"Die Bayern werden das hinkriegen, die Dortmund-Pleite abzuhaken. Und wenn sie 100 Prozent funktionieren, werden sie den Pott auch in den Händen halten", sagte "Tiger" Stefan Effenberg fünf Tage vor dem Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea: "Das würde die Saison retten, aber es muss unabhängig davon Veränderungen beim FC Bayern geben."
"Braucht mehr personelle Alternativen"
Der einstige Mittelfeldstar, der Bayern München vor elf Jahren zum letzten Triumph in Europas Königsklasse geführt hatte, sieht vor allem in Sachen Neuverpflichtungen und Spielsystem Verbesserungsbedarf. "Man braucht mehr personelle Alternativen auf der Bank, die auf Knopfdruck funktionieren. Da muss für die Zukunft etwas gemacht werden", sagte "Sky"-Experte Effenberg.
Zudem fordert der eigenwillige Blondschopf, der seit 23. März selbst den Trainerschein besitzt, von Trainer Jupp Heynckes nach der Doppelpleite gegen Dortmund in Meisterschaft und Pokal ein Umdenken.
Das auf Ballbesitz und die beiden Flügelstars Arjen Robben und Franck Ribery ausgerichtete Spielsystem der Bayern sei viel zu ausrechenbar, deshalb müsse man mit Blick auf die kommende Saison flexibler werden: "Man muss in der Lage sein, verschiedene Systeme zu spielen."
Chelsea könne sich gerade deshalb Hoffnungen auf den Sieg im Finale machen, weil sie genau wüssten, dass mit effektiven Maßnahmen gegen Ribery und Robben das Bayern-Spiel zu knacken sei. Bei Bayern komme es deshalb neben einer stabilen Abwehr ganz besonders auf Bastian Schweinsteiger als Chef im Mittelfeld an.
Schweinsteiger muss "Mannschaft führen"
Der 27-Jährige war beim 2:5 im Pokalfinale gegen den BVB bis auf ein Frustfoul in der Schlussphase nicht aufgefallen. Chefchen oder Chef? Laut Leader Effenberg wird das "Finale dahoam" am Samstag zur Nagelprobe für Schweinsteiger: "Irgendwann musst du das sein und die Mannschaft führen."
Der Vizekapitän hatte sich beim Bankett nach der Pleite gegen Dortmund in einem minutenlangen Gespräch Tipps von Oliver Kahn geholt. Der "Titan" hatte bei Bayerns Champions-League-Triumph von 2001 gegen den FC Valencia im Elfmeterschießen den entscheidenden Schuss pariert.
Kahn: Spieler müssen Löschen-Knopf drücken
Jetzt forderte der Ex-Keeper die Stars auf die Löschen-Taste im Kopf zu drücken und die Dortmund-Pleite aus dem Kopf zu verbannen. "Wenn du am Samstag das Spiel gewinnst und den Pokal in den Händen hälst, dann kannst du - drastisch gesagt - auf alles schei...! Dann ist alles, was vorher war, vergessen", sagte Kahn der "tz".Nach dem Finale müsse man sich dann allerdings zusammensetzen und analysieren, wie man in Zukunft national wieder auf Augenhöhe mit Dortmund kommen könne: "Wie kann man den Kader des FC Bayern in Zukunft ausrichten? Welche Spieler helfen uns weiter?"
Die Niederlage gegen Dortmund hätte ihm auch persönlich Schmerzen bereitet: "Ich hatte richtig das Bedürfnis, zu meine alten Kollegen zu gehen und sie ein wenig zu trösten." Effenberg bot im Scherz sogar ein Comeback für das Champions-League-Endspiel an: "Ich habe meine Stollenschuhe in der Tasche und komme runter auf den Platz."
Stefan Effenberg im Steckbrief