Die Lobpreisungen waren überwältigend. Robert Lewandowski ließ sich für sein 40. Bundesliga-Saisontor in Freiburg gebührend feiern. Roy Makaay, der von 2003 bis 2007 selbst für die Münchner auf Torejagd ging, ist noch immer aus dem Häuschen.
"Schon zu meiner Zeit wurde immer wieder über den Rekord von Gerd Müller gesprochen und geschrieben", erzählt der Niederländer im Gespräch mit SPOX und Goal. "Nachdem ich in einer Saison mal sechs Tore in den ersten drei Spielen erzielt hatte, fragten sich einige schon: Bricht der Makaay den Rekord? Doch glauben Sie mir: Es war so schwierig, auch nur in die Nähe dieser Zahl zu kommen. Dass Lewandowski es jetzt trotz seiner Verletzung vor ein paar Wochen noch vollbracht hat, ist außergewöhnlich und freut mich sehr."
Mit dem Rekord habe der Pole "nicht zum ersten Mal bewiesen, was für ein großartiger Spieler er ist", so Makaay weiter: "Für mich ist er die kompletteste und beste Nummer neun der Welt."
In Verbindung mit Lewandowskis historischem Meisterwerk nehmen nun trotz mehrerer Dementis von Bayerns Verantwortlichem Karl-Heinz Rummenigge und Lewandowski selbst Spekulationen an Fahrt auf, wonach der Pole im Sommer den deutschen Rekordmeister verlassen könnte - schließlich habe er nun ja alles in München erreicht.
FC Bayern: Lewandowski bei PSG und Chelsea begehrt
Insbesondere Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea wird großes Interesse am 32-Jährigen nachgesagt. Die französische Sportzeitung L'Equipe geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet, Lewandowski stehe einem neuen Abenteuer in einer anderen Liga nicht abgeneigt gegenüber. Was ist dran an diesen Gerüchten?
Cezary Kucharski, der ehemalige Berater des Torjägers, glaubt nicht an ernsthafte Wechselabsichten. Vielmehr wittert er hinter den aktuellen Meldungen eine Strategie von Lewandowskis derzeitigem Agenten Pini Zahavi, die Verantwortlichen des FC Bayern im Zuge der Gespräche über eine Verlängerung des 2023 auslaufenden Vertrages von Lewandowski unter Druck zu setzen.
"Egal, welche Entscheidung Robert treffen wird: Es wird eine gute sein. Ich weiß aber, wie dieses Geschäft funktioniert und kann mir vorstellen, dass diese Gerüchte mit Blick auf die Vertragsverhandlungen bewusst verbreitet werden. Das ist eine übliche Strategie", sagt Kucharski im Gespräch mit SPOX und Goal.
Ex-Lewandowski-Berater: "Die Tür nach Paris war immer zu"
"Klar ist: Für Frau Lewandowski kam ein Umzug nach Paris nie infrage. Ich hatte in der Vergangenheit ein paar Mal wegen Robert Kontakt mit PSG, aber er wollte sich nie ernsthaft damit auseinandersetzen. Die Tür nach Paris war immer zu." Und England? "Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Die Premier League hat ihn zumindest früher nicht gereizt", meint Kucharski und schlussfolgert: "Ich denke, dass er beim FC Bayern bleibt."
Ein Hintertürchen für einen Wechsel lässt Kucharski, bis 2018 Lewandowskis Berater, trotzdem noch offen: "Als wir Robert nach Deutschland geholt haben, war der Plan eigentlich: Dortmund, Bayern, Spanien, USA. Und es ist kein Geheimnis, dass Real Madrid mal sein großer Traum war."
Allerdings seien die spanischen Klubs momentan "finanziell nicht stark genug", um sich den Weltfußballer leisten zu können. Und abgesehen davon habe Lewandowski "in den vergangenen Jahren sicherlich gemerkt, dass Bayern der ideale Verein für ihn ist", so Kucharski.
Lewandowskis Bayern-Wechsel mehrere Jahre vorbereitet
Dieser Meinung ist auch Makaay: "Warum sollte Lewandowski woanders hin? Er weiß, was er am FC Bayern hat. Dieser Verein ist immer einer der Top-Favoriten auf den Champions-League-Titel. Und wie ich ihn kenne, ist er immer noch hungrig auf Erfolge und will auch nächste Saison wieder mit der Mannschaft und dem neuen Trainer angreifen."
Lewandowski spielt seit 2014 beim FC Bayern. Kucharski leitete den ablösefreien Wechsel nach eigenen Angaben aber schon vier Jahre zuvor ein, just nachdem Lewandowski von Lech Posen zu Borussia Dortmund gewechselt war.
"Ich habe meinem Partner Maik Barthel schon unmittelbar nach der Unterschrift in Dortmund gesagt, dass er Kontakt mit dem FC Bayern herstellen und den Wechsel Schritt für Schritt vorbereiten soll. Das war alles so von mir geplant. Ich habe Robert letztlich überzeugt, nach München statt nach Madrid zu gehen. Und die Zeit hat gezeigt, dass diese Entscheidung die beste für ihn war. Er konnte sich bei Bayern all seine Ziele erfüllen, die er vor seinem Wechsel nach Deutschland hatte - neben den vielen Rekorden auch die Champions League."
Trotz Rechtsstreits: Kucharski freut sich für Lewandowski
Kucharski ist stolz auf Lewandowski und dessen Entwicklung - wenngleich er wegen eines millionenschweren Rechtsstreits schon länger im Clinch mit dem Stürmer liegt und ihm wegen eines Kontaktverbots nicht persönlich zu seinem Torrekord gratuliert hat. "Ich freue mich für Robert. Er ist zu einer Legende des Fußballs aufgestiegen und hat sich seinen Erfolg über all die Jahre hart erarbeitet", sagt der 49-Jährige.
Zweifel, Lewandowskis Karriere hätte im Laufe der vergangenen Jahre eine negative Wendung nehmen können, hatte Kurcharski nie: "Für Robert war es zu Beginn seiner Zeit in Dortmund schwierig, aber das hatte keine sportlichen Gründe. Er musste sich an das Leben in Deutschland gewöhnen, das Talent und die Einstellung hatte er immer. Ich weiß noch, wie ich vor Roberts zweiter Saison beim BVB mal zu Jürgen Klopp gesagt habe: 'Wenn du ihn regelmäßig von Anfang an spielen lässt, schießt er mindestens 20 Tore pro Saison.' Mittlerweile sind es nicht mehr nur 20, es sind 40! Er kann sehr stolz auf sich und seinen Karriereweg sein. Und ich freue mich, dass ich ihm zu diesem Karriereweg verholfen habe."
Robert Lewandowski: Statistiken beim FC Bayern und BVB
Spielzeiten | Verein | Einsätze | Tore | Vorlagen | Platzverweise |
2010 - 2014 | Borussia Dortmund | 187 | 103 | 42 | 1 |
seit 2014 | FC Bayern München | 328 | 293 | 65 | - |