Irgendwie stand dieses Tor sinnbildlich für Marco Asensio und seinen Werdegang bei Real Madrid. Am 18. Juni 2020 betrat der Spanier fast ein Jahr nach einem Kreuzbandriss wieder den Rasen, der damalige Real-Trainer Zinedine Zidane gab dem Offensivspieler ein paar nette Worte mit - und einen beherzten Antritt sowie eine Hereingabe von Ferland Mendy später stand Asensios Name auf der Anzeigetafel. Gerade einmal 30 Sekunden waren vergangen. Die Fans im Bernabeu wären vermutlich ausgeflippt - wenn es ein Spiel vor Fans im Bernabeu gewesen wäre.
War es aber nicht. Corona wütete, die Saison war wochenlang unterbrochen und plötzlich bestand der Fußball aus Geisterspielen. Jener Juni-Abend im Estadio Alfredo di Stefano - Real nutzte die Gelegenheit und trieb den Umbau des Bernabeu voran - war atmosphärisch eher mit einem Testspiel in der Provinz vergleichbar. Und so bekam die fast schon kitschige Comeback-Geschichte von Asensio live kaum jemand mit und auch sonst nicht die Würdigung, die sie verdient gehabt hätte - obwohl der Außenbahnspieler wenige Minuten später auch noch die Vorlage zum 3:0 gab.
Es passt zu Asensios Geschichte im Real-Trikot. Immer wieder mit Akzenten, auch spielentscheidender Art, aber Notiz nimmt davon oft kaum jemand - weil die Stars wie Karim Benzema die Schlagzeilen produzieren und im Gegensatz zu Asensio auch konstant abliefern. Auf Highlights wie den Dreierpack im vergangenen Herbst gegen Mallorca folgen bei Asensio oftmals äußerst dürftige Auftritte. Bis heute warten die Real-Fans und auch die Klubverantwortlichen auf den endgültigen Durchbruch. Und die Zweifel wachsen.
Asensio ist bei Real ein klassischer Kaderspieler. Wichtig für die Breite, aber keinesfalls unverzichtbar. Der Schritt zum absoluten Leistungsträger, der in dieser Saison etwa Vinicius Junior auf der linken Offensivseite der Madrilenen gelungen ist, fehlt dem Spanier weiterhin - nach inzwischen sechs Jahren bei den Blancos. In der Liga kam er in dieser Spielzeit auf 31 Einsätze, 19-mal stand er dabei in der Startelf. Zehn Tore klingen dabei nicht schlecht, damit ist Asensio immerhin Reals drittbester Liga-Torschütze der Saison. Keine Vorlage hingegen ist für einen Spieler auf seiner Position eigentlich nicht akzeptabel.
Und so steht Asensio in diesem Sommer vor einer wegweisenden Entscheidung. 26 Jahre alt ist er inzwischen. Seine besten Jahre hat er eigentlich noch vor sich, doch die Frage ist: Wird er diese bei Real Madrid verbringen? Asensios aktueller Vertrag bei den Königlichen läuft 2023 aus. Nach Informationen von SPOX und GOAL will Asensio gerne verlängern und hat das dem Klub auch mitgeteilt. Bei den finanziellen Rahmenbedingungen sind sich beide Parteien allerdings wohl uneinig.
Dass Real längst nicht mehr Asensios einzige Option zu sein scheint, zeigt auch die Entscheidung, seinen langjährigen Berater Horacio Gaggioli durch Jorge Mendes zu ersetzen. Gaggioli wurde ein gutes Verhältnis zu Carlo Ancelotti nachgesagt. Schon kurz nach seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer bat Ancelotti Gaggioli, auf seinen Klienten einzuwirken, damit dieser bleibt. "Ancelotti war der, der ihn davon abgehalten hat, zu gehen. Madrid hätte ihn gehen lassen, in seinem Interesse", sagte Gaggioli im vergangenen September.
