"Wir sind nicht im Schlaraffenland, wir können uns die Welt nicht malen, wie sie uns gefällt: Mögliche Transfers beinhalten ja Verkäufe, um die finanziellen Möglichkeiten zu haben, etwas zu tun", sagte Eberl im Interview mit der Sport Bild.
Die Bayern hatten in der jüngeren Vergangenheit zwar häufiger mehr ausgegeben als eingenommen. Im Vergleich zur internationalen Konkurrenz fiel die Transferbilanz aber nicht sonderlich weit in den Roten Bereich. "Wir müssen uns der Realität stellen", stellte Eberl klar und ergänzte: "Welche finanziellen Möglichkeiten haben wir, um auf wie vielen Positionen unsere Wünsche zu realisieren?"
Oberste Priorität genieße aber zunächst die Suche nach einem Trainer, wie der 50-Jährige ausführlich erklärte. Es ergebe schließlich "keinen Sinn, Spieler zu verpflichten und dann einen neuen Trainer vor vollendete Tatsachen zu stellen."
Sobald die Nachfolge Thomas Tuchels geklärt ist, sei trotz der finanziellen Gesundheit des Vereins Besonnenheit gefragt. "Ich weiß, dass wir im Sommer Möglichkeiten haben. Aber diese sind nicht grenzenlos. Transfers wie den von Harry Kane können und wollen wir nicht jeden Sommer machen", erklärte Eberl.
Der Engländer war im Sommer 2023 für rund 100 Millionen Euro an die Isar gewechselt - die erste Verpflichtung der Bayern in dieser Größenordnung. Eberls Wunsch ist es derweil, "14, 15 Top-Spieler" in den eigenen Reihen zu haben, die von Talenten wie Aleksandar Pavlovic oder Mathys Tel ergänzt werden.
FC Bayern München schaut sich nach Holding Six und Stürmer um
Dennoch könnte die viel zitierte Holding Six wieder ein Thema werden. "Das defensive Mittelfeld ist ein Kaderbereich, in dem wir die Augen offen halten", erklärte er. Das hänge aber auch vom System des künftigen Trainers ab, da es im zuletzt "fast immer" praktizierten 4-2-3-1 "in dem Sinne keine alleinige Sechs gab. Eine System-Änderung könne derweil den Effekt haben, dass "aktuell unzufriedene Spieler, wieder eine andere Rolle bekommen".
Auch über einen weiteren Stürmer hinter Kane würden sich die Bayern Gedanken machen. "Wir wissen ja noch nicht, ob wir eventuell mit einer Doppelspitze spielen", sagte Eberl. Diese Rolle traue er auch Tel zu. Allerdings hätte der Franzose in dieser Spielzeit auch "großen Einfluss" über den Flügel gehabt.
Auf der Abgangsseite kann sich derweil einiges tun. Nach dieser Saison laufen die Verträge von Eric Maxim Choupo-Moting und Bouna Sarr aus. 2025 drohen unter anderem die ablösefreien Wechsel von Leroy Sané, Joshua Kimmich und Alphonso Davies. Dann enden auch die Arbeitspapiere der Routiniers Thomas Müller sowie Manuel Neuer.
"Kein Verein - das gilt auch für Bayern München - möchte Spieler ablösefrei verlieren, wenn man sich nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen kann. Wenn Spieler nicht mehr hier sein wollen, muss man Entscheidungen treffen", erklärte Eberl und betonte: "Wir wollen Spieler haben, die für Bayern München stehen, die Lust haben, sich mit dem Verein identifizieren."
Max Eberl führte Gespräch mit Joshua Kimmich
Eberl pocht deshalb auf Klarheit, was sich auch in dem Ultimatum für den angeblich von Real Madrid umworbenen Davies widerspiegelt. Zudem verriet er, "kürzlich" mit Kimmich gesprochen zu haben.
Besonders imponiert es Eberl, dass Kimmich seine Vertragsverhandlungen ohne einen Berater führen wird, sollte es dazukommen. "Das ist eher ungewöhnlich, diese Art Eigenständigkeit habe ich nur bei Martin Stranzl in Gladbach erlebt. Ein Spieler, der weiß, was er will, mit dem man direkt eins zu eins sprechen kann: Das macht die Dinge einfacher", sagte er.
Ein Verbleib des Führungsspielers soll einem Bericht von Sky zufolge jedoch nicht mehr in Stein gemeißelt sein. Demnach würden sowohl Spieler als auch Verein über einen Transfer nachdenken.
Zukunft von Leroy Sane unklar - Lob für Leon Goretzka
Auch zu Sanés Zukunft äußerte sich Eberl. Auf die Frage, ob dieser nur bei einer Gehaltsreduzierung - derzeit ist von rund 20 Millionen Euro pro Jahr die Rede - einen neuen Vertrag erhalte, sagte er: "Ich möchte gar nicht über Geld sprechen. Die Verträge wurden in vollem Bewusstsein beider Parteien geschlossen. Das Geld ist ein Part. Leroy hat herausragende Qualitäten, ab und zu Schwankungen. Wir müssen mit ihm entscheiden: Was will er, wie sieht seine Zukunftsplanung aus? Hat er diesen Bock, diese Lust, mit uns in die Zukunft zu gehen, etwas Neues anzupacken?" Generell gehe es um "ein Bekenntnis zum Verein".
Außerdem sprach er Leon Goretzka, dessen Kontrakt noch bis 2026 datiert ist, sein Vertrauen aus. "Er war in den letzten Spielen sehr präsent, das Zusammenspiel mit Aleks Pavlovic passt sehr gut. Dass er beim DFB nicht dabei ist, war ein Dämpfer für ihn. In solchen Situationen suche ich immer das Gespräch mit dem Spieler, und wir kennen uns schon sehr lange. Ich wollte ihn bereits von Bochum nach Gladbach holen. Wir haben eine gute Vertrauensbasis", sagte Eberl, der einen Verbleib des Mittelfeldspielers andeutete: "Für uns ist er ein Spieler, der wichtig ist."
Vertragsverlängerung mit Jamal Musiala "ein großes Ziel"
Klar ist hingegen, dass mit Jamal Musiala und Tel weiterhin geplant wird. "Sie sind die Gesichter der Zukunft", sagte Eberl. Gleiches gelte auch für Pavlovic.
Das soll auch in naher Zukunft in deren Verträgen festgehalten werden. "Mathys hat schon bis 2029 verlängert, bei Jamal ist eine Verlängerung ein großes Ziel, eine andere Option kann es für uns nicht geben. Diese Förderung von jungen Profis heißt nicht, dass wir auf die erfahrenen Spieler keinen Wert legen. Die tragen dazu bei, dass die talentierten Spieler diese Entwicklung nehmen können."
An Musiala sollen Gerüchten zufolge auch mehrere englische Topklubs Interesse zeigen. Der Vertrag des Nationalspielers läuft 2026 aus.
FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB
Datum | Wettbewerb | Gegner |
30. März, 18.30 Uhr | Bundesliga | Borussia Dortmund (H) |
6. April, 15.30 Uhr | Bundesliga | 1. FC Heidenheim (A) |
9. April, 21 Uhr | Champions League | FC Arsenal (A) |
13. April, 15.30 Uhr | Bundesliga | 1. FC Köln (H) |