Es dauerte nach Schlusspfiff relativ lange, bis sich die Spieler von Borussia Dortmund in der Mixed Zone der Presse stellten. Geschuldet war dies zunächst den Feierlichkeiten nach dem Einzug ins Viertelfinale, anschließend beäugte man das unglaubliche Comeback des FC Barcelona im noch laufenden Parallelspiel.
Roman Bürki war der erste, der sich nach draußen in die Kälte wagte. Doch mit Verlaub: Der Keeper war an diesem Abend nicht derjenige, auf den die Medienvertreter warteten. Es war Pierre-Emerick Aubameyang, dem erstmals in seiner Karriere drei Treffer in der Königsklasse gelangen.
Als der Gabuner schließlich anrückte, trug er den Spielball unterm Arm und gab geduldig Antworten. So verspielt wie Aubameyang währenddessen aber an der Kugel herumnestelte, hatte man den Eindruck, er würde lieber noch eine Extra-Runde Torschüsse üben wollen.
Spielball für die Söhne
"Den Ball bringe ich meinen beiden Söhnen mit, das wird die freuen", sagte Aubameyang, der einen "einfach fantastischen Abend" seiner Mannschaft sah.
Er köpfte früh zum wichtigen 1:0 ein. Anschließend war er längere Zeit nicht besonders gefährlich geworden, doch am Ende stand er eben drei Mal dort, wo man als Stürmer stehen sollte. Und: Er versenkte auch. Daran hatte es zwischenzeitlich ein wenig gehapert, die ganz simplen Dinger hatte Aubameyang in kurzer Abfolge mehrfach verballert.
Zum Beispiel bei der 0:1-Pleite in Lissabon: "Ich war nach dem Hinspiel sehr traurig und überhaupt nicht zufrieden mit meinem Spiel. Ich habe damals das komplette Spiel über viele Fehler gemacht", so der Stürmer, der trotz seines Spaßvogel-Images vor den Kameras einen irgendwie schüchternen Eindruck macht.
Aubameyang sorgt für Lacher
"Deshalb wollte ich meinen Mitspielern heute zeigen, dass ich das doch viel besser kann. Ich bin sehr glücklich, dass wir gewonnen haben und weitergekommen sind", sagte Aubameyang.
Der 27-Jährige sorgte dann noch für einen Lacher a la Roman Weidenfeller, als er auf Englisch erklärte, was Trainer Thomas Tuchel in der Halbzeitpause zur Mannschaft sagte. Mit einem "give some gas" soll Tuchel der Truppe Beine gemacht haben. Es hat geholfen, nach der Pause verdiente sich der BVB den Sieg deutlich.
Vier Dortmunder Tore und an keinem war Ousmane Dembele direkt beteiligt - das ist gerade in den vergangenen Wochen kaum einmal vorgekommen beim BVB. Der Franzose hatte vielmehr Glück, in der zweiten Halbzeit überhaupt "some gas" geben zu dürfen.
Dembele: Ansage von Aubameyang
Kurz vor der Pause beschwerte sich Dembele nach einem Foulspiel vehement beim Schiedsrichter und sah folgerichtig Gelb dafür. Nicht die erste Undiszipliniertheit dieser Art des 19-Jährigen. Sekunden später ein weiteres Foul, Martin Atkinson aus England drückte beide Augen zu.
Daher bedurfte es in der Kabine einer Ansage von Aubameyang. "Ich habe ihm gesagt, dass er sich auf keinen Fall eine Rote Karte einhandeln soll, da es das sonst für uns gewesen wäre. Er musste ruhig bleiben", verriet Aubameyang. Und schob schmunzelnd nach: "Ich weiß, dass er auf mich hört, wenn ich ihm etwas sage."
Aubameyang ist für Dembele so etwas wie der große Bruder. Der Gabuner ging denselben Weg wie er, über Frankreich zu einem deutschen Top-Klub. Und anders als Aubameyang beweist Dembele bereits in seinem ersten Jahr, welche Qualitäten er im Team einbringen kann.
"Das ist ein intelligenter Junge"
"Ich bin sehr glücklich hier. Es läuft momentan wunderbar. Mein Ziel ist es, weiterhin Stammspieler zu bleiben, Tore zu schießen und welche aufzulegen", sagte Dembele am Mittwochabend.
Die beiden letzten Kategorien konnte er gegen Benfica nicht erfüllen. Für Kumpel Aubameyang kein Thema: "Ousmane hat heute nicht getroffen, aber wie gewohnt großen Anteil an unserem Erfolg. Er ist hervorragend ins Team integriert und entwickelt sich von Spiel zu Spiel weiter. Das ist ein intelligenter Junge, der Lust darauf hat, konsequent an sich zu arbeiten."
Pierre-Emerick Aubameyang im Steckbrief