Gladbachs CL-Traum droht zu platzen

Von Andreas Lehner / Alexander Maack
Der 1:3-Endstand: Luuk de Jong (r.) trifft ins eigene Tor
© spox

Borussia Mönchengladbach muss seinen Traum von der Teilnahme an der Champions League wohl begraben. Im Hinspiel der Playoffs verlor die Borussia zuhause gegen Dynamo Kiew 1:3 (1:2).

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Vor 46.279 Zuschauern im ausverkauften Borussiapark ging Gladbach durch Alexander Ring in Führung (13.). Doch Taras Michalik, Andrej Jarmolenko und ein Eigentor von Luuk de Jong besiegelten die Niederlage der Borussia.

Damit braucht Gladbach im Rückspiel am 29. August im Kiewer Olympiastadion ein 3:0 oder einen Sieg mit zwei Toren Unterschied ab 4:2, um noch in die Gruppenphase der Champions League einzuziehen. Sollte dies nicht gelingen, muss Gladbach in der Europa League antreten.

Reaktionen:

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Ein Spiel dauert 90 Minuten. Es ist einfach, 20 Minuten gut zu spielen. Wir haben nicht schlecht gespielt, nach den 1:2 waren wir jedoch enttäuscht, weil es ein dummes Tor war. Ich probiere weiter 4-4-2 mit zwei Stürmern zu spielen, aber ich habe noch nicht die richtige Kombination gefunden. Unsere beiden Stürmer spielen zu ähnlich. Ich muss eine Ergänzung finden."

Juri Sjomin (Trainer Dynamo Kiew): "Am Anfang standen wir sehr unter Druck. Nach dem Gegentor sind wir etwas nervös geworden, der Ausgleich hat uns dann aber wieder Hoffnung und Selbstvertrauen gebracht."

Max Eberl (Sportdirektor Borussia Mönchengladbach): "Das war internationale Erfahrung gegen eine Mannschaft, die mit viel Herz und Emotion gespielt hat. Wir haben drei Fehler gemacht, die zu Toren geführt haben. Das erste Tor sehe ich nicht mal als Fehler an, das zweite müssen wir uns selber ankreiden und beim dritten Tor, das war selbstredend. Aber die Mannschaft hat gut gespielt, deswegen haben die Fans sie mit Applaus verabschiedet."

Luuk de Jong (Borussia Mönchengladbach): "Wir haben gut angefangen. Das erste Gegentor war dann unglücklich, das zweite dumm von uns und das dritte - das war ein grausamer Abend. Shit happens."

Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach): "Kiew hatte die erste halbe Stunde eigentlich gar keine Chance, wir haben die ganze Zeit das Spiel gemacht. Aber das ist der Unterschied zwischen Champions League und anderen Ligen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gladbach im Vergleich zum Pokal mit einer Änderung: Ring beginnt für Herrmann. Bei Dynamo läuft nur die Viererkette und der Torhüter vom Wochenende auf. Damit sitzt auch der Ex-Herthaner Raffael auf der Bank.

2.: Dynamo bringt nach einem Einwurf den Ball nicht weg. Ring zieht aus 16 Metern per Drehschuss ab. Knapp am rechten Pfosten vorbei.

13., 1:0, Ring: Arango mit einem starken Diagonalpass von rechts auf Ring. Der lässt Silva mit der Ballannahme zur Mitte ins Leere laufen und setzt den Ball aus 13 Metern ins linke untere Eck.

25.: Xhaka mit dem Tunnel gegen Veloso, hammerharter Abschluss aus knapp 25 Metern mit links. Der Ball zischt am linken Pfosten vorbei.

28., 1:1, Michalik: Dynamo zum ersten Mal richtig im Angriff. Ecke von links, Daems klärt in die Mitte, aus 25 Metern zieht Michalik ab, Daems fälscht ab, Tor.

36., 1:2, Jarmolenko: Gladbach eigentlich mit einer guten Konterchance, braucht aber zu lange und dann vertändeln Xhaka und de Jong den Ball. Garmasch schickt sofort Jarmolenko auf rechts. Der wackelt per Übersteiger Dominguez aus und trifft aus elf Metern ins kurze Eck.

