28 Prozent Ballbesitz, 4:19 Torschüsse, 1:8 Ecken. Was klingt wie die Statistiken von Bayer Leverkusen nach dem 1:7 im CL-Achtelfinale gegen den FC Barcelona, sind in Wahrheit die Zahlen, die hinter dem 1:0-Sieg des FC Chelsea gegen eben dieses Barcelona stehen.
Es war der Klassiker: Barcelona stürmte 90 Minuten lang und spielte auf ein Tor, aber die Blues erzielten den einzigen Treffer. Glück? Zufall? Wohl kaum, schließlich hat Chelsea die letzten sechs Spiele gegen Barca nicht verloren. Sie scheinen das Kryptonit gegen die Ballkünstler um Messi, Xavi und Co. gefunden zu haben.
"Heute Abend ging es um kollektives Abwehrverhalten. Das betraf nicht nur die Abwehrspieler selbst. Wir alle mussten die Räume so eng wie möglich machen, um die Bedrohung durch Barcelona zu begrenzen", analysierte Chelsea-Coach Roberto Di Matteo. "Manchmal hatte es den Anschein, als hätten sie 20 Spieler auf dem Platz. Aber wir waren vorbereitet und ruhig genug, um uns nicht frustrieren zu lassen. Unsere Jungs waren wild entschlossen, sie nicht durchkommen zu lassen."
Di Matteo hebt alte Garde hervor
Zu diesen Jungs zählte neben dem bärenstarken Torhüter Petr Cech auch die in den letzten Monaten oft und gerne kritisierte Gruppe der Veteranen um John Terry, Ashley Cole, Frank Lampard und Didier Drogba.
"Die öffentliche Meinung war zuletzt, dass diese Jungs über ihren Zenit hinweg sind, zu alt, um zwei Spiele auf diesem Level hintereinander zu absolvieren. Es waren einige Spieler, die als 'alte Garde' abgetan wurden. Aber sie haben auf dem Platz die richtige Antwort gegeben", sagte Di Matteo. Sein Fazit: "Die alte Garde hat sich bewiesen."
Drogba trotz Schwächen der Matchwinner
Der Interims-Coach, der sich selbst immer mehr als Dauerlösung auf der Trainerbank anbietet, hob seine Führungsspieler ausdrücklich hervor, was vor allem bei Drogba nicht allzu schwer war. Er haute sich voll ins Spiel rein und machte das entscheidende Tor.
Da spielte es am Ende auch keine Rolle, dass ihm sein Alter gerade bei vergeblichen Versuchen, Barcas Abwehrspieler zu überlaufen, deutlich anzumerken war. Drogba besitzt schlichtweg nicht die Athletik vergangener Jahre - dafür aber weiterhin den unbändigen Siegeswillen.
"Wir haben einen guten Teamgeist. Die alten und die jungen Spieler halten zusammen und kämpfen für das gleiche Ziel", sagte Di Matteo.
Barcas unglaubliche Heimbilanz
Aber macht das Chelsea nun zum Favoriten auf den Einzug ins CL-Finale? Wohl kaum, schließlich hat Barcelona schon im Hinspiel zahlreiche Großchancen kreiert und hätte das Spiel an der Stamford Bridge mit einem Tick mehr Entschlossenheit vor dem Tor gewinnen müssen.
Im Camp Nou hat Barca in dieser Saison eine Bilanz von 27 Siegen in 30 Spielen bei drei Unentschieden. Die Tordifferenz: 104:16!
"Ich denke nicht, dass wir als Favoriten nach Barcelona reisen", konterte Di Matteo eine entsprechende Aussage seines Kollegen Pep Guardiola. "Wir wissen, was uns im Camp Nou erwartet. Wir werden eine zweite perfekte Leistung bringen müssen."
Guardiola erinnert an das Einmaleins des Fußballs
Keine perfekte, aber eine zumindest deutlich bessere Leistung braucht Barca im Abschluss, wenn es mit der Titelverteidigung noch klappen soll. Zu viele Chance wurden leichtfertig vergeben, besonders die Standards waren der besten Mannschaft der Welt unwürdig.
"Wenn es im Fußball darum ginge, wer am meisten Ballbesitz hat, würden wir jedes Spiel gewinnen. Aber es geht bei diesem Spiel nun einmal darum, den Ball ins Tor zu schießen", sagte Guardiola. "Das ist leider der schwierigste Part."
Barca "abenteuerlustiger"
Nicht für die Blues, die ihre einzige echte Torchance im Hinspiel genutzt haben und dadurch Messi und Co. mächtig unter Zugzwang bringen.
"Die Herausforderung ist nun, im Rückspiel wieder so viele Chancen zu kreieren", sagte Guardiola. "Dazu müssen wir vielleicht etwas abenteuerlustiger und risikoreicher spielen."
Chelsea vs. Barcelona: Daten zum Spiel