"Nach Niederlagen habe ich ein Schamgefühl. Ich bin selbstkritisch und hinterfrage viele Dinge", sagte Nagelsmann im Interview mit der Welt. Gleichzeitig sei der FCB-Coach aber auch "offen für sachliche Kritik. Ich reflektiere viel und habe bei Bayern viele Dinge angepasst: an den Kader, an die Qualität der Spieler, an die Größe des Klubs".
Mit dem enormen Leistungsdruck sei er vor allem am Anfang seiner Bayern-Zeit nicht immer gut klar gekommen. "Ich habe mir vor meinem Wechsel natürlich gedanklich ausgemalt, was mich als Bayern-Trainer erwarten könnte, und mir dazu auch umfangreiche Informationen geholt", so Nagelsmann. "Worauf man sich aber nicht komplett vorbereiten kann: was für ein extremes Schwarz-Weiß-Denken es mitunter gibt."
Beispielhaft dafür stehe das Champions-League-Achtelfinal-Duell gegen Paris Saint-Germain. So wurde seine Umstellung von einer Vierer- auf eine Dreierkette von vielen Medien und Experten im Vorfeld kritisiert, "danach wurde es dann als größte Taktik überhaupt gelobt", sagte Nagelsmann. "Die Schnelllebigkeit des Fußballs erlebst du beim FC Bayern im Extremen. Wären wir ausgeschieden, hätten alle gesagt: Katastrophale Taktik von Nagelsmann, warum ließ er Stanisic spielen?"
Diese genaue Beobachtung von außen spiegele sich auch in anderen Bereichen wider, etwa bei Pressekonferenzen oder im generellen Auftreten des 35-Jährigen. Damit umzugehen, musste er lernen: "Jemand, der keine Meinung hat, kommt easy durchs Leben. Ich habe aber lieber eine. Denn ich glaube nicht, dass der ohne Meinung glücklicher ist. Das hat auch wieder mit Mut und vorleben zu tun."
FC Bayern München: Julian Nagelsmann über seine Spieler
Unterschiede bei seiner Arbeit im Vergleich zu vorherigen Trainerstationen gebe es auch im Zusammenspiel mit den Spielern. So könne Nagelsmann beim FC Bayern von den Spielern deutlich mehr Eigenverantwortung verlangen. "Mein Credo ist: Mut ist das Anagramm von Glück. Ich habe schon immer versucht, einen mutigen Ansatz zu wählen. Und will damit auch den Spielern etwas vorleben", so der Bayern-Coach
Diesen Ansatz will er von seinen Schützlingen dann auch auf dem Platz sehen. "Bevor wir lauter Bürokraten auf dem Platz haben, die den Ball nur von links nach rechts schieben und die Zuschauer einschlafen, sollen sie lieber etwas probieren und riskieren", erklärte Nagelsmann. "Mit dem Risiko, dass auch mal was in die Hose geht. Manchmal habe ich vielleicht den Tick mehr Emotionen. Das ist aber jedem bewusst, der einen jungen Trainer verpflichtet."
FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB
Datum und Spielort | Gegner |
So., 19. März, 17.30 Uhr (BayArena) | Bayer Leverkusen (Bundesliga) |
Sa., 1. April, 18.30 (Allianz Arena) | Borussia Dortmund (Bundesliga) |
Di., 4. April 20.45 Uhr (Allianz Arena) | SC Freiburg (DFB-Pokal) |