"Man kann durchaus Verständnis aufbringen für diesen Schritt. Viele Vereine hätten wohl ähnlich reagiert. Es ist aber ebenso nachzuvollziehen, dass einige von diesem in der Außenwirkung doch gerne so alternativen Klub etwas anderes erwartet haben", schrieb Völler in einem Gastbeitrag für den kicker. "Ich bin sicher, hätte es 1:1 gestanden, hätte niemand an einen Protest gedacht." Die Entscheidung sei "völlig legitim", fühle sich allerdings auch für die Verantwortlichen "falsch" an. "Sie steckten tief in einem Dilemma."
In der 86. Minute hatten die Münchner für 16 Sekunden mit zwölf Mann gespielt, nachdem Kingsley Coman bei einem Doppelwechsel nicht rechtzeitig den Platz verlassen hatte. Da die ehemalige Nummer des Franzosen auf der Wechseltafel angezeigt wurde, hatte dieser nicht auf das Signal reagiert, sodass Marcel Sabitzer zusätzlich ins Spiel kam. Auswirkungen auf den klaren Bayern-Sieg hatte die Szene jedoch nicht.
Völler erinnerten die Vorkommnisse an Stefan Kießlings Phantomtor aus dem Jahr 2013, als der Stürmer beim 2:1-Sieg gegen Hoffenheim den Ball durch das defekte Außennetz im Tor unterbrachte. Der Einspruch der TSG wurde aufgrund der Tatsachenentscheidung abgelehnt.
"Ich habe seinerzeit direkt nach Spielende auf die vielen Fragen, wie man dieser Ungerechtigkeit für Hoffenheim entgegentreten kann, gesagt: 'Wir lassen beim Stand von 1:0 für uns die letzten 20 Minuten noch einmal spielen.'"
Dieses Vorgehen hält er auch im Falle des Bayern-Spiels für am besten: "Ich kenne diese Praxis aus Italien und halte sie für die am wenigsten schlechte Lösung in einem Fall, in dem es eine perfekte Lösung sowieso nicht gibt. Wiederholung ab dem Zeitpunkt der einschneidenden Fehlentscheidung oder des Regelverstoßes.
"Die Regeln hätten dies nach dem Phantomtor nicht hergegeben: "Sie wurden bis heute nicht geändert. Das halte ich für einen Fehler. Die verkrusteten Strukturen und Regularien müssen aufgebrochen werden, um solche Situationen wie aktuell zu verhindern."