So wollte Frings von vornherein überhaupt nicht zum deutschen Rekordmeister wechseln. "Ich weilte damals mit der Nationalmannschaft bei der EM. Kurz vor der Partie gegen die Niederlande erhielt ich einen Anruf aus Dortmund, dass Bayern München Interesse an einer Verpflichtung hätte. Ich sagte den Verantwortlichen, dass ich eigentlich keinen Gedanken daran verschwende, wechseln zu wollen und nicht ohne Grund über mehrere Jahre beim BVB unterschrieben hatte", erzählte er im Interview mit transfermarkt.de.
Seine Abneigung gegenüber einem Transfer an die Isar stieß damals jedoch bei den BVB-Verantwortlichen auf taube Ohren. "Die prompte, aber direkte Antwort lautete daraufhin: der Verein hat extreme finanzielle Probleme, die Lizenz sei nicht sicher und ich könnte den BVB mit einem Wechsel entlasten", so Frings. Von der Reaktion sei er "geschockt" gewesen: "Auf der einen Seite wollte ich unbedingt bleiben, wusste aber auch, wenn ich bleibe, verliert der Verein vielleicht seine Lizenz."
Schließlich kam es zum Bayern-Wechsel und Frings' Zweifel bestätigten sich. Vor allem mit dem damaligen FCB-Trainer Felix Magath sei er überhaupt nicht warm geworden. "Sportlich war die Zeit mit Magath erfolgreich, keine Frage. Aber zwischenmenschlich hat es einfach nicht gepasst", schilderte der Ex-Nationalspieler. "Er hat nur selten mit mir gesprochen. Für manche Spieler mag das okay sein, aber ich brauchte einen Trainer, mit dem ich mich über meine Schwächen und Stärken austauschen konnte."
Während er beim BVB noch "zu jedem Training mit großem Spaß gefahren" war, sei es "in München etwas komplett anderes" gewesen. "Da musste ich mich teilweise zum Training zwingen oder dachte mir: naja, morgen ist endlich wieder ein freier Tag", so Frings.
Frings: "Als abgestempelte Loser-Truppe zur WM gefahren"
Darüber hinaus sprach Frings auch über den knapp verpassten WM-Titel 2002 mit der deutschen Nationalmannschaft. "Wenn man mal ehrlich ist, sind wir als eine abgestempelte Loser-Truppe zur WM gefahren", sagte er über die damalige DFB-Auswahl. Dennoch ist man weit gekommen, was vor allem am starken Zusammenhalt lag: "Aus der Mannschaft hat jeder für Rudi (Völler, damaliger Trainer; Anm.d.Red.) gebrannt und war unendlich motiviert. Die damalige Truppe bestand nur aus überragenden Charakteren."
Die Niederlage im Finale gegen Brasilien sei dafür umso bitterer gewesen. "Es gibt ja diese tollen Sprüche, aus Niederlagen lernt man am meisten. Aus meiner Sicht in diesem Fall völliger Quatsch. Ich habe ehrlich gesagt nichts aus dieser Niederlage gelernt. Wenn ich heute an dieses Finale denke, überkommt mich eine Mischung aus Frust, Traurigkeit und Enttäuschung", so Frings.