Niklas Süles Ausfall und die Folgen für den FC Bayern
Der Rekordmeister muss in den restlichen 26 Liga-Spielen, zu denen sich im Idealfall noch an die 20 Partien in der Champions League und im DFB-Pokal gesellen, ohne seinen besten und konstantesten Innenverteidiger auskommen.
Auch wenn Süle an den Defensivproblemen der vergangenen Wochen mit acht Gegentoren in vier Spielen sicher eine Teilschuld hatte: Er war bis zum 8. Liga-Spieltag gegen den FC Augsburg, bei dem er nach zwölf Minuten beim Stand von 0:1 vom Platz musste, mit einer Zweikampfquote von 75 Prozent der mit Abstand zweikampfstärkste Akteur der Mannschaft von Niko Kovac.
Dementsprechend besorgt zeigte sich der Trainer der Münchner nach dem 2:2 gegen die Fuggerstädter. "Die schlimmste Nachricht des Tages" sei nicht das zweite Liga-Spiel in Folge ohne Sieg, sondern die Verletzung von Süle, der sich ob der schwankenden Leistungen von Jerome Boateng und dem mittlerweile zu Borussia Dortmund zurückgekehrten Mats Hummels bereits in der vergangenen Saison zum Abwehrchef der Bayern gemausert hatte.
Nach seinem Ausfall dürfte klar sein, dass Lucas Hernandez diese Führungsrolle fortan allein gebührt. Wer neben dem 80 Millionen Euro schweren Neuzugang von Atletico Madrid spielt, ist tagesformabhängig. Kovac stehen in erster Linie Benjamin Pavard und der genannte Boateng zur Verfügung. Aber auch der eigentlich auf der Sechs beheimatete Javi Martinez und Eigengewächs Lars Lukas Mai sind Alternativen. Mai verlängerte gerade erst seinen Vertrag bis 2022 und erhielt überschwängliches Lob von Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Er ist eines unserer größten Talente", sagte "Brazzo" über den 19-Jährigen.
Der vier Jahre ältere Pavard dürfte, obwohl er in Augsburg bei beiden Gegentreffern alles andere als gut aussah, leichte Vorteile im Kampf um die Süle-Position haben. Die Bayern wollen auf jüngere und schnellere Spieler bauen, zumal der frühere Profi des VfB Stuttgart den Vorteil mitbringt, mit seinem gleichaltrigen Landsmann Hernandez auf Französisch kommunizieren zu können. Vor dem Hintergrund, dass Hernandez auch nicht mehr das gesündeste Knie hat und gelegentlich kürzer treten muss, sind Boateng und Martinez, beide 31, aber gefragter als so mancher auf den ersten Blick annimmt.
Gerade Boatengs Situation dürfte sich mit Süles Ausfall schlagartig ändern. Drängte Uli Hoeneß ihn zu Beginn des Sommers geradezu zu einem Abschied, ist aktuell sogar eher davon auszugehen, dass der Präsident der Bayern ein Problem damit hätte, würde der Weltmeister von 2014 ihn im Januar um einen Wechsel bitten. Juventus Turin gilt nach wie vor als interessiert. Sollte sich dieses Interesse konkretisieren und der seit längerem mit einem Transfer kokettierende Boateng nicht aufzuhalten sein, würde der FCB wahrscheinlich noch einmal in der Innenverteidigung nachrüsten.
Das wäre dann zumindest auch im Interesse von Joshua Kimmich, der sich bekanntermaßen im defensiven Mittelfeld am wohlsten fühlt. Spielt Pavard aber anders als zu Saisonbeginn in der Innenverteidigung, ist eine Rückkehr von Kimmich auf die rechte Verteidigerposition für Kovac alternativlos.
Niklas Süle im Steckbrief
Geburtstag | 3. September 1995 |
Geburtsort | Frankfurt am Main |
Position | Innenverteidigung |
Starker Fuß | Rechts |
Profivereine | TSG 1899 Hoffenheim, FC Bayern München |