FC Bayern München - Erkenntnisse nach dem 3:1 gegen den FC Augsburg: Harry Kane schießt mehr als 30 Tore, Thomas Tuchel muss sich anpassen

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Obwohl bei Weitem noch nicht alles stimmte zwischen Harry Kane und seinen Mitspielern, erzielte der Stürmer in einem insgesamt zähen Spiel locker zwei Tore - denen noch sehr viele folgen werden. Trainer Thomas Tuchel muss seine Ideen derweil an die seiner Mittelfeldspieler anpassen und der wechselwillige Benjamin Pavard hat Pech. Drei Erkenntnisse zum 3:1 des FC Bayern München gegen den FC Augsburg am zweiten Bundesliga-Spieltag.

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Harry Kane, Bundesliga
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FCB-Erkenntnisse - Kane wird das 30-Tore-Versprechen übererfüllen

An gewisse Laufwege muss sich Harry Kane einfach noch gewöhnen. Nach seinem ersten Bundesliga-Heimsieg, bei dem ihm sein erster Bundesliga-Doppelpack gelungen war, ging der neue Stürmer des FC Bayern zusammen mit seinen Kollegen in Richtung Südkurve. Dort, vor den Treuesten der Treuen angekommen, klatschte Kane in die Hände und lächelte dieses überaus höfliche Harry-Kane-Lächeln, das vielleicht davon profitiert, dass Kane qua Abstammung sein ganzes Leben lang am TV Aristokraten beim Lächeln zuschauen durfte.

Doch ehe die Ultras den freundlichen Torjäger richtig feiern konnten, war der schon wieder weitergezogen. Langsam schritt er, immer noch klatschend, immer noch höflich lächelnd die Gegentribüne ab. Seine neuen Mannschaftskameraden zögerten, schließlich gehört sich das ausgiebige Siegefeiern mit der Südkurve einfach, doch schließlich folgten sie Kane erst vor die Gegengerade, dann vor die Nordkurve, dann vor die Haupttribüne.

Dem Superstar, dreifachen Torschützen in den ersten beiden Bundesligaspielen, der Attraktion der Liga, folgt man natürlich.

Auch während des Spiels waren nicht alle Laufwege zwischen Kane und seinen neuen Kollegen aufeinander abgestimmt. In der zähen ersten Halbzeit hatte sich Kane immer wieder weit ins Mittelfeld zurückfallen lassen, um im Spielaufbau zu helfen, der 30-Jährige hat seine Qualitäten bekanntlich nicht nur vor dem Tor, sondern ist auch ein vorzüglicher Spielmacher. Jedoch wurde er von den restlichen Bayern kaum angespielt.

Sein erstes Tor in der Allianz Arena als Spieler des FC Bayern München wird somit als souverän verwandelter Handelfmeter in die Geschichte eingehen. Umso außergewöhnlicher dafür sein zweites Tor, bei dem so ziemlich alles passte, was bei einem Angriff passen kann: Der Doppelpass im Vollsprint zwischen Alphonso Davies und Kingsley Coman, das Zuspiel in Kanes Lauf, der coole Abschluss.

"Es war ein toller Ball und ich habe einfach versucht, ihn über den Torwart zu heben. Ich konnte in den Augenwinkeln sehen, dass er schnell herauskam. Ich habe fast nur die Zehen benutzt, um ihn in die Luft zu schnippen", erklärte Kane anschließend bei DAZN.

Wie gesagt: Es klappt bei Weitem noch nicht alles zwischen Kane und seiner neuen Mannschaft, und doch scheint schon jetzt klar, dass er die 30 Saisontreffer (wettbewerbsübergreifend), die sich Bayerns Bosse von ihm versprechen, übererfüllen wird, wenn jetzt schon so viel klappt. Wie Kane, der ausdrücklich die Chemie zwischen ihm und der Mannschaft lobte, bereits jetzt nach wenigen Tagen die Mannschaft beeinflusst, erklärte Joshua Kimmich nach der Partie so: "Er ist ein Mann, er geht voran, das merkt man auch in unserem Spiel. Es tut uns gut, weil wir wissen, dass wir ihm den Ball geben können und wir dann nachkommen können. Er wird auch unseren offensiven Außenspielern guttun, weil die den ein oder anderen Raum mehr bekommen werden, weil sich die Verteidiger auch auf Harry fokussieren werden."

