Bochumer Unmut nach Last-Second-Treffer

SID
Traf im wirklich allerletzten Moment des Relegationsspiels: Gladbachs Igor de Camargo
© Getty

Ein Treffer von Igor de Camargo in letzter Sekunde hat Borussia Mönchengladbach im Relegations-Hinspiel einen knappen 1:0-Sieg gegen den VfL Bochum beschert. Die Gäste haderten mit Schiedsrichter Günter Perl, Gladbach bangt um Marco Reus, der sich verletzt hat.

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Als Matchwinner Igor de Camargo nach seinem Last-Second-Tor unter der jubelnden Gladbacher Spielertraube fast erdrückt wurde, machten die Akteure des VfL Bochum ihrem Unmut Luft.

"Es waren schon 20 Sekunden über der Nachspielzeit. Schade, dass am Ende vielleicht wegen ein paar Sekunden über Auf- und Abstieg entschieden wird", sagte Kapitän Christoph Dabrowski nach der 0:1 (0:0)-Niederlage im Relegations-Hinspiel bei Borussia Mönchengladbach und fügte voller Empörung in Richtung Schiedsrichter Günter Perl an: "Wir wurden um den Lohn unserer Arbeit gebracht, das ist eine absolute Frechheit."

Perl: "In meinem Ermessen"

Perl reagierte gelassen auf die Vorwürfe aus dem Lager des Zweitliga-Dritten. "Als der Ball ins Seitenaus ging, da war die zweiminütige Nachspielzeit noch nicht um. Da habe ich mich entschlossen, die Aktion noch ausführen zu lassen. Das liegt in meinem Ermessen", erklärte der Unparteiische aus Pullach.

Es war ein weitreichender, aber regelkonformer Entschluss, der über Bundesliga oder 2. Liga, über Spiele gegen Bayern München und Borussia Dortmund oder Erzgebirge Aue und den Karlsruher SC entscheiden kann. Gladbachs Joker de Camargo traf mit dem letzten Ballkontakt des Spiels (90.+3) zum Sieg, danach brachen beim fünfmaligen deutschen Meister alle Dämme.

Es wartet noch das Rückspiel

Torhüter Marc-Andre ter Stegen stürmte in Rekordzeit über das gesamte Feld, seine Mitspieler herzten immer wieder den überglücklichen Joker und die Fans skandierten lautstark "Sieg". Doch das Abstiegsgespents geistert vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch in Bochum immer noch durch den Borussia-Park, das knappe Polster ist alles andere als beruhigend.

"Es sind noch 90 Minuten zu spielen, vielleicht aber auch noch länger. Es war nur ein Schritt", meinte Gladbachs Trainer Lucien Favre, der die Mission Klassenerhalt und damit ein kleines Fußball-Wunder vollenden will.

Auch de Camargo, der die gesamte Saison über mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte und noch nicht fit für einen Einsatz über die gesamte Spielzeit war, warnte vor den "gut organisierten Bochumern." Es sei noch nicht vorbei, so der Angreifer.

1:0 besser für Konzentration

Martin Stranzl sah in dem knappen Vorsprung aber nur Vorteile. "Das ist ein gutes Ergebnis, da kann keiner im Kopf locker werden. Bei einem 2:0 oder 3:0 hätte die Konzentration nachgelassen", sagte der Innenverteidiger.

Vor dem alles entscheidenden Spiel müssen sie Borussen ernsthaft um den Einsatz von Marco Reus bangen. Beim Offensivspieler wurde ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich festgestellt, bis Montag kann der 21-Jährige nicht trainieren. Noch besteht aber Hoffnung. "Unsere Chancen sind besser, wenn er dabei ist", meint Favre.

Trotz des Schocks über den späten Gegentreffer und die erste Niederlage nach zwölf Jahren und 15 Spielen gegen Gladbach hat der engagiert auftretende VfL die Hoffnungen auf den sechsten direkten Wiederaufstieg ins Oberhaus noch nicht aufgegeben.

Aufstiegsexperte Funkel

"In Bochum sind wir zu allem fähig", sagte Dabrowski. Trotz des "bitteren Endes" im Hinspiel, schickte Bochums Sport-Vorstand Thomas Ernst schon einmal eine Warnung in Richtung Borussia: "Die Gladbacher dürfen sich nicht zu sicher fühlen."

Zumal der VfL ja noch Aufstiegsexperte Friedhelm Funkel hat. Der Ex-Profi schaffte als Trainer fünf Aufstiege in die Bundesliga und ließ sich auch durch die Umstände der Niederlage nicht aus der Ruhe bringen. "Das Ergebnis ist keine Garantie. Meine Mannschaft will eine Trotzreaktion zeigen", meinte Funkel, "noch ist Gladbach nicht am Ziel."

Mönchengladbach - Bochum: Daten zum Spiel

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