Königsblaue Königsklasse

Von Stefan Rommel
Der FC Schalke 04 eleminierte in der Youth League den FC Chelsea
© getty

Schalkes Profis sind in der Champions League praktisch schon ausgeschieden. Dafür wirbelt die U 19 der Knappen die europäische Konkurrenz weiter kräftig durcheinander. Die Knappenschmiede ist erfolgreich wie nie zuvor und sucht in Deutschland mittlerweile ihresgleichen.

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Schalke 04 hat am vergangenen Freitag beim FC Augsburg gewonnen. Es war ein umkämpftes Spiel, am Ende siegten die Gäste dank zweier Tore von Klaas-Jan Huntelaar vielleicht etwas glücklich. Es war ein wichtiger Schritt für Schalke im Kampf um die Qualifikation zur Champions League in der kommenden Saison.

Platz drei oder eine noch bessere Platzierung ist dafür notwendig, um auf der sicheren Seite zu sein. Oder aber Schalke gewinnt in dieser Saison den Henkelpott, dann wäre die Mannschaft im Herbst auch sicher dabei.

Die Chancen auf einen Triumph in der Königsklasse dürften für Königsblau aber ziemlich gering sein. Das 1:6 im Achtelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid hat bereits alle offenen Fragen beantwortet, der Trip ins Santiago Bernabeu ist ein letztes Highlight, dem der ganz große sportliche Wert aber fehlt. Es geht für Schalke darum, sich einigermaßen achtbar aus der Champions League zu verabschieden.

Im Halbfinale der Youth League

Für die Profis ist die Reise durch Europa vorerst vorbei. Schalkes A-Jugend dagegen darf Mitte April auf das ganz große Ding hoffen. Die UEFA Youth League ist das Pendant zur Champions League der Profis. Alle 32 Teilnehmer der Königsklasse durften ihre U 19 ins Rennen schicken, darunter natürlich auch die vier deutschen Vertreter.

Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen scheiterten aber bereits in der Gruppenphase. Nur Schalkes Nachwuchs schaffte es in die K.o.-Runde.

Nach dem Sieg bei Real Sociedad im Achtelfinale gelang dem FC Schalke am Sonntag der ganz große Wurf: In Cobham im Südwesten Londons setzte sich die Mannschaft von Trainer Norbert Elgert mit 3:1 gegen den FC Chelsea durch. Jene Mannschaft, die noch vor dem FC Barcelona als Topfavorit auf den Titel gehandelt wurde und Schalke in der Gruppenphase noch zweimal bezwingen konnte.

"Chelsea zu schlagen - den Topfavoriten mit seiner abgezockten Mentalität - ist eine unglaubliche Leistung und es ist der absolute Hammer, unter den besten Vier zu sein", sagte Elgert nach dem Spiel.

Erfolgreiche Umbaumaßnahmen

Der 57-Jährige ist die Institution im Schalker Nachwuchsbereich. Vor ein paar Jahren war er noch der einzige, der eine entsprechende DFB-Trainerlizenz aufweisen konnte und den Laden auf Schalke quasi im Alleingang schmiss.

Heute ist Elgert die Speerspitze von mehr als einem Dutzend bestens ausgebildeter Trainer im Nachwuchsleistungszentrum in Gelsenkirchen. Der FC Schalke hat vor einiger Zeit die Fehler der Vergangenheit erkannt und sukzessive abgestellt.

"Ein guter Maßstab ist ja immer die Zertifizierung durch die DFL, die vor drei bis vier Jahren für uns desaströs ausfiel. Das haben wir zum Anlass genommen, uns in diesem Bereich völlig neu aufzustellen", erklärt Sportvorstand Horst Heldt die Umbaumaßnahmen in einem Gespräch mit "transfermarkt.de".

"Wir haben in unseren Nachwuchsmannschaften mittlerweile sogar hauptamtliche Co-Trainer - einen solchen Standard gibt es durchgehend nicht einmal beim DFB."

Schalke bekommt den Übergang bestens hin

Schalke ist mit seinem Drang nach einer sorgfältigen und nachhaltigen Ausbildung eigener Spieler nicht alleine unterwegs in der Bundesliga. Der VfB Stuttgart, Bayern München, Hertha BSC, 1899 Hoffenheim, Bayer Leverkusen oder der VfL Wolfsburg verfolgen ihre Konzeptionen ähnlich stringent.

Seit dem Jahr 2000 stellten die Genannten 22 der 28 möglichen A- und B-Jugendmeister, der VfB und die Bayern waren mit je fünf Titeln am erfolgreichsten. Den entscheidenden Übergang vom Jugend- in den Profibereich bekommt in den letzten Jahren aber kein Klub fließender hin als Schalke 04.

Oliver Ruhnert und Bodo Menze sind die beiden Leiter der so genannten Knappenschmiede. An ihren Schreibtisch bündeln sich die Informationen vom Aufbaubereich (U 13 aufwärts) bis in den Übergangsbereich (U 23). Die Eingliederung der zweiten Mannschaft in den Nachwuchsbereich war dabei ein entscheidender Schritt, in der Zeit vor der gestrafften Struktur lief der Unterbau der Profis nur so nebenbei mit. Die U 16 wurde einige Zeit sogar vom Spielbetrieb abgemeldet.

24 Profi-Spieler in zehn Jahren

Die Liste der Spieler, die es in den letzten zehn Jahren in die erste oder zweite Bundesliga oder zu einem Top-Klubs ins Ausland geschafft haben, ist lang. Insgesamt 24 Akteure entstammen der Knappenschmiede, darunter die deutschen Nationalspieler Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler. Der Output an außergewöhnlichen Spielern ist enorm.

Die entscheidende Frage dabei ist, was Schalke beim kniffligen Übergang von den Junioren in den Profibereich anders macht - hier bleiben unzählige Talente entweder hinter den Erwartungen zurück oder müssen denn Traum vom Profi-Fußball mit Anfang 20 schon wieder beenden.

"Was uns auszeichnet, ist vielleicht die Tatsache, dass wir das bis zum Ende verfolgen. Bei uns dürfen die Spieler auch den letzten Schritt zu den Profis machen. Wir ziehen das durch und schaffen auch Platz für unsere jungen Spieler. Ich glaube, bei anderen Klubs ist das schwieriger", sagt Heldt.

Seite 2: Schalkes Rezept heißt Liebe statt Geschäft

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