FC Bayern München: Bundesliga-Tabelle nach dem 2. Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Union Berlin28:266
2.Bayern München27:166
3.Bayer Leverkusen26:246
4.Wolfsburg24:136
5.Freiburg23:126
6.Borussia Dortmund22:114
6.Eintracht Frankfurt22:114
8.RB Leipzig27:433
9.Stuttgart26:513
10.Hoffenheim24:403
11.Augsburg25:7-21
12.Borussia M'gladbach24:7-31
13.Mainz 0522:5-31
14.Bochum21:6-51
15.Köln21:3-20
16.Heidenheim22:5-30
17.Darmstadt 9821:5-40
18.Werder Bremen20:5-50

 

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FCB-Erkenntnisse - Tuchel muss sich mehr anpassen als seine Mittelfeldspieler

Joshua Kimmich und Leon Goretzka begannen gegen Augsburg erneut auf der Doppel-Sechs und werden das, wenn es nach Thomas Tuchel geht, auch in Zukunft machen. "Die Idealvorstellung ist Leon und Josh von Beginn an. Und Konni von der Bank. Du spielst mit denen, die du hast, so ist das als Trainer", erklärte Tuchel vor dem Spiel bei DAZN. Der Coach hat sich arrangiert mit seinen zentralen Mittelfeldspielern.

Was bleibt ihm auch anderes übrig?

Die hochkarätige "Holding Six", den positionsgetreuen Abräumer im defensiven Mittelfeld, die er schon zu Beginn seiner Amtszeit als Priorität für die Transferperiode erkoren hatte, wird er wohl nicht mehr bekommen. Tuchels Argumente zogen bei den anderen Mitgliedern der Transferkommission nicht.

Es sieht so aus, als ob einem hochkarätigen Trainer des FC Bayern München mal wieder wegen unterschiedlicher sportlicher Auffassungen ein konkreter Kaderwunsch ausgeschlagen wird - Pep Guardiola, dessen Liebling Toni Kroos einst verkauft wurde, dem stattdessen Sami Khedira als Ersatz angeboten wurde, und Louis van Gaal können ein Lied davon singen; van Gaal hatte nach eigener Aussage 2009 am liebsten die Spielmacher Mesut Özil oder Wesley Sneijder zum FC Bayern holen wollen. Da die Bosse keinen Regisseur verpflichten wollten, nahm der niederländische Sturkopf eben die weitgehend unbekannten Danijel Pranjic und Edson Braafheid aus den Niederlanden mit und bekam nach einem rumpeligen Start kurz vor Transferschluss noch den alles andere als unbekannten und bald darauf legendären Arjen Robben.

Tuchel schien am Sonntag dem freilich nicht geäußerten Vorwurf, ein Sturkopf zu sein, leidenschaftlich entgegentreten zu wollen. In der Pressekonferenz nach dem Spiel forderte er die Reporter auf, hinter seinen Äußerungen zu den beim FC Bayern beschäftigten Sechsern "bitte keinen Streit oder einen Konflikt" zu sehen. Er habe "keine Forderungen gestellt, ich habe niemanden kritisiert und keinen Ruf nach einer Sechs laut werden lassen. Ich habe einfach nur eine Antwort gegeben", betonte Tuchel.

Vor dem Spiel hatte er bei DAZN gesagt: "Wir sind numerisch nicht gerade üppig besetzt. Es sind nur drei zentrale Mittelspieler, die bei uns defensiv eine Schlüsselrolle haben können." Diese drei defensiven Mittelfeldspieler seien für ihn eben Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Konrad Laimer, so Tuchel. "Vielleicht tun wir noch was. Sonst machen wir es mit Aleks von unserer U23", ergänzte er und meinte Aleksandar Pavlovic aus der eigenen zweiten Mannschaft.

Dass Tuchel in seiner Aufzählung Ryan Gravenberch nicht nannte, lag nicht daran, dass der Trainer den wegen seiner Einsatzzeiten unzufriedenen und von den Premier-League-Klubs Manchester United und FC Liverpool umworbenen Gravenberch bereits abgeschrieben hätte; Tuchel sieht in Gravenberch vor allem einen Zehner.

Aber das nur nebenbei, die viel wichtigere Frage ist: Wie geht Tuchel nun damit um, dass seine drei Sechser alles sind, nur eben keine "Holding Six" und sie ihre Rolle als Sechser anders interpretieren als dem Trainer lieb ist?

