Europapokal der Landesmeister 1987/88: Ein Sauhaufen auf Abschiedstour
Heynckes übernimmt die Bayern 1987 von Udo Lattek, der mit der Mannschaft drei Meistertitel in Folge eingefahren, aber auch gerade erst das Europapokalfinale gegen den FC Porto verloren hatte. "Gut, dass ich nichts mehr damit zu tun habe", sagte Lattek nach der bitteren Niederlage in Wien.
Die Aufarbeitung muss also Heynckes vornehmen. "Ehemalige Bayern-Spieler haben mich bei meinem Amtsantritt gewarnt, dass ich von meinem Vorgänger einen Sauhaufen übernehmen würde", sagte Heynckes später in einem Spiegel-Interview. "So war es auch. Diese Cliquenwirtschaft innerhalb der Mannschaft, das Statusdenken der Stars, der Konkurrenzkampf der Münchner Boulevardzeitungen, der auf meine Kosten ausgetragen wurde - ich sage heute ganz ehrlich: So schwer hatte ich mir den Job nicht vorgestellt."
Diese Reibereien wirken sich auf den sportlichen Erfolg aus, zumal auch Lattek immer wieder gegen seinen Nachfolger und ehemaligen Assistenten stichelt. In der Liga müssen die Bayern Werder Bremen den Vortritt lassen, im Europapokal treffen sie nach Siegen über ZSKA Sofia und Xamax Neuchatel im Viertelfinale auf Real Madrid.
Bayern führt fünf Minuten vor Schluss im Hinspiel mit 3:0, Real hat mit der Kälte und dem schneebedeckten Platz im Olympiastadion seine Probleme. Doch dann grätscht Norbert Eder einen Ball Richtung Torhüter Jean-Marie Paff zurück, aber zu kurz. Emilio Butrageno geht dazwischen und trifft.
In der letzten Minute Freistoß für Madrid. Hugo Sanchez haut das Ding von links neben dem Strafraum flach in die Mitte, nicht mal sonderlich scharf und eigentlich auch ungefährlich. Aber Pfaff flutscht der Ball unter dem Körper durch, 3:2. Zur damaligen Zeit ein fast nicht zu verteidigender Vorsprung im Estadio Santiago Bernabeu.
Und so kommt es dann auch: Real dreht die Partie schon in der ersten Hälfte durch Tore von Milan Jankovic und Michel. Die Bayern haben zwar ihre Chancen, kommen aber nicht zurück. Heynckes' erste Saison im Europapokal der Landesmeister endet mit dem Aus im Viertelfinale.
Anschließend baut Heynckes die Bayern um. Pfaff, Eder, Hughes und Michael Rummenigge müssen gehen, Lothar Matthäus und Andreas Brehme wechseln nach Italien, es kommen junge Spieler wie Olaf Thon, Stefan Reuter und Roland Grahammer.