Sieben WM-Teilnehmer, acht Rückkehrer und zwei Neulinge: Bundestrainer Joachim Löw hat für das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Dänemark in Kopenhagen erwartungsgemäß eine B-Elf nominiert.
Beim ersten Spiel der DFB-Auswahl nach der WM in Südafrika werden wegen des Verzichts auf WM-Torschützenkönig Thomas Müller und Co. die Debütanten Sascha Riether vom VfL Wolfsburg und Marco Reus von Borussia Mönchengladbach eine Bewährungschance erhalten.
Hitzlsperger im Kader
Neben der Berufung der beiden Neulinge überraschte Löw vor allem mit dem Comeback von England-Legionär Thomas Hitzlsperger, der erstmals seit November 2009 wieder zum Kader zählt.
"Entscheidend ist für uns, dass wir ausnahmslos Spieler nominiert haben, die wir vor der WM immer beobachtet haben und die sich mit guten Leistungen für weitere Einladungen empfehlen können", sagte Löw bei der Bekanntgabe seines Aufgebots für das Spiel gegen die Dänen.
Kritik von Louis van Gaal und Felix Magath
Löw nahm bei der Auswahl seines nur 17 Spieler umfassenden Kaders wie erwartet Rücksicht auf die Bundesliga sowie die deutsche U21, die am kommenden Mittwoch in Island zeitgleich ein wichtiges EM-Qualifikationsspiel zu absolvieren hat.
Vor allem Bayern-Coach Louis van Gaal, aber auch Schalke-Trainer Felix Magath hatten die frühe Terminierung des Länderspiels heftig kritisiert.
Alleine im Angriff verzichtete Löw neben Müller in Miroslav Klose, Stefan Kießling, Cacau und Lukas Podolski auf vier weitere WM-Teilnehmer.
"Sind uns der Gesamtverantwortung bewusst"
"Es war für uns nach der WM und der Vertragsverlängerung der sportlichen Leitung von Anfang an eine Selbstverständlichkeit, dass wir gegen Dänemark auf etablierte Kräfte verzichten. Denn wir sind uns unserer Gesamtverantwortung für die Form und Gesundheit der Nationalspieler bewusst", erklärte Löw.
Der Bundestrainer weiter: "Gerade nach der hohen Belastung bei der WM ist es daher für sie jetzt wichtig, sich gut und konzentriert in ihren Klubs auf die neue Saison vorzubereiten."
Neuer will Stammplatz verteidigen
Als einzige WM-Stammspieler stehen Nationalkeeper Manuel Neuer und Verteidiger Jerome Boateng im Kader für das Spiel gegen die Dänen.
Neuer wollte unbedingt beim Test gegen den WM-Teilnehmer mit dabei sein und seinen Stammplatz im deutschen Tor verteidigen.
Zudem wurden noch die WM-Fahrer Tim Wiese, Serdar Tasci, Toni Kroos, Marko Marin sowie Mario Gomez berufen. Der Hamburger Piotr Trochowski sagte seine Teilnahme am Freitagabend wegen Achillessehnenproblemen ab.
Träsch und Beck dürfen hoffen
Gegen das Team von Trainer Morten Olsen dürfen sich auch Andreas Beck und Christian Träsch Einsatzchancen ausrechnen. Beide hatten zum vorläufigen WM-Aufgebot von Löw gezählt.
Rekordmeister Bayern München muss nach der harschen Kritik am Länderspiel gegen Dänemark nur Angreifer Gomez und Mittelfeldspieler Kroos abstellen, Werder Bremen in Keeper Wiese sowie den Mittelfeldspielern Marko Marin und Aaron Hunt dagegen gleich drei Profis.
"Löw hat das aber nicht nur für den FC Bayern gemacht. Wir haben im gemeinsamen Gespräch auch nicht verhandelt, sondern der Bundestrainer hat seine Wahl getroffen. Er weiß auch, dass eine Teilnahme für die Spieler nicht gut gewesen wäre", sagte Bayern-Coach Louis van Gaal.
Schaaf: "Beide Seiten sind nicht glücklich mit dem Termin."
Auch Bremens Trainer Thomas Schaaf wollte die Abstellung seiner drei Profis nicht kritisieren: "Beide Seiten sind nicht glücklich mit dem Termin. Aber so wie die Nominierung jetzt gelaufen ist, ist das in Ordnung."
Immerhin dürfen sich Per Mertesacker und Mesut Özil schonen.
Machtkampf vertagt
Erholen muss sich auch noch WM-Kapitän Philipp Lahm, der gerne auch gegen die Dänen die Spielführerbinde getragen hätte.
Mit dem Verzicht auf Lahm geht Löw dem Machtkampf um die Kapitänsbinde bis zum Start der EM-Qualifikation Anfang September in Belgien und gegen Aserbaidschan aus dem Weg, da auch Michael Ballack wegen seiner Verletzung gegen Dänemark noch ausfällt.
Allerdings untermauerte Ballack einmal mehr, dass er die Spielführebinde nicht freiwillig abgeben wird.
Ballack: "Gehe davon aus, dass ich Kapitän bleibe"
"Ich gehe davon aus, dass ich Kapitän bleibe. Ich habe da auch nichts anderes gehört", sagte der 33-Jährige, der den Vorstoß von Lahm in der "K-Frage" vor dem WM-Halbfinale gegen Spanien noch immer nicht nachvollziehen kann."
"Lahm hat seine Wünsche geäußert. Ich finde es weiter unpassend, seine Äußerungen so zu tätigen. Ich war bei der WM verletzt, konnte mich nicht wehren. Aber viele Dinge werden sich wieder beruhigen", so Ballack weiter.
Die übrigen Mitglieder von Löws Rumpf-Kader werden sich am Montagnachmittag in Frankfurt am Main treffen und dann am Dienstag nach Kopenhagen fliegen.
Das deutsche Aufgebot im Überblick:
Tor: Manuel Neuer (Schalke 04), Tim Wiese (Werder Bremen)
Abwehr: Andreas Beck (1899 Hoffenheim), Jerome Boateng (Manchester City), Sascha Riether (VfL Wolfsburg), Marcel Schäfer (VfL Wolfsburg), Christian Schulz (Hannover 96), Serdar Tasci (VfB Stuttgart)
Mittelfeld: Christian Gentner (VfB Stuttgart), Thomas Hitzlsperger (West Ham United), Aaron Hunt (Werder Bremen), Toni Kroos (Bayern München), Marko Marin (Werder Bremen); Marco Reus (Borussia Mönchengladbach), Christian Träsch (VfB Stuttgart)
Angriff: Mario Gomez (Bayern München), Patrick Helmes (Bayer Leverkusen)
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