Kommentar zur Pokal-Blamage des FC Bayern in Gladbach: Zurück aus Hollywood

Vor dem Debakel gegen Borussia Mönchengladbach sprach Uli Hoeneß von den "traumhaften" Leistungen der Bayern, die hollywoodreif seien. Das rächte sich nun.
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Borussia Mönchengladbach stoppt den Höhenflug des FC Bayern in denkwürdiger Manier. Die 0:5-Klatsche im DFB-Pokal zeigt, dass auch die zuletzt überschwänglich gelobten Münchner und ihr Trainer Julian Nagelsmann nicht unverwundbar sind. Ein Kommentar.

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Wer Uli Hoeneß Anfang der Woche über den FC Bayern anno 2021 reden hörte, der bekam das Gefühl, der deutsche Rekordmeister spiele unter Julian Nagelsmann stärkeren Fußball als unter Jupp Heynckes, Pep Guardiola und Hansi Flick zusammen.

Geradezu "traumwandlerisch" sei das, was die Mannschaft seit der Ankunft des neuen Trainers zeige, schwärmte der Ehrenpräsident am Rande der Weltpremiere von Bayerns neuer Amazon-Doku "Behind the Legend". "Man sitzt da oben und denkt, das darf doch nicht wahr sein! Das Spiel in Leverkusen oder in Lissabon in der 2. Halbzeit. Oder auch gegen Hoffenheim in den ersten 20 Minuten - da habe ich gedacht, ich bin in Hollywood!"

Wenige Tage später sind Hoeneß und alle, die es mit den Münchnern halten, zurück in der Realität, zurück aus Hollywood. Die Pokal-Demütigung im Borussia-Park zeigt, dass eben nicht alles Gold ist, was glänzt. Und dass auch der FC Bayern nur Menschen beschäftigt, die Fehler machen und nach mehreren englischen Wochen Ermüdungserscheinungen zeigen.

Das gilt übrigens nicht nur für die Spieler, sondern auch für Nagelsmann. Zwar lag Sportvorstand Hasan Salihamidzic richtig, als er nach der Partie sagte, das "kollektive Blackout" habe relativ wenig mit dem taktischen Matchplan des Trainerteams zu tun.

FC Bayern: Nagelsmann hat ein Problem mit der Rotation

Allerdings agierte Nagelsmann aus seinem eigens kreierten Hightech-Home-Office am Chiemsee nicht besonders glücklich, indem er nach der verheerend schwachen ersten Hälfte an derselben Elf festhielt und den stark verunsicherten Dayot Upamecano nicht sofort durch einen andere Verteidiger ersetzte.

Zudem machte der 34-Jährige zuletzt nur selten von der Breite seines Kaders Gebrauch. Gerade talentierte, für Rotationen prädestinierte Akteure wie Jamal Musiala oder Tanguy Nianzou nahmen überraschenderweise nur eine untergeordnete Rolle ein, während Dauerbrenner wie Joshua Kimmich oder Thomas Müller immer spielten - und gegen Gladbach dann schlichtweg überspielt wirkten.

Kurzum: Nagelsmann und seine Bayern sind nicht unverwundbar. Eine Erkenntnis, die Motivation genug für alle andere Bundesligisten sein sollte, Duelle mit dem Branchenprimus ähnlich gallig und furios anzugehen wie die Gladbacher.

Die Hoffnung auf etwas mehr Spannung im Bundesliga-Titelkampf, sie ist nach diesem unerwarteten Ausgang der 2. Runde des DFB-Pokals wieder da. Wobei die Bayern andererseits ja auch dafür bekannt sind, dass sie selbst deutliche Niederlagen schnell und gut verkraften können - um dann doch wieder maschinenartig von Sieg zu Sieg zu eilen.

Angst vor Rotation? Bayern-Trainer Julian Nagelsmann setzte zuletzt nicht mehr auf starke Rotationsspieler wie Jamal Musiala.
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Angst vor Rotation? Bayern-Trainer Julian Nagelsmann setzte zuletzt nicht mehr auf starke Rotationsspieler wie Jamal Musiala.

FC Bayern München: Spielplan in den kommenden Wochen

DatumWettbewerbGegnerOrt
30. Oktober, 15.30 UhrBundesligaUnion BerlinGast
2. November, 21 UhrChampions LeagueBenfica LissabonHeim
6. November, 15.30 UhrBundesligaSC FreiburgHeim
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