Seit Saisonbeginn spukt in den Köpfen der Münchner der Traum vom großen Heimfinale: "Und wenn wir eine Leistung abrufen wie im Hinspiel, werden wir auch in dieses Endspiel einziehen", sagte Mario Gomez. Ein Unentschieden am Mittwoch - und das Heimspiel am 19. Mai ist real.
Der Kabinenkrach der Alphatiere Franck Ribery und Arjen Robben ist hochoffiziell abgehakt, die Akkus der Stammspieler nach der Pause gegen Werder Bremen wieder aufgeladen: Überhaupt spürte man an diesem Montag an der Säbener Straße Optimismus pur. Keine Angst, keine Ehrfurcht - stattdessen eine nicht-öffentliche Trainingseinheit und Regeneration. "Wir müssen ja nicht viel anders machen. Genauso gut verteidigen, genauso mutig spielen", forderte Gomez.
Spätestens seit dem 2:1 am vergangenen Dienstag weiß man beim Rekordmeister, dass die Spanier verwundbar sind. Da konnte weder das 109. Saisontor noch der Sieg im Clasico gegen den FC Barcelona Eindruck schinden. "Ich habe ihn angeguckt. Ich hatte Spaß dabei. Mehr aber auch nicht", sagte Gomez und wirkte vollkommen emotionslos.
Gemeinsam stark: Alle Spieler gehen mit an Bord
Sportdirektor Christian Nerlinger sprach im dapd-Exklusivinterview von einer "ersten Elf, die absolut gleichwertig ist mit Madrid. Wir sind auf Augenhöhe". Gomez gab ohnehin schon die Marschroute vor, die 80.925 Zuschauer im Santiago-Bernabeu-Stadion mit einem Sieg zu schocken. "Auf Unentschieden spielen, ist nicht unser Ding", sagte der 26-Jährige. Zusammenhalt demonstrierte Heynckes schon in seinem Reiseplan. Den Sonderflug LH 2570 werden am Dienstagmorgen 23 Spieler und alle Betreuer betreten. Auch der Langzeitverletzte Daniel van Buyten wird mit an Bord gehen.
Als Vorteil wird den Bayern zumindest öffentlich ausgelegt, das 2:1 gegen Werder im Schongang absolviert zu haben. Acht Spielern hatte Heynckes am Samstag eine Pause gegönnt - Madrid hingegen trat beim Clasico in Bestbesetzung an. Immerhin Bastian Schweinsteiger spielte an der Weser 90 Minuten durch, eine Einsatzgarantie gab Heynckes seinem Regisseur noch nicht.
An das Bernabeu haben die Münchner keine guten Erinnerungen - erst vor zwei Jahren verloren sie das Endspiel der Königsklasse gegen Inter Mailand mit 0:2. Lahm sieht seine Mannschaft auf den "Hexenkessel" dennoch gut vorbereitet: "Das wird eine tolle Stimmung. Und jeder von uns weiß, worum es geht." Vor allem der Kapitän steht als direkter Gegenspieler von Superstar Cristiano Ronaldo erneut extrem unter Druck. "Wir kriegen aber jetzt keine weichen Knie, wenn wir ihn sehen", sagte Gomez.
Sieben Spieler haben Angst vor Sperre - Lahm hofft auf Kassai
Probleme könnte es allerdings im Falle des möglichen Einzugs ins Finale geben, in dem gleich sieben Bayern-Spielern eine Gelbsperre droht. Lahm zählt daher auf die Gnade des ungarischen Schiedsrichters Viktor Kassai. "Ich hoffe, dass er weiß, wer vorbelastet ist, und dass man schon ein grobes Foul begehen muss, um gelb zu kriegen", sagte der 28-Jährige.
In den Köpfen der Bayern - unter anderem die gesamte Abwehrreihe hat bereits jeweils zwei gelbe Karten kassiert - dürfe aber die Angst vor der Verwarnung keine Rolle spielen. "Ich denke, dass im Zweifel schon jeder hingehen wird, wenn er muss", sagte Gomez - und das wird öfter der Fall sein.
"Sie werden im Bernabeu noch aggressiver zu Werke gehen. Darauf müssen wir vorbereitet sein, das wird ein absolut heißer Tanz", sagte Nerlinger der dapd. Zehn der letzten elf Champions-League-Spiele in der heimischen Festung hat das Team von Jose Mourinho für sich entschieden. Nach dem wohl sicheren Gewinn der Meisterschaft wollen die "Königlichen" den nächsten Coup laden.
Sportdirektor Zinedine Zidane bat am Montag sogar die Fans um Hilfe. "Ihr seid es, die dieses Spiel gewinnen müsst", sagte der einstige Weltstar in einer Videobotschaft auf der Webseite. Gomez konnte das nicht beeindrucken. Im Gegenteil: "Da kribbelt noch nichts."
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