Zwanziger voller Tatendrang und Zuversicht in seine dritte Amtszeit als DFB-Präsident.

"Ich freue mich über das Vertrauen. Ich habe es mir nicht leicht gemacht, noch einmal für das wichtige Amt des DFB-Präsidenten zu kandidieren. Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir zuletzt einige Dinge sehr weh getan haben. Aber nach Rücksprache mit meiner Frau und meinen Kindern habe ich entschieden, dass ich Sie gerne noch einmal drei Jahre lang nerve. Ich habe die Kraft für drei weitere Jahre", sagte Verbandsboss Zwanziger am Freitag nach seiner Wiederwahl beim DFB-Bundestag in der Essener Philarmonie.

Der 65 Jahre alte Jurist aus Altendiez wurde auf dem 40. ordentlichen Bundestag von den 255 anwesenden Delegierten einstimmig wiedergewählt. Zwanziger geht damit in seine dritte Amtszeit. Von 2004 bis 2006 hatte er gemeinsam mit dem DFB-Ehrenpräsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder den größten Sportfachverband der Welt angeführt.

Seit 2006 steht Zwanziger alleine an der DFB-Spitze. Bis 2009 wurde der Frauenfußball-Fan für seine Amtsführung durchgängig gelobt, in den vergangenen Monaten sorgte die zunächst geplatzte Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw sowie die Affäre um den früheren Schiedsrichterbeobachter Amerell und Ex-FIFA-Referee Michael Kempter jedoch für einige Misstöne.

"Frauen-WM wird ein tolles Märchen"

Mit Blick auf die kommenden drei Jahre will sich Zwanziger aber wieder weniger mit Anwälten und juristischen Scharmützeln beschäftigen, sondern lieber mit den Nationalmannschaften für Furore sorgen.

Zwanziger gab das Ziel aus, mit der A-Nationalmannschaft 2012 in Polen und der Ukraine Europameister werden zu wollen, die Frauen gehen bei der Heim-WM 2011 ohnehin als absoluter Topfavorit an den Start.

"Die Frauen-WM wird ein tolles Märchen, darauf freuen wir uns. Wir achten aber darauf, dass wir mehr Frauen mit Migrationshintergrund abholen, um wie derzeit bei den Männern von der Vielfältigkeit zu profitieren", sagte der DFB-Boss.

Einen besonderen Dank sprach Zwanziger Bundestrainer Joachim Löw aus. Offenbar war es alleine die am Ende gelungene Vertragsverlängerung mit der sportlichen Führung der Nationalmannschaft im Anschluss an die erfolgreiche WM, die Zwanziger zu einer erneuten Kandidatur als DFB-Präsident motivierte.

"Mein Dank gilt vor allem Jogi Löw. Wir haben einen Bundestrainer, auf den wir sehr stolz sein können. Ich hoffe, dass er noch lange weitermachen wird", sagte Zwanziger, der zudem Teammanager Oliver Bierhoff überraschend als "das Gesicht der Nationalmannschaft" bezeichnete.

Regionalligareform eingeleitet

Neben den sportlichen Bereichen legte Zwanziger das Augenmerk des Verbandes vor allem auf soziale Aspekte. So machte sich der DFB-Boss für Integration und Chancengleichheit stark.

"Integration und Kampf gegen Diskriminierung haben oberste Priorität in einem werteorientierten Fußball. Der Fußball darf nicht ausgrenzen, er grenzt ein", sagte Zwanziger, der zudem erneut dafür plädierte, dass DFB-Sportdirektor Matthias Sammer seinen noch bis 2013 laufenden Vertrag beim Verband erfüllt.

Zudem brachten die Delegierten auf dem Bundestag mit der Gründung einer Kommission die Reform der Regionalliga auf den Weg. Die vierte Spielklasse soll ab 2012/2013 von drei auf fünf Staffeln erhöht werden, maximal sieben Reserveteams von Profiklubs sollen dabei pro Staffel zugelassen werden.

Zwanziger wird Vetternwirtschaft vorgeworfen

In den kommenden Wochen muss sich Zwanziger allerdings wieder intensiver mit der Affäre Amerell/Kempter beschäftigen. Denn der Ex-Schiedsrichterbeobachter Amerell wirft Zwanziger Vetternwirtschaft vor und will an etlichen Fronten juristisch gegen ihn vorgehen.

Amerell hat beim Landgericht Augsburg bereits eine einstweilige Verfügung beantragt, da Zwanziger zu Wochenbeginn in einem Interview behauptet hatte, der ehemalige Bundesliga-Referee habe über Jahre hinweg seine Amtspflichten verletzt.

Zudem kündigte Amerell an, Zwanziger wegen der Aussage bei der Staatsanwaltschaft Augsburg und beim DFB-Kontrollausschuss anzuzeigen.

"Das wird geschehen und ist konkret in der Bearbeitung. Anfang kommender Woche werden die Unterlagen rausgehen", bestätigte Amerell-Anwalt Jürgen Langer am Freitag: "Es soll ein Signal an Zwanziger sein, dass er endlich Ruhe geben soll."

Amerell mit harten Anschuldigungen

Im Interview mit dem Kölner "Express" fuhr Amerell schweres Geschütz gegen Zwanziger auf. Amerell berichtete, dass ihm bereits im März ein Schreiben zugegangen sei.

"Darin heißt es unter anderem, dass Theo Zwanziger viele Prozesse des DFB von seiner Anwaltssozietät in Altendiez beziehungsweise Gera abwickeln lässt beziehungsweise ließ", berichtete Amerell.

Er stellte daher Fragen: "Hat Herr Zwanziger in seiner Zeit als Präsident Rechtsfälle vom DFB zugespielt bekommen oder diese von seiner Kanzlei oder von Familien-Angehörigen abwickeln lassen? Hat er die gleichen Fälle auch in seiner Zeit als Schatzmeister bekommen?"

Amerell bezeichnete Zwanziger als "ausgesprochenen Lügner", der die Delegierten beim außerordentlichen Bundestag am 9. April schamlos belogen hätte. Damals hatte Zwanziger gesagt, Michael Kempter könne wieder pfeifen, alles sei in Ordnung. Amerell wird von Ex-FIFA-Referee Kempter und drei weiteren Kollegen der sexuellen Nötigung beschuldigt.

Zwanziger macht Ballack Mut