PSG übernahm auch ohne den verletzten Neymar und den überraschend auf die Bank verbannten Cavani die Kontrolle über das Spiel und ließ den wegen der Sperre von Pogba und den Verletzungen von Matic, Herrera, Lingard und Martial stark ersatzgeschwächten Gästen aus Manchester kaum Luft zum Atmen.
Das im 3-5-2 mit den offensiv ausgerichteten Außenverteidigern Alves und Bernat agierende Team von Tuchel ließ jedoch die Präzision im Abschluss vermissen - und erschwerte sich mit zwei krassen individuellen Fehler von Kehrer (2.) und Buffon (30.), die Uniteds einziger Stürmer Lukaku eiskalt ausnutzte, das Leben selbst.
Im zweiten Durchgang stand United phasenweise noch tiefer als im ersten. Der offensivste Spieler der Solskjaer-Elf, Lukaku, war bisweilen nur knapp 35 Meter vom eigenen Tor entfernt. Die Pariser taten sich dadurch noch schwerer, gefährlich vor das Gehäuse von de Gea zu kommen.
Das Spiel plätscherte dahin, Torraumszenen blieben Mangelware. Erst in den letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit erhöhten die harmlosen Gäste die Schlagzahl und das Risiko. Eine Großchance sprang dadurch aber nicht mehr heraus - bis Kimpembe den Ball an die Hand bekam und Schiri Skomina auf Elfmeter entschied. Rashford machte die Sensation perfekt (90.+4).
Daten des Spiels Paris Saint-Germain gegen Manchester United
Tore: 0:1 Lukaku (2.), 1:1 Bernat (12.), 1:2 Lukaku (30.), 1:3 Rashford (90.+4)
Die Red Devils trafen wettbewerbsübergreifend nun in 21 Auswärtsspielen in Folge und stellten so den Vereinsrekord ein. Zuvor gab es das nur zwischen November 1956 und September 1957 unter dem legendären Sir Matt Busby.
Das letzte Mal, dass Manchester United in einer K.o.-Phase der Königsklasse zwei Treffer in der ersten halben Stunde erzielte, war im Viertelfinal-Rückspiel 2009/10 gegen den FC Bayern (3:2 im April 2010).
Der Star des Spiels: Romelu Lukaku (Manchester United)
Legte mit seinem Doppelpack den Grundstein für die Sensation. Aufseiten der Hausherren stark: Bernat, der abgesehen auf sein Tor auch noch 97 Prozent seiner Pässe in der gegnerischen Hälfte an den Mitspieler brachte.
Der Flop des Spiels: Thilo Kehrer (Paris Saint-Germain)
Gebrauchter Abend für den Nationalspieler. Verschuldete das frühe 0:1 und gewann nur 20 Prozent seiner Zweikämpfe. Wurde folgerichtig nach 70 Minuten ausgewechselt. Ebenfalls schwach: Buffon, der Lukaku das 1:2 auf dem Silbertablett servierte, und Draxler, dem fast keine Offensivaktion gelang.
Der Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)
Entschied korrekterweise nicht auf Tor von di Maria in der 56. Minute, weil der Argentinier im Abseits stand. Musste wenig später nur einen kleinen Brandherd löschen, als McTominay und Marquinhos nach einem Duell aneinandergerieten. Gab einen strittigen Elfmeter in der Nachspielzeit, den Rashford versenkte.
Die Stimmen der Trainer:
Stimmen zum Spiel:
Thomas Tuchel (Trainer PSG): "Es ist leicht zu erklären: Wir haben in der ersten Hälfte zwei Geschenke gemacht. Wir haben das Spiel in den ersten 30 Minuten vollständig kontrolliert. Wir haben mit viel Qualität, guter Mentalität und einer guten Reaktion nach diesem ersten Geschenk weitergespielt. Wir hatten viele Möglichkeiten und dann fällt dieses zweite Tor. Wir haben das Spiel kontrolliert. Es war ein absolut lächerliches Ergebnis. In der zweiten Halbzeit gab es für Manchester United keine einzige Chance. Ich hatte nie das Gefühl, dass Manchester United gewinnen würde. Aber sie haben es getan, also Glückwunsch dafür. Ich weiß nicht, ob die Saison ruiniert ist."
... über die VAR-Entscheidung: "Ja klar bin ich für den VAR. Die Handregel ist aber nicht klar. Es für mich eine 50:50-Entscheidung. Man kann über den Elfmeter natürlich diskutieren und wird immer Leute finden, die meinen, es wäre kein Elfmeter. Die bringen dann die gleichen Argumente wie die Leute, die meinen, es wäre einer. Für mich ist es besonders schwierig, weil ich mir sicher war, dass der Schuss nicht aufs Tor gehen wird. Dass mann für so einen Schuss noch mit einem Elfmeter belohnt wird, ergibt für mich keinen Sinn."
Thiago Silva (PSG): "Es ist schwierig, Worte zu finden. Es ist schade, sehr schade, denn wir haben dort ein gutes Spiel gemacht. Ich möchte mich bei den Fans entschuldigen."
Marcus Rashford (Manchester United): "Alles schien gegen uns zu laufen, aber wir sind es gewohnt, in diesen Momenten zu überleben. Wir glauben, dass wir immer etwas schaffen können."