Frage: Herr Schürrle, Glückwunsch zum Sieg gegen Valencia. In der ersten halben Stunde musste man sich Sorgen machen. Was war los?
Andre Schürrle: Wir waren sehr passiv auf dem Platz. Es hat einfach gar nichts gepasst. Wir haben so schnell die Bälle verloren und waren total verunsichert. So kann man kein Fußball spielen. Wir waren total ängstlich, ohne Mut nach vorne, es war kein Aufbäumen zu sehen. Wir konnten glücklich sein, dass es zur Pause nur 0:1 stand, so war in der zweiten Halbzeit noch alles möglich.
Frage: Sicher hat sich die Mannschaft vor der Partie viel vorgenommen. Wie erklären Sie sich, dass Bayer überhaupt nicht ins Spiel gekommen ist?
Schürrle: Klar nimmt man sich viel vor für das Spiel und geht auch so hinein. So gehen wir in jedes Spiel rein und wollen immer gleich da sein. Die Spanier haben natürlich in der ersten Halbzeit auch sehr gut gespielt. In vielen Situationen hatten sie Glück, wenn der Ball immer noch durchgerutscht ist oder noch ein Bein dazwischen war. Dadurch ist auch Unruhe im Stadion entstanden. Davon lässt sich eine so junge Mannschaft wie wir noch zu sehr beeinflussen, auch ich.
Frage: Was ist dann in der Pause passiert?
Schürrle: Wir mussten uns zusammenraufen, denn schlechter konnte es nicht mehr werden. In der Kabine wurde viel geredet, innerhalb der Mannschaft auch in etwas lauterem Ton. Der Trainer hat vieles angesprochen und die Marschroute geändert. Wir wollten versuchen, einfach mal alles hinter uns zu lassen und ohne Nachzudenken vorne draufgehen und aggressiv sein. Danach hat man gesehen, dass wir die Qualität haben, zwei Tore in der Champions League gegen Valencia zu machen und so ein Spiel noch zu drehen.
Frage: Zuletzt war das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft immer wieder ein Thema in der Öffentlichkeit. Wie bewerten Sie diese Diskussion?
Eure Bayer-Noten: Leno mit der 1 vor dem Komma - Ballack, Schürrle, Sam stark
Schürrle: Alle drei Tage nach dem Spiel kommen diese Fragen, wie die Mannschaft zum Trainer steht. Ich glaube, dass es so langsam müßig ist. Wir haben überhaupt kein Problem. Wir verstehen uns gut innerhalb der Mannschaft, wir trainieren gut, wir spielen teilweise auch gut. Im Moment klappt natürlich nicht alles auf dem Platz, dann ist es klar, dass es auch außerhalb des Platzes schwierig wird. Von daher tut der Last-Minute-Punkt von Gladbach und der Sieg gegen Valencia einfach mal gut.
Frage: Nach dem Tor zum 2:1 hat die ganze Mannschaft mit dem Trainer gejubelt. Ein Zeichen dafür, dass das Verhältnis intakt ist?
Schürrle: Es tut auf jeden Fall gut, mal wieder so feiern zu können. Der Trainer hat sich auch riesig gefreut. Wir versuchen ja, immer alles so umzusetzen, wie es der Trainer verlangt. Im Moment ist es vielleicht etwas schwierig. Man hat ja die Verunsicherung gesehen. Aber es tut dem Trainer, der Mannschaft und vor allem auch den Fans gut, so ein Ding gedreht zu haben.
Frage: Nach Ihrem ersten Bundesligator im Bayer-Trikot in Gladbach haben Sie nun auch in der Champions League getroffen. Ist Ihnen ein weiterer Stein vom Herzen gefallen?
Schürrle: Ich denke, das Tor in der Bundesliga war sehr wichtig für den Kopf, um nicht mehr so viel nachdenken zu müssen: Treffe ich, treffe ich nicht. Ich war mir sicher, dass die Tore irgendwann kommen werden. Das war nur eine Frage der Zeit. Von daher bin ich sehr glücklich, dass ich nun wieder treffen konnte und hoffe, dass es so weiter geht. Letztlich ist es aber am wichtigsten, dass die Mannschaft gewinnt.
Frage: Stefan Reinartz wurde nach schwacher Leistung zur Halbzeit durch Manuel Friedrich ersetzt. Wie kann die Mannschaft ihn nun wieder aufbauen?
Schürrle: Wir als Mannschaft sind für ihn da. Das haben wir schon in der Halbzeit gesagt. Wir wollten auch für ihn spielen. Der Stefan ist ein super Typ und hat riesige fußballerische Qualitäten. Von so einer Halbzeit oder von den Stimmen von außen darf er sich einfach nicht entmutigen lassen.
Frage: Wie schätzen Sie nun die Ausgangslage nach in der Gruppe ein?
Schürrle: Wir sind jetzt vier Punkte vor Valencia. Das ist eine riesen Ausgangssituation. Das wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen. Wir wollen auch in Valencia etwas mitnehmen und dann bin ich mir sicher, dass wir über die Gruppenphase hinaus kommen. Wenn wir zu Hause gegen Chelsea ähnlich wie in der zweiten Hälfte gegen Valencia spielen, ist auch da etwas drin. Das letzte Spiel gegen Genk wird vielleicht das entscheidende, in dem wir mit einem Dreier in der Champions League überwintern können.
Frage: In der Bundesliga geht es am kommenden Wochenende zu Hause gegen Schalke. Ein kurzer Ausblick?
Schürrle: Wir wollen jetzt erst einmal unseren Sieg in der Champions League und die gute Ausgangssituation genießen. Dann gilt es, sich gut vorzubereiten, gut zu regenerieren und dann müssen wir versuchen, gegen Schalke möglichst von Beginn an da zu sein. Wenn wir das Gesicht der zweiten Halbzeit gegen Valencia zeigen können, bin ich mir sicher, dass wir Schalke schlagen werden.
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