Lothar Matthäus hat den Finger in die Wunde gelegt, davon ist der langjährige Kapitän des FC Bayern jedenfalls überzeugt.
Deshalb antwortete er auch prompt auf die "Watschn", die ihm nach Interpretation der Bild-Zeitung am Mittwochabend von seinem ehemaligen Teamkollegen Hasan Salihamidzic verpasst worden war.
"Lothar muss natürlich etwas sagen, er ist ja Experte. Es interessiert mich aber nicht, was er sagt", erklärte der FCB-Sportvorstand vor dem Champions-League-Spiel in Salzburg: "Was Lothar sagt, ist mir vollkommen Wurscht."
FC Bayern: Matthäus kritisiert Upamecano und Hernandez
Zuvor hatte der Rekordnationalspieler mit sehr deutlichen Worten die akuten Defensivprobleme der Bayern angesprochen, die nach der 2:4-Pleite in Bochum auch beim 1:1 gegen den österreichischen Meister wieder erkennbar waren. Und Matthäus hatte dabei vor allem zwei Franzosen im Visier, die zusammen immerhin 122,5 Millionen Euro Ablöse gekostet haben.
Dayot Upamecano wirke wie ein "Fremdkörper" und Rekordeinkauf Lucas Hernandez "spielt zu viel Foul und kommt oft zu spät in die Zweikämpfe", meinte der TV-Experte: "Beide haben sehr viel Geld gekostet und es wird zu Recht sehr viel von ihnen verlangt. Beide wirken unsicher und das überträgt sich auf die Mitspieler."
Matthäus: Salihamidzic will auch sich selbst schützen
Beim deutschen Rekordmeister ist man über diese und andere Einlassungen in der letzten Zeit "not amused", das hat auch der Routinier mitbekommen. "Die Kritik an der Abwehr tut ihm weh, da Hasan weiß: Es ist die Wahrheit", ist Matthäus daher überzeugt: "Er will nicht nur die Spieler, sondern auch sich selbst schützen, da er für die Transfers verantwortlich ist. Und das verstehe ich."
Nicht wenige Beobachter verweisen etwa darauf, dass Hernandez auch im dritten Jahr noch weit von einer Rolle als Abwehrchef entfernt sei, obwohl man dies angesichts der Bundesliga-Rekordablöse von 80 Millionen Euro durchaus erwarten könne. Schließlich sei der Weltmeister von 2018 der viertteuerste Abwehrspieler aller Zeiten und der nur unwesentlich teurere Virgil van Dijk (84,5 Millionen Euro Ablöse) habe den FC Liverpool bereits in seiner ersten vollen Saison 2019 zum Champions-League-Titel geführt.
Salihamidzic stehe daher unter Druck, erklärte Matthäus: "Bei Hernandez und Upamecano passen Preis und Leistung einfach nicht zusammen, zudem könnte Hernandez die Gehalts-Struktur in der Mannschaft durcheinander gebracht haben."
Matthäus: Gehaltsgrenze für Hernandez nach oben gelegt
Damit hat Matthäus offenbar einen wunden Punkt getroffen. Bei einem Termin von Interwetten ging er Anfang der Woche noch mehr ins Detail. Der FC Bayern habe "die Gehaltsgrenze durch den Vertrag mit Hernandez etwas nach oben gelegt. Wenn ein Spieler zum FC Bayern kommt, der vielleicht nicht so performt, wie man es erwartet hat und man weiß, was er verdient, dann sagen auch die anderen: Wir wollen minimum das Gleiche verdienen", erklärte der 60-Jährige.
Vor kurzem hatte er bei Sky90 präzisiert: "Ein Problem ist Lucas Hernandez. Er hat 80 Millionen Euro gekostet und soll 20 Millionen Euro im Jahr verdient. Daran orientieren sich andere Spieler."
Der kicker hatte im Frühjahr 2020 sogar mit Verweis auf mehrere seriöse Berater über ein Gehalt von 24 Millionen Euro berichtet, was sowohl der FC Bayern als auch Hernandez' Agent vehement zurückgewiesen hatten. Dennoch gehört der Abwehrspieler, der bei Atletico Madrid Medien zufolge vier Millionen Euro netto bekam, seit seinem Transfer im Sommer 2019 zu den Topverdienern in München und erhält Schätzungen zufolge wohl immerhin rund 17 Millionen Euro.
Hernandez: Bayern und Berater dementieren Gehalt
Damit verdiente er zunächst offenbar sogar mehr als Kapitän Manuel Neuer und dessen Stellvertreter Thomas Müller vor deren beider letzten Vertragsverlängerungen im Frühjahr 2020. Entsprechend groß soll vorher die Unruhe in der Kabine gewesen sein. Die Bild-Zeitung vermeldete damals, dass Salihamidzic den Profis in Einzelgesprächen habe erklären müssen, dass die 24-Millionen-Info des Fachmagazins falsch sei.
Gleichwohl sollen sich die meisten Leistungsträger bzw. deren Berater seitdem in den Verhandlungen auf Hernandez' Entlohnung berufen und die 20-Millionen-Marke als Ziel gesetzt haben. Bei Spitzenverdiener Robert Lewandowski, Müller, Neuer sowie offenbar auch Joshua Kimmich scheint dies den Schätzungen zufolge gelungen zu sein.
Die seitdem ebenfalls getroffenen Vereinbarungen mit Leroy Sane, Leon Goretzka und zuletzt Kingsley Coman liegen übereinstimmenden Medienberichten knapp darunter, wären dann aber immer noch teilweise fast doppelt so hoch wie deren vorherige Gehälter.
Bayern-Insider: "Hernandez hat das Gehaltsgefüge gesprengt"
"Bayern sitzt in der Hernandez-Falle. Er hat das Gehaltsgefüge gesprengt", sagt ein Insider. Denn jeder Topspieler erwarte nun bei Vertragsverlängerung eine signifikante Erhöhung, die in der Summe angesichts der Millionenverluste des Vereins durch die Corona-Pandemie umso stärker ins Gewicht fallen würde.
Das sei auch der Hauptgrund für die derzeit stockenden Verhandlungen mit Lewandowski, Müller und vor allem Serge Gnabry, der angeblich derzeit noch knapp unter zehn Millionen Euro liegen, sich aber künftig auf dem Gehaltsniveau seiner Offensivkollegen Coman und Sane sehen soll. "Ich glaube, das wird wirtschaftlich ein Kraftakt, den der FC Bayern stemmen muss", sagte Matthäus zu den Gesprächen mit dem Quartett.
Dementsprechend haben die Bayern zuletzt die Spieler, bei denen ihnen das Preis-Leistungs-Verhältnis zu hoch erschien, ablösefrei ziehen lassen. So geschehen bei David Alaba, dessen umtriebiger Berater Pini Zahavi ebenfalls mindestens 20 Millionen Euro gefordert haben soll, und aktuell Niklas Süle.