90 Minuten in der Arena sind lang
Von Andreas Lehner
Wer nach dem Spiel in den Katakomben des Vicente Calderon in die Gesichter der Spiele blickte, der sah erst einmal eins: Enttäuschung. Darüber, dass wieder kein Auswärtstor im Halbfinale gelang und darüber, dass man die erste halbe Stunde zu einfach weggeschenkt hatte. Als man sich aber mit Philipp Lahm, Manuel Neuer und Thomas Müller unterhielt, wurde auch schnell klar: Es ist noch nicht vorbei. Wir schaffen das!
Und warum auch nicht? So schlecht die Auswärtsbilanz des FC Bayern unter Guardiola in der Champions League ist, so stark ist die Mannschaft zuhause. Juanitos berühmter Spruch über Real Madrid im Estadio Santiago Bernabeu lässt sich aktuell auch auf die Münchner anwenden: 90 Minuten in der Arena sind lang. Frag nach bei Juventus.
Natürlich hat man bei Atletico das Gefühl, dass die Rojiblancos irgendwie dran sind nach der bitteren Finalniederlage und dem knappen Viertelfinalaus gegen Real Madrid. Aber auch Bayern hat wieder zwei harte Halbfinalniederlagen hinnehmen müssen, um genügend Motivation für dieses Rückspiel in sich zu tragen. Auf die Münchner wartet ein Spiel, für das sie die ganze Saison gearbeitet haben.
Sie können und müssen kontrolliert explodieren. Das Spiel wird nicht in den ersten zehn Minuten entschieden, aber es kann mit leichtfertig hergeschenkten Toren schnell verloren werden. Deshalb sind Geduld und Disziplin zwei Schlüssel für diesen Abend. Mit dieser Art und Weise haben die Bayern die zweite Halbzeit in Madrid dominiert und Atletico so große Probleme bereitet, wie nur wenige Mannschaften zuvor.
Mit dieser Erkenntnis und Gewissheit werden die Bayern den letzten Schritt nach Mailand machen und Atleticos Trauma in Europa verlängern.