FC Bayern: Hasan Salihamidzic - vom YouTube-Brazzo zum Boss

Von Justin Kraft
Hasan Salihamidzic wird für seine Arbeit in diesem Sommer gefeiert – und hat seinen Vertrag beim FC Bayern München nun verlängert.
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FC Bayern: Hasan Salihamidzic und Marco Neppe als Dreamteam?

Es gab eine Zeit, in der ihm aus dem Umfeld des Klubs Verbissenheit vorgeworfen wurde. Auch sein Kompetenzbereich wurde immer wieder diskutiert. Salihamidzic war und ist das Gesicht für die Entwicklungen am Campus und bei den Profis. Gerade in den letzten Jahren hat sich mit Marco Neppe aber ein weiteres Gesicht immer häufiger in die Berichterstattung geschlichen.

Seit 2014 ist der 36-Jährige bereits beim FC Bayern tätig, sein Verhältnis zu Salihamidzic soll eng und vertrauensvoll sein. Fast schon folgerichtig stieg er im Dezember 2021 zum Technischen Direktor auf. "Man könnte fast sagen, es ist wie bei Sherlock Holmes und Dr. Watson, die immer auf der Suche sind und die richtigen Schlüsse ziehen", lobte Präsident Herbert Hainer vor wenigen Tagen in der Abendzeitung: "Marco macht die Analyse, Hasan hat unheimlich viel Erfahrung in dieser Branche und im Umgang mit Spielern."

Salihamidzic hat gelernt, Kompetenzbereiche sinnvoll abzugeben und sich in den richtigen Momenten zurückzunehmen. So verzichtet er seit dieser Saison auch auf seinen Platz auf der Bank. "Ich habe mir darüber schon lange Gedanken gemacht", erklärte der Sportvorstand seine Entscheidung in der Bild: "Marco Neppe, unser Technischer Direktor, hat in der vergangenen Saison in der Kabine ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft aufgebaut."

Hasan Salihamidzic vor seiner entspanntesten Saison

Von der Tribüne aus kann Salihamidzic vielleicht so entspannt wie nie auf das Geschehen dieser Saison blicken. Er und sein Team haben ihre Aufgabe erledigt. Mit Sadio Mané und Matthijs de Ligt kamen Spieler mit Weltklassepotenzial nach München. Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui schließen zudem Baustellen, die in den vergangenen Jahren stets offen blieben. Auch Mathys Tel passt in den eingeschlagenen Weg, der vorsieht, junge Talente frühzeitig an den Klub zu binden.

In enger Abstimmung mit Nagelsmann ist ein Kader entstanden, der den Verlust von Robert Lewandowski auffangen kann und vielleicht sogar leistungsfähiger ist als in den letzten Jahren. Zumal die Einkäufe auch finanziell klug kompensiert wurden. Neben den 45 Millionen Euro fester Ablösesumme für den Polen konnte der FC Bayern den Kader auch an den richtigen Stellen ausdünnen - und richtig Geld einnehmen.

Eigentlich galten die Münchner nie als Verkäuferverein. Doch Salihamidzic gelang es in diesem Sommer nicht nur, aussortierte Spieler wie Chris Richards, Marc Roca (beide 12 Millionen Euro) oder Omar Richards (8,5 Millionen Euro) teuer zu verkaufen. Er machte mitunter auch noch Gewinn mit Verpflichtungen, die sportlich gefloppt sind.

Auch der Deal rund um Tanguy Nianzou inklusive einiger Klauseln, die eine Rückholaktion vereinfachen und dem Spieler jetzt die Möglichkeit der Entwicklung bieten, war sehr durchdacht und clever.

FC Bayern: Die Verantwortung liegt nun bei Julian Nagelsmann

Die Emanzipation von Hoeneß und Rummenigge und die offenbar überstandene Coronakrise, wodurch mehr Ausgaben möglich waren, sind wohl wichtige Faktoren. Am wichtigsten dürfte aber sein, dass Salihamidzic nun ein Team um sich herum aufbauen konnte, dem er vertraut. Die Zusammenarbeit mit Neppe und Nagelsmann scheint in diesem Sommer erstmals Früchte zu tragen.

Vom einstigen YouTube-Brazzo ist nicht mehr viel übrig. Seine Außendarstellung ist deutlich selbstbewusster, die Erfolge der letzten Jahre sowie die eindrucksvolle Performance auf dem Transfermarkt in diesem Sommer sprechen für sich. Der einst ambivalente Sportdirektor ist nun ein erwachsener Sportvorstand, der Führungsqualitäten bewiesen hat.

Zweifelsohne kann sich im Tagesgeschäft Fußball schnell alles drehen. Und so berechtigt die Kritik einst war, so verdient sind das Lob und die Vertragsverlängerung jetzt. Wenngleich sich die auf dem Papier gute Arbeit des Transfersommers erst noch konstant auf dem Platz zeigen muss. Verantwortlich dafür ist aber nicht mehr Salihamidzic. Die Verantwortung liegt nun bei der Mannschaft und Julian Nagelsmann.

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