Nach 917-tägiger Abstinenz unterlag die Werkself zum Auftakt der Champions League dem russischen Vizemeister Lokomotive Moskau um Rio-Weltmeister Benedikt Höwedes nach einer vor allem im ersten Durchgang schwachen Leistung mit 1:2 (1:2) und kassierte in Hammergruppe D gleich zum Start einen herben Rückschlag.
Grzegorz Krychowiak (16.) und Dmitri Barinow (37.) schossen den russischen Pokalsieger nach groben individuellen Fehlern von Bayer zum ersten Champions-League-Auswärtssieg seit 6168 Tagen. Der frühere Schalker Höwedes hatte per Eigentor den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgt (25.)
Die Rheinländer verpassten damit die Wiedergutmachung für die 0:4-Pleite am vergangenen Samstag bei Borussia Dortmund. Das große Ziel Achtelfinale und selbst Gruppenrang drei rücken vor den Gastspielen bei den Schwergewichten Juventus Turin und Atletico Madrid bereits in weite Ferne.
"Es tut weh, das müssen wir erstmal verdauen. Fehler machen wir alle, das ist menschlich. Entscheidend ist, dass du dich als Mannschaft dagegen stemmst, und das ist uns nicht gelungen", sagte Leverkusens Kapitän Lars Bender bei DAZN. "Im Nachhinein kann ich über das Eigentor schmunzeln. Wir sind als krasser Außenseiter in die Gruppe gestartet. Dass wir drei Punkte entführen, das war schon wichtig für uns", sagte Höwedes.
Bayer Leverkusen: Bailey und Hradecky verschulden Gegentore
Trainer Peter Bosz hatte seine Mannschaft vor dem Duell mit dem Außenseiter in die Siegpflicht genommen und gegen den erwartet tiefstehenden Gegner in der Offensive "bessere Lösungen" als zuletzt gefordert. Der kurzfristige Ausfall von Kreativspieler Kerem Demirbay (Rückenprobleme) machte sich bei diesem Vorhaben allerdings von Beginn an bemerkbar.
Leverkusen übernahm zwar von der ersten Sekunde an die Spielkontrolle, wusste aber mit über 70 Prozent Ballbesitz zunächst nicht viel anzufangen. Einzig Kai Havertz (9.) gab bei seinem zweiten Startelfeinsatz in der Champions League in der Anfangsphase einen harmlosen Warnschuss ab.
Moskau erwartete die Gastgeber im ersten Duell beider Teams mit zehn Mann in der eigenen Hälfte und schlug dann mit der ersten Offensivaktion eiskalt zu. Nach einem Einwurf der Werkself am eigenen Strafraum nutzte Krychowiak einen katastrophalen Stockfehler des neu in die Startelf gerückten Leon Bailey zur Führung. In Folge agierte die Werkself komplett verunsichert, daran änderte auch das unglückliche Eigentor von Höwedes nichts.
Barinow und Krychowiak (beide 28.) ließen innerhalb weniger Sekunden Einladungen der Leverkusener Hintermannschaft kläglich liegen, neun Minuten später machte es Barinow besser. Champions-League-Debütant Lukas Hradecky spielte dem zentralen Mittelfeldspieler unbedrängt den Ball in den Fuß, dieser nutzte das mit einer gekonnten Direktabnahme aus 25 Metern ins leere Tor.
Leverkusen kann Druckphase nicht in Tore ummünzen
Bosz reagierte zur Pause auf den äußerst fehlerhaften Auftritt seines Teams und brachte Lucas Alario für den schwachen Bailey. Dies sorgte auch gleich für mehr Tempo und Gefahr im Offensivspiel. Havertz (50.) zielte per Kopf aus fünf Metern Zentimeter zu hoch, Alario (52.) scheiterte aus kurzer Distanz an Gäste-Schlussmann Guilherme.
Die Rheinländer hielten den dreimaligen russischen Meister fortan unter Dauerdruck. Die Konter von Lokomotive wurden immer seltener, das Team von Juri Sjomin konnte sich kaum noch aus der Umklammerung am eigenen Strafraum lösen. Entweder fehlte der Werkself allerdings der letzte Pass oder die Abschlüsse von Volland (60., 64.) und Havertz (72.) waren zu ungenau.