"Plötzlich war es still", erzählte Leon Dajaku neulich auf der Website des FC Bayern München. "Es war nichts mehr los. Da fühlt man sich wie in einem Geisterhaus." Das Geisterhaus war der sogenannte Campus des FC Bayern, das vereinseigene Nachwuchsleistungszentrum.
Als die Corona-Pandemie Mitte März über Deutschland hereinbrach, verabschiedeten sich Spieler und Trainer reihenweise nach Hause. Geblieben sind nur vier: Dajaku, Sarpreet Singh (21), Woo-yeong Jeong (20) von der Reservemannschaft und Flavius Daniliuc (19) von den A-Junioren. Sie absolvierten gemeinsam ihr Fitnessprogramm, spielten Fußballtennis, kochten und aßen gemeinsam.
Mittlerweile herrscht am Campus längst wieder halbwegs normales Treiben, dafür sind drei Viertel der Geisterhaus-Bewohner nicht mehr da. Singh ließ sich an den 1. FC Nürnberg verleihen, Jeong kehrte zu seinem Stammklub SC Freiburg zurück und Daniliuc wechselte fest zu OGC Nizza. Mit Dajaku, derzeit erstmals im Kader der deutschen U20-Nationalmannschaft, steht nun auch der letzte verbliebene Vertreter des Quartetts vor dem Abschied. Zumindest einem vorläufigen.
Leon Dajaku: Vier Klubs haben Interesse
Nach Informationen von SPOX und Goal strebt der noch bis 2023 gebundene Dajaku eine Leihe an. Er will zunächst Spielpraxis auf einem höheren Niveau als bei der Reservemannschaft des FC Bayern in der 3. Liga sammeln, um anschließend den Durchbruch bei den Profis zu schaffen.
An potenziellen Interessenten mangelt es nicht. Jahn Regensburg wollte ihn gerne ausleihen, doch Dajaku reizt das Ausland mehr als die 2. Bundesliga. Mit Sheffield United aus der englischen Premier League, Swansea City aus der zweitklassigen Championship sowie Sassuolo Calcio und dem FC Turin aus der Serie A haben vier Klubs ernsthaftes Interesse. Nichts dran ist dagegen an kolportierten Angeboten des FC St. Gallen aus der Schweiz sowie des FC Utrecht aus den Niederlanden.
Leon Dajaku: Bundesligadebüt mit 17 Jahren
In der vergangenen Saison hatte Dajaku mit starken Leistungen für den FC Bayern II in der 3. Liga auf sich aufmerksam gemacht. Auf dem Weg zum überraschenden Meistertitel steuerte er vier Tore und vier Assists bei. Profitrainer Hansi Flick belohnte ihn dafür mit zwei Einwechslungen in der Bundesliga.
Sein Bundesligadebüt hatte Dajaku aber bereits im Alter von 17 Jahren im Dezember 2018 gefeiert, damals noch im Trikot seines Jugendklubs VfB Stuttgart. Weil er dort keine Perspektive mehr für sich sah, entschied sich Dajaku im vergangenen Sommer für einem Wechsel zum FC Bayern.
Seine Ablösesumme in Höhe von 1,5 Millionen Euro war Rekord für einen Neuzugang der Reservemannschaft. "Er ist ein schneller und torgefährlicher Offensivspieler", lobte der Leiter des FC Bayern Campus Jochen Sauer damals. Bisher kam Dajaku beim FC Bayern hauptsächlich auf dem rechten Flügel zum Einsatz, er ist jedoch flexibel einsetzbar.
Wird Leon Dajaku zum Rechtsverteidiger umgeschult?
Angeblich gibt es beim FC Bayern sogar Überlegungen, Dajaku langfristig vom Rechtsaußen zum Rechtsverteidiger umzuschulen - ähnlich, wie einst auf der anderen Seite Alphonso Davies. Mit Benjamin Pavard, eigentlich ein gelernter Innenverteidiger, verfügt der FC Bayern aktuell über lediglich einen Rechtsverteidiger. Als er beim Champions-League-Finalturnier verletzt ausfiel, wurde Joshua Kimmich aus dem Zentrum zurückbeordert.
Womöglich meinte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge auch Dajaku, als er neulich seinen Wunsch äußerte, "dass der eine oder andere Spieler aus der Jugend nachwächst, um den Kader in der Breite zu verstärken". Nach dem Wachsen in der Reservemannschaft will Dajaku nun aber zunächst im Ausland gedeihen - und erst dann bei den Profis angreifen.
Leon Dajaku: Leistungsdaten in der Saison 2019/20
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen |
Bundesliga | 2 | - | - |
3. Liga | 29 | 4 | 4 |
UEFA Youth League | 1 | 1 | - |
U19-Bundesliga Süd/Südwest | 1 | 1 | 1 |