52.: Daems mit der Flanke von links. De Jong steigt hoch, setzt sich im Kopfballduell durch und drückt den Ball mit der Seite irgendwie in Richtung Tor. Knapp am rechten Pfosten vorbei.

82., 1:3, de Jong (ET): Veloso mit der Freistoß-Flanke aus dem rechten Halbfeld mit Zug zum Tor. De Jong grätscht am ersten Pfosten in den Ball und lenkt ihn ins eigene Tor.

Fazit: Gladbach mit einer bärenstarken Anfangsphase, wurde für seine Fehler aber knallhart bestraft und hatte in der zweiten Halbzeit keine Antwort mehr.

Der Star des Spiels: Taras Michalik. Fiel zwar in der zweiten Hälfte durch eine Schauspieleinlage auf, machte aber ansonsten eine gute Partie. Gewann über 70 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte mit Betao Gladbachs Stoßstürmer gut im Griff. Erzielte zudem mit etwas Glück den wichtigen Ausgleich.

Der Flop des Spiels: Luuk de Jong. War der schwächste Gladbacher Offensivspieler und war am Ballverlust vor dem 1:2 entscheidend beteiligt. Setzte in dieser Szene auch nicht wirklich nach, um den Gegenstoß zu verhindern. Fabrizierte zu allem Überfluss das Eigentor zum 1:3.

Der Schiedsrichter: Pedro Poenca. Souveräne Leistung des Portugiesen. Leistete sich keine groben Fehler und lag in der Bewertung der Zweikämpfe meist richtig. Auch seine Gelbe Karte gegen Herrmann wegen Schwalbe war korrekt.

Die Trainer:

Lucien Favre: Machte eigentlich alles richtig: Brachte mit Ring für Herrmann den Torschützen zur Führung und hatte seine Mannschaft perfekt auf die Schwächen des Gegners eingestellt. Versuchte mit offensiven Wechseln neuen Schwung ins Team zu bringen, was ihm aber nicht gelang.

Juri Sjomin: Behauptete vor dem Spiel, dass Dynamo mehr über die Borussia wisse als umgekehrt. Seiner Mannschaft hatte er aber offensichtlich aber nur wenig von seinen Erkenntnissen mitgeteilt, ein klarer Auftrag war anfangs nicht zu erkennen. Nach der Pause hatte sein Team defensiv aber alles im Griff.

Das fiel auf:

  • Gladbach überhaupt nicht nervös, dafür extrem heiß, aggressiv und spritzig. Die Anfangsphase gehörte komplett der Borussia, die Belohnung die schnelle Führung.
  • Die Borussia war bestens auf die defensive Grundordnung Dynamos vorbereitet. Mit verschiedenen Mitteln (Kombinationen durch die Mitte, Diagonalbälle) rissen die Gladbacher immer wieder Löcher in die Kiewer Abwehr. Allerdings machte die Borussia zu wenig aus ihren Möglichkeiten. Vielversprechende Szenen scheiterten zu oft am letzten Pass.
  • Die Dynamo-Spieler hatte keinen klaren Plan, wie sie die Gladbacher bespielen sollten. Weder mit langen Bällen noch mit Ballbesitzfußball kamen die Ukrainer durch - trotzdem führten sie zur Halbzeit. Ein abgefälschter Schuss und ein katastrophaler Fehler der Gladbacher brachten sie zurück ins Spiel.
  • Nach dem Rückstand fand Gladbach nicht mehr zurück in die Partie. Arango riss zwar das Spiel an sich, versuchte sich mit einigen Fernschüssen und spielte gute Pässe, den Gladbachern fehlte aber das Tempo. Bewegungen in die Tiefe - vor allem von de Jong und de Camargo - fanden nicht statt, was gegen tief stehende Ukrainer auch schwierig war.
  • Kiew gefiel sich in der zweiten Halbzeit in der Rolle des Spielverwalters deutlich besser als zu Beginn im offenen Schlagabtausch. Ohne wenig Aufwand kontrollierten die Ukrainer die etwas unstrukturierten Angriffe der Borussia ohne große Probleme.
  • Wie Borussia Dortmund in der vergangenen Saison spielte auch Gladbach sehr ordentlich mit, hatte gute Chancen, wurde für seine wenigen Fehler aber konsequent bestraft.

 

Borussia Mönchengladbach - Dynamo Kiew: Daten und Fakten zum Spiel

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