Kommentar zum BVB-Debakel gegen Ajax: Borussia Dortmund ist nicht bereit für große Spiele

Von Stanislav Schupp
Die historische Demütigung des BVB gegen Ajax Amsterdam sorgte bei den Beteiligten für unterschiedliche Reaktionen. Eines zeigte die 0:4-Klatsche jedoch deutlich auf: Die Dortmunder sind (noch) nicht bereit für große Spiele.
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Die historische Demütigung des BVB gegen Ajax Amsterdam sorgte bei den Beteiligten für unterschiedliche Reaktionen. Eines zeigte die 0:4-Klatsche jedoch deutlich auf: Die Dortmunder sind (noch) nicht bereit für große Spiele. Ein Kommentar.

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Während BVB-Kapitän Marco Reus nach dem 0:4-Debakel bei Ajax Amsterdam nichts davon wissen wollte, dass der niederländische Rekordmeister die Westfalen über die gesamte Spielzeit mit und ohne Ball gnadenlos überrannt hatte ("Das finde ich ein bisschen zu hart"), brachte sein Teamkollege Julian Brandt das Geschehen präzise auf den Punkt.

"Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen", sagte er nach Abpfiff. Das Spiel habe gezeigt, "woran wir noch arbeiten und wo wir uns weiterentwickeln müssen."

Die Klatsche hat aber vor allem eines gezeigt: Nämlich, dass die Dortmunder für Partien dieses Kalibers noch nicht bereit sind.

BVB-Desaster gegen Ajax: Spielerisch zu limitiert

Schnelles Umschaltspiel, kurze und schnelle Pässe sowie ein hohes und aggressives Pressing gegen den Ball: All das sind Aspekte, auf die Cheftrainer Marco Rose in seinem System wert legt. Eine Marschroute, die spielerisch (und taktisch) limitierte Teams vor große Probleme stellt. Trifft der BVB aber auf eine Mannschaft wie Ajax, die sich nicht nur zur Wehr setzte, sondern Dortmund vor allem seinen eigenen (dem BVB sehr ähnlichen) Spielstil aufzwang, bekommt er umgehend Probleme.

Die Folge: Die Rose-Elf hatte keine Ideen, um sich vom aggressiven Amsterdamer Pressing zu lösen, wurde oft zu langen Bällen gezwungen, die ihr postwendend wieder um die Ohren flog. Kurzum: Sie waren spielerisch zu limitiert. Die Herangehensweise ist zu sehr auf Erling Haaland ausgelegt, der vorne - so die blauäugige Annahme - schon irgendwie den Unterschied machen wird.

Doch darauf kann sich der BVB aber eben nicht immer verlassen. Gegen Ajax wurde der Norweger - bis auf wenige Ausnahmen - aus dem Spiel genommen. Auch in den Spielen, in denen der Norweger verletzt passen musste, fehlten Dortmund zugleich Ideen und Kreativität im Aufbau.

Jubel, Trubel, Heiterkeit: Ajax zeigte dem BVB klar die Grenzen auf.
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Jubel, Trubel, Heiterkeit: Ajax zeigte dem BVB klar die Grenzen auf.

BVB-Kader qualitativ nicht breit genug aufgestellt

Zugegebenermaßen fehlt dem BVB auch eine echte Alternative, um Haaland oder auch andere Ausfälle von Leistungsträgern zu kompensieren. Neuzugang Donyell Malen, der mehrfach als zweite Spitze neben dem Goalgetter auflief, ist noch nicht in Dortmund angekommen und hat stark mit dem neuen System und vor allem gegen den Ball zu kämpfen.

Youssoufa Moukoko kann die Haaland-Last nach anfänglichem Hype in der vergangenen Saison noch nicht auf seinen Schultern tragen. Kein Wunder, ist der Stürmer gerade einmal 16 Jahre alt. So viel Qualität, wie der BVB in der ersten Elf auf den Rasen bringt, so groß ist der Qualitätsunterschied zur zweiten Reihe. Nico Schulz konnte sich - obgleich ansteigender Formkurve zuletzt - bislang zu keinem Zeitpunkt als adäquate Alternative für Raphael Guerreiro beweisen.

Marius Wolf wirft sich zwar stets rein und zeigt unermüdlichen Einsatz, dass er sich während seiner Zeit beim BVB allerdings bislang nie durchsetzen konnte, spricht für sich. Gleiches gilt für Felix Passlack, Reinier, Ansgar Knauff oder Steffen Tigges, wobei Letztere meist aus Personalmangel zum Aufgebot zählen.

Dabei wäre nahezu in jedem Mannschaftsteil ein gleichwertiger Ersatz vonnöten. Auch, um die Frische und Belastungssteuerung für die vielzitierten großen Spiele beizubehalten. Unterdessen spielt Manuel Akanji ohne richtigen Urlaub nach der EM nahezu alternativlos durch, während sich Mats Hummels seit Wochen angeschlagen durchschleppt.

Mit Blick auf auf den eng getakteten Spielplan bis zum Jahresende (mit fünf englischen Wochen) und vor allem die Gegner, mit unter anderem Spielen gegen Ajax, RB Leipzig und die Bayern, werden die Dortmunder noch viel damit zu kämpfen haben.

BVB-Spielplan in den kommenden Wochen

DatumAnpfiffWettbewerbGegnerOrt
23.10.15.30 UhrBundesligaArminia BielefeldBielefeld
26.10.20 UhrDFB-PokalFC IngolstadtDortmund
30.10.15.30 UhrBundesliga1. FC KölnDortmund

 

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