FC Bayern - Eric Maxim Choupo-Moting im Interview: "Für Dragon Ball Z bin ich nach Hause gejoggt"

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Sie gelten als Familienmensch. Wie wichtig ist familiärer Rückhalt für einen Profi?

Choupo-Moting: Das Fußballgeschäft ist ein Haifischbecken. Wenn du Erfolg hast - und das werden gerade die jüngeren Spieler mit der Zeit noch mehr feststellen - wird es immer den einen oder anderen geben, der auf einmal dein bester Freund sein und dir helfen will, obwohl er vorher kaum für dich da war. Es kommen immer mehr Leute auf dich zu und deshalb ist es wichtig, Bezugspersonen zu haben, die dich auch beschützen, denen du zu hundert Prozent vertrauen kannst. Da ist Familie in erster Linie immer das Beste, Verwandte ganz generell, oder es können auch enge Freunde aus der Kindheit oder Jugend sein. Ich habe nach wie vor viele solcher Freunde. Sie kommen alle wie ich aus Hamburg, haben nichts mit Fußball zu tun, sind aber sehr stolz auf mich. Ich bin froh, solche Menschen in meinem Leben zu haben.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihren Eltern?

Choupo-Moting: Sehr gut. Auch sie leben beide noch gemeinsam in Hamburg und ich versuche so viel wie möglich Zeit mit ihnen zu verbringen. Mein Papa war früher beim Training und bei den Spielen immer mit dabei. Und noch heute ist er eine Art Coach für mich und fungiert auch offiziell als mein Berater. Im Lockdown haben wir viel gemeinsam trainiert, das hat großen Spaß gemacht und uns noch ein Stückchen mehr zusammengeschweißt.

Choupo-Moting: "Habe mich nie für jemand Besseren gehalten"

Sie kommen sehr bodenständig herüber. War das schon immer Ihre Art oder waren Sie als junger Spieler anders?

Choupo-Moting: Ich wurde so erzogen. Ich habe mich nie für jemand Besseren gehalten, nie. Und daran wird sich auch nichts ändern. Seien wir mal ehrlich: Ich lebe meinen Traum und dafür bin ich sehr dankbar. Profifußballer zu sein, das ist ein Geschenk, das man wertschätzen und nicht wegwerfen sollte. Ich habe in der Jugend mit einigen Jungs zusammenspielt, die extrem talentiert waren, aber weshalb auch immer einen anderen Weg eingeschlagen und es nicht zum Profi geschafft haben.

Was raten Sie in diesem Zusammenhang Talenten wie Jamal Musiala oder Tanguy Nianzou?

Choupo-Moting: Junge Spieler sollten nicht so viel darauf achten, was über sie berichtet wird. Sowohl in den Medien als auch in den Sozialen Medien. Am Anfang deiner Karriere beschäftigt dich das ganze Drumherum noch viel mehr als in fortgeschrittenem Alter. Ich versuche den Jungs immer klar zu machen: "Hey, locker und auf dem Boden bleiben." Jamal und Tanguy zum Beispiel muss man aber nicht viel sagen. Sie sind so down-to-earth und schon in ihren jungen Jahren sehr professionell. Man hat auch nicht den Eindruck, dass sie auf Wolke sieben schweben, weil sie jetzt bei einem Verein wie dem FC Bayern unter Vertrag stehen. Das ist wichtig und deswegen habe ich das Gefühl, dass ihnen eine große Zukunft bevorsteht. Denn die Qualität ist bei beiden da, das weiß jeder. Sollte ich aber mal das Gefühl haben, dass da etwas nicht stimmt, dann würde ich sie schon mal zur Seite nehmen. Dafür bin ich auch da. Als älterer Spieler habe ich die Verantwortung, jüngere Spieler heranzuführen und ihnen Verbesserungsvorschläge zu geben. Das klappt hier beim FC Bayern generell sehr gut. Bei aller Hierarchie, die es in einer Mannschaft auch geben muss, haben wir alle viel Spaß und großen Respekt voreinander. Wir sind eine Einheit. Und gerade zu sehen, dass Jungs wie Jamal sogar auf höchstem Niveau in der Champions League für uns auflaufen, freut mich total.

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Choupo-Moting: "TikTok ist mir zu zeitaufwändig"

Wenn wir schon von Talenten und Sozialen Medien sprechen: Nicht erst seit Corona geht in Deutschland und auch anderen europäischen Ländern der Trend dahin, dass Kinder lieber vor Bildschirmen hängen als sich zum Kicken zu verabreden. Was halten Sie davon?

Choupo-Moting: Wenn ich in Hamburg bin, fahre ich immer an den Bolzplätzen vorbei, auf denen ich in meiner Kindheit gezockt habe. Die sind gefühlt leerer als damals. Natürlich liegt das auch an den Sozialen Medien. Die rauben einem viel Zeit. Genauso wie Videospiele.

Ein paar Ihrer Mitspieler benutzen TikTok. Sie auch?

Choupo-Moting: Nein, das ist mir persönlich leider zu zeitaufwändig. Die Videos sind lustig, aber man braucht, wie ich so mitgekriegt habe, mindestens 20 Minuten, um einen guten Clip zu drehen, und als Ehemann und Familienvater kann und möchte ich mich für so etwas dann nicht so leicht ausklinken. Aber um zum Thema zurückzukommen: Wenn ich so an meine Kindheit zurückdenke, muss ich sagen, dass es für mich immer das Schönste war, nach der Schule vor die Tür zu gehen und mit Freunden zu kicken. Dabei findet man auch wahre Freunde. Die Sozialen Medien dagegen können zum Teil eine Schein-Welt sein. Klar, ich habe heute selbst Instagram und finde es auch schön, Momente aus meinem Leben zu teilen. Es ist auch cool, auf diese Art Kontakt zu unseren Fans zu haben. Aber wenn kleine Kinder heute lieber über Computer-Spiele oder Social-Media-Posts reden und sagen "Hey, ich habe heute keine Zeit, auf den Bolzplatz zu gehen, weil ich lieber am Computer zocke" - das finde ich sehr schade. Ich zum Beispiel habe mir meine erste PlayStation mit 18 selbst gekauft, weil ich vorher nie eine hatte, sie aber ehrlich gesagt auch nie vermisst habe. Hätte man mir damals eine PlayStation gegeben, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich gesagt hätte "Ich zocke jetzt lieber zwei Stunden" anstatt mich mit meinen Freunden auf dem Bolzplatz zu treffen.

Die Schattenseite der Digitalisierung.

Choupo-Moting: Es gibt ja schon Kids, die in der Grundschule ein Tablet haben. Für meine Generation wäre das unvorstellbar gewesen. Klar, ganz ohne Technik geht es heutzutage auch nicht mehr. Aber ich würde mir schon wünschen, dass die Kids nach Corona wieder mehr nach draußen gehen und sich zum Spielen auf den Sportplätzen treffen.

Eric Maxim Choupo-Moting im Steckbrief

geboren23. März 1989 in Hamburg
Größe1,91 m
Gewicht84 kg
PositionStürmer
starker Fußrechts
StationenHamburger SV, 1. FC Nürnberg, Mainz 05, Schalke 04, Stoke City, PSG, FC Bayern