Spanien hat keine lauten Fans? Nicht mit Atlético Madrid!
Die Fans aus dem spanischen Vereinsfußball sind nicht wirklich dafür bekannt, in ihren eigenen Stadien die ganz große Stimmung zu machen. Das gilt jedoch offensichtlich nicht für die Anhänger von Atlético Madrid!
Schon rund zehn Minuten vor dem Anpfiff war es mit dem Ertönen der Vereinshymne schwer, im wohlgemerkt nicht ganz ausverkauften Wanda Metropolitano das eigene Wort zu verstehen. Die Lautstärke baute auch nicht ab, als RB Leipzigs Benjamin Sesko in der fünften Spielminute die Führung erzielte.
Ganz im Gegenteil, es wurde tendenziell sogar noch lauter. Energische Pfiffe bei gegnerischen Ballbesitz, Schiedsrichter-Entscheidungen gegen das eigene Team und Gesangseinlagen nach jeder nur im Ansatz guten Aktion der eigenen Mannschaft über die volle Spielzeit mit inbegriffen - nach den beiden Toren explodierte das Stadion regelrecht. Kehrte auch nur ein Funken Ruhe ein, fungierte Trainer Diego Simeone als Anheizer.
Zum Vergleich: Die Stimmung beim 3:1-Sieg von Real Madrid im Estadio Santiago Bernabéu war ein Witz dagegen. Das lag zwar auch an den in Vielzahl angereisten Fans des VfB Stuttgart, doch auch nach den Treffern der Königlichen war nicht wirklich etwas von den Rängen des Champions-League-Rekordsiegers zu hören.
Atlético Madrid: Gewaltige Abhängigkeit von Antoine Griezmann
Nach den Transferoffensive um Star-Einkauf Julián Álvarez prognostizierte so manch einer, dass die Spielweise von Atlético Madrid etwas offensiver werden könnte. Weg vom biederen, aber irgendwie auch ganz besonderen Defensivfußball von Simeone. Das war allerdings ein Trugschluss - zumindest in Teilen.
Gegen RB Leipzig übernahmen die Madrilenen nach dem frühen Rückstand zwar weitestgehend die Kontrolle, von einem Offensiv-Feuerwerk war Atlético jedoch weit entfernt. Stattdessen hieß es: sicher an der Mittellinie positionieren, abwarten was der Gegner macht und ausnahmslos jede einzelne Situation ausnutzen, um mit überfallartigem Pressing den Ball zurückzugewinnen. War das von Erfolg gekrönt, ging es über direkten Wege oder nur wenige Stationen Richtung Gäste-Tor.
Anführer, Denker und Lenker des Konstrukts war ohne Wenn und Aber Antonie Griezmann. Der Franzose war im letzten Angriffsdrittel auf jeder nur erdenklichen Position zu finden. Bei gegnerischen Ballbesitz rannte er meist als erster an, verteilte den Ball mit herausragender Übersicht oder lauerte in den Schnittstellen.
Zwar klappte nicht alles, was Griezmann versuchte. Die Abhängigkeit der Colchoneros war jedoch gewaltig - und das ist seit Jahren keineswegs ein Einzelfall. Dafür sprechen auch seine vier Torbeteiligungen in den ersten fünf Ligaspielen dieser Saison. Dass der 33-Jährige erst den Ausgleich erzielte und das späte Tor zum Sieg vorbereitete, war die Kirsche auf der Sahnetorte.
RB Leipzig hat seinen eigenen Jamie Gittens
Es war das erste Mal in der noch jungen Saison, dass Neuzugang Antonio Nusa in der Startelf stand - und dieser Plan von Trainer Marco Rose ging gegen die beinharte Verteidigung von Atlético gehörig schief.
Nach seinen tollen Einsätzen als Joker in der Bundesliga mit zwei Torbeteiligungen und einem Treffer im DFB-Pokal lautete die bittere Bilanz des 19-Jährigen nach 45 Minuten: 12 Ballaktionen, nur vier von insgesamt neun angekommenen Pässen, sieben Ballverluste und kein Abschluss.
Das kann und darf einem Spieler dieses Alters auf der größten Bühne Europas freilich passieren, ist unter dem Strich aber schlichtweg zu wenig für die Leipziger Ansprüche. Dementsprechend war der Arbeitstag von Nusa zur Pause auch beendet, für den völlig überforderten Offensivspieler kam Christoph Baumgartner ins Spiel.
Der Auftritt von Nusa erinnerte derweil an die bisherigen Leistungen eines anderen Bundesliga-Spielers, der am Mittwoch in der Champions League noch mit zwei Toren überzeugt hatte. Die Rede ist von Jamie Gittens. Der Flügelspieler des BVB schnürte beim Gastspiel in Brügge seinen bereits zweiten Doppelpack nach Einwechslung in dieser Spielzeit. Als er am 2. Spieltag mit einem Startplatz belohnt wurde, tauchte der 20-Jährige ebenfalls völlig ab. Ein zugegeben nicht ganz fairer, aber zumindest bislang treffender Vergleich.
Atlético Madrid vs. RB Leipzig: Die Daten zum Spiel
Atlético Madrid vs. RB Leipzig - 2:1 | |
Tore | 0:1 Sesko (4.), 1:1 Griezmann (28.), 2:1 Gimenez (90.) |
Aufstellung Atlético | Oblak - Le Normand, Gimenez, Reinildo - M. Llorente, Koke, Riquelme (64. Lino), de Paul (64. Gallagher), A. Correa (66. Molina) - Griezmann (90.+2. Witsel), Alvarez (64. Sörloth) |
Aufstellung Leipzig | Gulacsi - Henrichs (70. Geertruida), Orban, Lukeba, Raum - A. Haidara, Vermeeren (60. Seiwald), Nusa (46. Baumgartner), Xavi (83. Elmas) - Openda, Sesko (70. Poulsen) |
Gelbe Karten | Le Normand (10.), De Paul (60.), Gimenez (61.) / Lukeba (39.), Baumgartner (49.), Henrichs (65.), Openda (90.+4.) |