Bayern München verstärkt seine Offensive mit Bryan Zaragoza: Der Transfer aus drei Perspektiven

Von Oliver Maywurm
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LaLiga-Shootingstar Bryan Zaragoza wirbelt ab kommenden Sommer für den FC Bayern. Was bedeutet der Transfer für den 22-Jährigen selbst, was für den FCB - und was für Serge Gnabry? Drei Perspektiven zum Zaragoza-Wechsel.

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Bryan Zaragoza wechselt zum FC Bayern München: Der Transfer aus der Perspektive des Spielers

Senkrechtstarter ist durchaus eine Untertreibung, wenn man die Entwicklung Bryan Zaragozas in den vergangenen Jahren greifbar machen will. Ohnehin war bei dem kleinen, wendigen Offensivspieler lange nicht vorgezeichnet, dass sein fußballerischer Werdegang in allerhöchstes Niveau münden würde.

In der südspanischen Metropole Málaga geboren, kickte Zaragoza dort lange für den kleinen Verein Conejito de Málaga. Erst mit 18 wechselte er zu einem größeren Klub und heuerte im Nachwuchs des FC Granada an, rund 130 Kilometer von Málaga entfernt.

Ein Jahr später wurde Zaragoza an einen spanischen Drittligisten verliehen, ehe er nach Granada zurückkehrte und dort bis vor gut anderthalb Jahren noch im B-Team in der vierten spanischen Liga kickte. Er verdiente sich erste Sporen im Seniorenfußball, ging langsam wichtige Entwicklungsschritte - ein wirklich herausragender Spieler war er aber trotz der relativ niedrigen Spielklasse noch nicht.

Umso erstaunlicher ist es, dass der nun 22-Jährige nach einer guten Zweitligasaison mit Granada inklusive Aufstiegs - in der er aber keineswegs als Stammkraft gesetzt und häufig nur Joker war - nun in dieser Spielzeit in Spaniens Oberhaus derart durchstartete.

Bryan Zaragoza: Magische Momente gegen Barcelona

Fünf Tore und zwei Assists gelangen Zaragoza in bisher 14 LaLiga-Einsätzen, vor allem mit seinem Auftritt beim 2:2 gegen den großen FC Barcelona Anfang Oktober sorgte auch international für Schlagzeilen. Mit zwei Toren sorgte der junge Spanier dafür, dass der Underdog nach einer halben Stunde mit 2:0 vorne lag.

Und seine Treffer belegten wie gemalt die Stärken, die vermutlich auch den FC Bayern von ihm überzeugt haben: Extrem schnell, herausragender Antritt, viel Zug zum Tor, eine enorme Dribbelstärke, gutes Raumgefühl, starke Körperbeherrschung, große Kreativität und intuitiv gute Torabschlüsse. Bei seinem zweiten Tor ließ er dabei Barça-Verteidiger Jules Koundé, seines Zeichens französischer Nationalspieler, richtig alt aussehen.

Es spricht für Zaragozas Mut, dass er sich bereits jetzt dazu entschieden hat, zu einem Verein der Größenordnung von Bayern München zu wechseln. Zu einem Klub, bei dem ein enormer Konkurrenzkampf auf ihn wartet, insbesondere auf seinen bevorzugten Positionen auf den offensiven Flügeln.

Dennoch gibt es natürlich auch gute Gründe, aus Zaragozas Perspektive bezüglich des Transfers nach München skeptisch zu sein: Er hat Stand jetzt noch nicht einmal eine halbe Saison auf allerhöchstem Niveau hinter sich und es könnte durchaus sinnvoll sein, sich auf diesem Level erst einmal weiter in seinem gewohnten Umfeld zu stabilisieren, ehe man den nächsten Karriereschritt geht. In ein Land und eine Liga, die er nicht kennt, an die er sich sicherlich erst gewöhnen muss.

Hinzu kommt, dass auch einige weitere Klubs - unter anderem RB Leipzig - an ihm interessiert gewesen sein sollen, bei denen die Konkurrenz vielleicht etwas weniger mächtig gewesen wäre. Und zu denen der Schritt aus Granada nicht so enorm gewesen wäre, wie er es nun in Richtung München ist.

