"Ich finde es gut, wenn sich Bayern München die höchsten Ziele steckt", sagte Flick der Süddeutschen Zeitung in einem Telefonat am Mittwoch, "aber wenn man von 'pack mas' und 'voll angreifen' und allen möglichen Titeln spricht, braucht man auch einen Kader, der in der Tiefe genügend Substanz und Qualität besitzt."
Besonders in puncto Kader-Substanz hat der deutsche Rekordmeister aber wohl vor dem Rückrundenstart ein Problem: Die designierten Stammspieler Niklas Süle (Reha nach Kreuzbandriss), Javi Martinez (Muskelbündelriss), Lucas Hernandez (Aufbautraining) und Kingsley Coman (Kapseleinriss im Knie) werden noch langfristig oder zumindest die ersten Wochen im Januar fehlen.
Serge Gnabry laboriert außerdem an hartnäckigen Achillessehnenproblemen, die ihn womöglich zu einer verfrühten Abreise aus dem Trainingslager in Doha zwingen. Zum Auftakt in Berlin am 18. Spieltag ist zudem Joshua Kimmich mit der fünften Gelben Karte gesperrt.
Hansi Flick: FC Bayern "nicht optimal aufgestellt"
Flick resümiert daher: "Mit dem aktuellen Kader sind wir bei dieser Verletzungssituation nicht optimal für die Rückrunde aufgestellt. Die Tiefe im Kader fehle Flick, "gerade wenn man sieht, wie sich die Konkurrenz verstärkt hat". Borussia Dortmund holte im Winter beispielsweise in Erling Braut Haaland eines der begehrtesten Sturmjuwele Europas, Tabellenführer RB Leipzig soll kurz vor der Verpflichtung von Benjamin Henrichs stehen, der auch vom FC Bayern Gerüchten zufolge umworben wurde.
Für Flick steht daher fest: "Wir brauchen auf jeden Fall noch Verstärkung. Er denke diesbezüglich "an mindestens zwei Spieler - auf jeden Fall einen für die Defensive und vielleicht auch für die offensive Außenbahn". Bereits vor dem Jahreswechsel hatte der 54-Jährige betont, noch einen Rechtsverteidiger haben zu wollen, um "eine zusätzliche Option" zu haben. Die Kandidaten dafür sind jedoch rar gesät.
Als Leihspieler wird Manchester Citys Außenverteidiger Joao Cancelo gehandelt, eine winterliche Verpflichtung von Leroy Sane gilt angesichts seines im Sommer erlittenen Kreuzbandanrisses nach wie vor als ausgeschlossen. Schließlich will Flick Spieler, die "sofort weiterhelfen" können.
Ebenso unwahrscheinlich ist eine Verpflichtung von Lukas Klostermann vor Beginn der Rückrunde. Dieser habe zwar angeblich das Interesse des deutschen Rekordmeisters geweckt, steht bei Ligakonkurrent Leipzig jedoch noch bis 2021 unter Vertrag und ist dort Leistungsträger (15 von 17 BL-Spielen über 90 Minuten).
FC Bayern: Mögliche Kandidaten für Wintertransfers
Spieler | Verein | Position |
Joao Cancelo | Manchester City | Rechtsverteidiger |
Lukas Klostermann | RB Leipzig | Rechtsverteidiger |
Benjamin Henrichs | AS Monaco | Rechtsverteidiger |
Leroy Sane | Manchester City | Linksaußen |
Christian Eriksen | Tottenham Hotspur | Offensives Mittelfeld |
Jerome Boateng wird wohl beim FCB bleiben
Offensiv wäre Tottenhams Christian Eriksen, nach dem sich der FC Bayern schon einmal erkundigt hatte, wohl angesichts seines im Sommer 2020 auslaufenden Vertrags und seiner Reservistenrolle unter Jose Mourinho für 20 bis 30 Millionen Euro zu haben, allerdings ist der Däne kein Außen-, sondern Zentrumsspieler und offenbar auch bei Inter Mailand hoch im Kurs.
Durch die prekäre Personallage beim FCB schloss Flick gegenüber der SZ einen zuletzt kolportierten Abgang von Jerome Boateng aus, weil er bei Lucas Hernandez nicht einschätzen könne, "wann er dauerhaft einzuplanen ist". Man müsse beim 80-Millionen-Mann zudem berücksichtigen "dass er ein Jahr lang fast durchgehend verletzt war. Er wird seine Position noch finden müssen".
Dort, wo eigentlich Hernandez spielen sollte, überzeugte im zweiten Teil der Hinrunde Alphonso Davies als Linksverteidiger, Flicks Abwehrchef ist "im Moment ganz klar David Alaba".