Tuchel versprach: "Wir werden und aneinander anpassen." Doch klar scheint, dass er sich mehr anpassen muss als die Spieler. Tuchel: "Es geht immer darum, auch die Stärken der Spieler herauszustellen und niemandem etwas aufzuzwingen, womit er sich nicht wohlfühlt, weder von der Position, noch vom Stil", so Tuchel, der wiederholte: "Wir haben sehr mobile Mittelfeldspieler, die sich viel bewegen und gerne zwischen beiden Sechzehnern unterwegs sind. Deswegen spielen wir auch mit einer Doppel-Sechs." Es gebe verschiedene Möglichkeiten, wie wir das gestalten. "Wir fuchsen uns da auch rein und die Jungs sind gewillt, auch stabiler zu sein", sagte Tuchel und versprach: "Wir sind da dran und werden besser werden."

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FCB-Erkenntnisse - Schlechte Nachrichten für Pavard: Bayern braucht ihn

Eines der Hauptgesprächsthemen rund um das erste Heimspiel der Bundesligasaison war ein Spieler, der gar nicht im Kader stand: Benjamin Pavard ist seit Wochen unzufrieden und schmollt, weil er gerne zu Inter Mailand wechseln würde, die Bayern ihn aber ohne Ersatz nicht ziehen lassen wollen. Nachdem Pavard schon die Hälfte der Trainingswoche wegen Rückenbeschwerden verpasst hatte, fehlte er auch am Sonntag. Gerüchte, Pavard wolle sich wegstreiken, dementierten die Münchner. Pavard habe Rücken und außerdem leide er an Übelkeit, erklärte der Klub.

Verzwickt bleibt die Situation dennoch - und wie es aussieht auch über kommenden Freitag, 18 Uhr, dem Ende der Transferperiode, hinaus. Pavard beruft sich dem Vernehmen nach auf eine Wechselzusage, die ihm der Klub in der vergangenen Saison gegeben habe. Das geschah aber, wenn überhaupt, noch durch den alten Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Unter Thomas Tuchel haben sich die Dinge geändert: Pavard war in der vergangenen Saison unter Thomas Tuchel Bayerns konstantester Abwehrspieler, spielte im Grunde immer und durfte auch in der Vorbereitung jedes Mal beginnen. "Benji ist unser Spieler. Sein persönlicher Wunsch ist hinterlegt, aber die Mannschaft und der FC Bayern gehen vor. Wir brauchen eine schlagkräftige Mannschaft und er besetzt auf extrem hohen und extrem konstanten Niveau zwei Positionen."

Pavard kann sich also zieren und schmollen, so sehr er will, aber Bayerns Kader ist ohnehin schon sehr dünn.

Ohne Pavard hätte der deutsche Rekordmeister gerade mal drei Innenverteidiger und, sieht man mal von Bouna Sarr ab, nur noch einen gelernten Rechtsverteidiger im Kader. Gegen Augsburg probierte Tuchel nach der Auswechslung von Noussair Mazraoui den früheren Leipziger Konrad Laimer rechts in der Viererkette aus - wo dieser zuvor zuletzt 2020 bei RB mal ausgeholfen hatte. Alternativen für die Innenverteidigung sucht man im aktuellen Kader vergebens - sieht man mal von Joshua Kimmich ab, den Pep Guardiola einst zu Beginn von Kimmichs FCB-Karriere einige Male sogar ziemlich erfolgreich im Abwehrzentrum einsetzte.

Die bisher als Gerüchte aufgetauchten Alternativen - etwa Lukas Klostermann von RB Leipzig oder West Hams Thilo Kehrer - mögen in der deutschen Nationalmannschaft zum erweiterten Stamm gehören, sind aber sicher nicht besser als Pavard. Armel Bella-Kotchap, ebenfalls DFB-Kicker, Chelseas Trevoh Chelobah oder Freiburgs Kiliann Sildillia müssten sich auf höchstem Niveau erst noch bewähren.

Auch wenn es normalerweise allein des lieben Kabinenfrieden wegens vernünftig wäre, den reisewilligen Weltmeister sofort zu verkaufen - zumal das kolportierte Angebot von Inter Mailand über 32 Millionen Euro Ablöse ordentlich und marktgerecht ist - die Bayern brauchen Pavard. Ob er will oder nicht.

Womöglich setzt Tuchel auch darauf, dass der Ärger des Spielers nach dem Ende des Transferfensters verraucht. Am Ende ist Pavard Profi - und sollte einen Teufel tun, durch Bockigkeit seinen Marktwert zu ruinieren. Nach der Transferperiode ist schließlich vor der Transferperiode.

FC Bayern München: Die nächsten vier Pflichtspiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
2. September, 18.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (A)
15. September, 20.30 UhrBundesligaBayer Leverkusen (H)
23. September, 15.30 UhrBundesligaVfL Bochum (H)
26. September, 20.45 UhrDFB-PokalPreußen Münster (A)
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