Marco Asensio: Auch Rodrygo ist vorbeigezogen
Nun, ein knappes Jahr später, könnte es zur Trennung kommen. Die immer wieder herausgekramte "Wertschätzung", die sich nach Meinung etwa von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß sowieso ausschließlich über Finanzen definiert, dürfte auch bei Asensio eine Rolle spielen. Sportlich lieferte er allerdings nicht viele Argumente, die für eine kräftige Gehaltserhöhung sprechen. Ja, Ancelotti schätzt den Linksfuß und dessen individuelle Qualität, die enge Spiele entscheiden kann. Und ja, Real hat nach der fast schon als Affront empfundenen Absage von Kylian Mbappe in der Theorie finanzielle Ressourcen übrig.
Aber in den vergangenen Monaten ist für Asensio ein neuer Konkurrent herangewachsen. Der Brasilianer Rodrygo scheint endlich das abzuliefern, was sich bei Real viele von ihm seit dem 45-Millionen-Transfer im Sommer 2019 erwartet haben. Als Joker erzielte er beide späte Tore im Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City, die die Madrilenen in die Verlängerung brachten, wo Benzema schließlich für die Entscheidung sorgte. Pünktlich zum Finale am Samstag in Paris gegen den FC Liverpool ist der 21-Jährige in Topform.
Seine Bilanz seit Anfang April: Zwölf Einsätze, achtmal Startelf, sieben Tore, drei Vorlagen. Asensio kommt im selben Zeitraum auf elf Einsätze, stand dabei aber nur fünfmal von Beginn an auf dem Feld und kommt auf zwei Tore und eine Vorlage. Statistiken sind dabei natürlich nur ein Teil der Wahrheit. Aber klar ist: Entscheidet sich Asensio für einen Verbleib bei Real, muss er sich wohl erst einmal mit der Rolle als Herausforderer begnügen. Eine Entscheidung über Asensios Zukunft soll nach dem Endspiel in Paris fallen. Sollte es zu keiner Einigung über eine Vertragsverlängerung kommen, stehen die Zeichen wohl auf Abschied in diesem Sommer.
Marco Asensios Zukunft: Mailand, Madrid - oder Hauptsache England?
Doch welche Alternativen hat Asensio? Zuletzt wurde er mit einem Wechsel nach Italien in Verbindung gebracht. Der neue Meister AC Mailand und Rekordchampion Juventus Turin wurden dabei als mögliche Optionen genannt. Doch nach Informationen von SPOX und GOAL ist die Spur zu beiden Klubs nicht sonderlich heiß. Juve bastelt an einem Transfer von Angel Di Maria, der dieselbe Position wie Asensio bekleidet. Und Milan verfügt nicht über die finanziellen Möglichkeiten, um Asensios Gehaltsvorstellungen zu erfüllen. Zudem haben die Rossoneri eher jüngere Spieler wie die Brügger Top-Talente Charles De Ketelaere und Noa Lang auf dem Radar.
Sportlich und finanziell reizvoll wäre womöglich ein Wechsel nach England. Der FC Arsenal stand im vergangenen Jahr im Raum, die verpasste Champions-League-Qualifikation und die Entwicklung von Bukayo Saka dürften aber gegen einen Wechsel zu den Gunners sprechen. Beim FC Liverpool hat sich Mohamed Salah klar für wenigstens eine weitere Saison zu den Reds bekannt, allerdings könnte bei einem Abgang von Sadio Mane eine Planstelle in der Offensive frei werden. Ob Asensio überhaupt in das Spielsystem von Jürgen Klopp passen würde, ist allerdings eine andere Frage.
Möglicherweise kann er am Samstag selbst die Antwort geben. In der Startelf dürfte Asensio bei Real kaum auftauchen, aber als Joker könnte er eine entscheidende Rolle einnehmen - und mit einer genialen Aktion vielleicht seine eigene Zukunft nachhaltig beeinflussen. Dieses Mal, so viel steht fest, würden die Real-Fans tatsächlich ausflippen.
Champions League: Die Sieger der letzten Jahre
Jahr | Mannschaft |
2021 | Chelsea FC |
2020 | FC Bayern München |
2019 | Liverpool FC |
2018 | Real Madrid |
2017 | Real Madrid |
2016 | Real Madrid |
2015 | FC Barcelona |
2014 | Real Madrid |
2013 | FC Bayern München |
2012 | Chelsea FC |