Derlei Mutmaßungen sind allerdings bekanntlich immer nur spekulativ. Und möglicherweise ist es ja genau richtig, so mutig zu denken wie Zaragoza es bei der Entscheidung für München tut. Er hat in jedem Fall riesiges Potenzial, unterschreibt bei Bayern einen langfristigen Vertrag, kann von Weltklassespielern lernen und hat keinen Druck, sofort Stammspieler sein zu müssen. Möglicherweise zahlt sich seine Courage am Ende also aus.

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Bayern holt Bryan Zaragoza: Der Transfer aus der Perspektive des FCB

Die Verpflichtung eines jungen Spielers aus einer anderen Liga und einem anderen Land, der noch nicht nachgewiesen hat, dass er konstant über einen längeren Zeitraum auf höchstem Niveau abliefern kann, bringt immer einige Unwägbarkeiten mit sich.

Lässt man diese aber zunächst außen vor, ist Zaragozas Wechsel zu den Bayern ein sehr interessanter Transfer mit viel Potenzial: Der FCB bekommt einen jungen, extrem talentierten, aufregenden und spektakulären Spieler mit viel Raum für Entwicklung, der die Kaderbreite in der Offensive weiter ausbaut und neue Optionen schafft, ohne dabei sofort Ansprüche auf einen Stammplatz zu stellen - und das auch noch für vergleichsweise kleines Geld.

Denn Zaragoza kostet den deutschen Rekordmeister dem Vernehmen nach lediglich 13 Millionen Euro Sockelablöse. "Bryan Zaragoza ist ein antrittsstarker, sehr schneller und extrem wendiger Flügelspieler, der auf beiden Seiten einsetzbar ist", betonte Sportdirektor Christoph Freund und führte aus: "Er ist unberechenbar, torgefährlich und sehr gut in Eins-gegen-Eins-Situationen." Zaragoza werde "unsere offensiven Möglichkeiten erweitern", so Freund weiter.

Unter Umständen meint er damit auch, dass Zaragoza mit Schnelligkeit, Eins-gegen-Eins, Antrittsstärke und Zug zum Tor zwar ähnliche Stärken hat wie auch Leroy Sané, Kingsley Coman und Co. Aber er unterscheidet sich durch seine Größe von nur 1,64 Meter und dem damit verbundenen niedrigen Körperschwerpunkt dann doch etwas von dem bereits vorhandenen Offensivmaterial im FCB-Kader - und kann gerade als Joker mit seinem wuseligen Spiel möglicherweise noch einmal andere Impulse setzen.

Außerdem baut Bayern mit Zaragoza vielleicht auch dem Abgang von einem seiner Offensivspieler im kommenden Sommer vor.

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Bayern München verstärkt seine Offensive mit Bryan Zaragoza: Der Transfer aus der Perspektive von Serge Gnabry

Einer jener Offensivspieler ist Serge Gnabry. Der 28-Jährige durchlebt derzeit bekanntlich eine komplizierte Phase seiner Karriere.

Er hatte Probleme, in die Saison zu finden, dann legten ihn ein Unterarmbruch und eine Erkrankung von Ende September bis Ende Oktober lahm. Und seit seiner Rückkehr war er zuletzt meist nur Joker oder saß 90 Minuten lang auf der Bank, lediglich beim 4:2 gegen Heidenheim stand er in der Startelf.

Dass die Bayern mit Zaragoza nun einen neuen, jungen Flügelspieler verpflichtet haben und damit die Konkurrenzsituation weiter verschärfen, dürfte Gnabry zu denken geben. Schon zuletzt war er hinter Coman, Sané, Jamal Musiala und Thomas Müller nur Option Nummer fünf für die drei Positionen hinter der Sturmspitze. Und beim 0:0 gegen Kopenhagen in der Champions League erhielt Mathys Tel den Vorzug auf der linken Seite, durfte sich anstelle Gnabrys von Beginn an zeigen.

Mit Zaragoza ist kommende Saison dann noch ein weiterer Spieler da, der Gnabry Einsatzzeit wegnehmen könnte. Dessen Vertrag in München läuft zwar noch bis 2026, Gerüchte über einen Wechsel gibt es aber immer wieder mal. Vor einigen Wochen kursierte dabei zum Beispiel Manchester United als möglicher Interessent.

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