Bereits zum zweiten Mal binnen weniger Tage blieb der erhoffte, der erlösende Pfiff des Schiedsrichters aus. Corentin Tolisso versuchte den Unparteiischen davon zu überzeugen, dass er von Sebastian Rudy gefoult worden war, nur mithilfe eines unerlaubten Einsatzes des Hoffenheimers überhaupt vom Ball getrennt werden konnte.
Die bittere Realität aus Sicht des Franzosen: Sein Flehen war vergebens, Tobias Stieler rüttelte nicht an seiner Auslegung der Situation. Hoffenheim ging aufgrund des Tolisso-Ballverlustes in Führung - und siegte nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Robert Lewandowski am Ende mit 2:1 in der Allianz Arena. Die erste Niederlage für den FC Bayern nach 20 ungeschlagenen Bundesliga-Spielen war perfekt.
Eine ganz ähnliche Aktion Tolissos hatte die Münchner bereits einige Tage zuvor, beim Champions-League-Gruppenspiel gegen Tottenham Hotspur ins Hintertreffen geraten lassen. Auch in London verlor der Weltmeister die Kugel in einer Zone, in der man derartige Fehler tunlichst vermeiden sollte. Nachdem er vermeintlich von Dele Alli touchiert worden war, spielte er im Fallen auf Moussa Sissoko, der wiederum in der Folge Heung-Min Sons Tor zum 1:0 einleitete.
Corentin Tolisso patzte bereits gegen Tottenham Hotspur
Wieder Reklamierarm, wieder - berechtigterweise - kein Freistoßpfiff. Konsequenzen hatte der Patzer bei den Spurs bekanntlich nicht, der deutsche Rekordmeister siegte dank einer fulminanten zweiten Hälfte mit 7:2, auch Tolisso steuerte beim Schützenfest einen sehenswerten Assist bei.
Im Gegensatz zu seinem Fehler gegen die Kraichgauer am vergangenen Samstag. Dieser veranlasste Trainer Niko Kovac dazu, Kritik am Mittelfeldmann zu üben. "Natürlich darf so etwas nicht passieren", sagte der Kroate nach der Partie und schob nach: "Da muss man den Ball zu Manuel Neuer oder Niklas Süle zurückspielen, dann passiert nichts. Wenn du einen Mann im Rücken hast, musst du sauber spielen." Mahnende Worte gegen einen einzelnen Spieler, die dem FCB-Coach eigentlich nur selten über die Lippen kommen.
Kovac gilt als Fan von Tolisso, freute sich dementsprechend, dass er nach langem Warten in dieser Saison endlich wieder auf den Strategen zurückgreifen kann. Ein "gefühlter Neuzugang" sei er Kovac zufolge, nachdem er nahezu die gesamte Vorsaison aufgrund eines Kreuzbandrisses ausgefallen war.
Niko Kovac setzt auf Corentin Tolisso
Im Rahmen der US-Tour im Sommer lobte er: "Man hat gesehen, welche Fähigkeiten und welche Ruhe er am Ball hat. Er ist ein sehr guter Positionsspieler und hat eine sehr gute Übersicht und ist natürlich torgefährlich." Genau diese positiven Eigenschaften erhofft sich Kovac, der in der neuen Spielzeit regelmäßig auf Tolisso setzte. In der Bundesliga stehen aktuell fünf Einsätze zu Buche, in der Königsklasse durfte er in beiden bislang absolvierten Partien starten.
Vollumfänglich überzeugt hat der 25-Jährige dabei noch nicht, auch die von Kovac bescheinigte Torgefährlichkeit lässt er in der laufenden Spielzeit - noch - vermissen, brachte aber immerhin in der Champions League bislang insgesamt zwei Vorlagen zustande. Tolisso kommt zumeist auf ordentliche Zweikampf- und Passquoten, wartet aber in manch einem entscheidenden Duell oder Pass häufig mit Unkonzentriertheit auf. Ein metaphorisch stockender Mittelfeld-Motor.
Nur allzu verständlich, dass Javi Martinez, der eine mögliche Tolisso-Alternative wäre, mit seiner Situation hadert und der Meinung ist, mehr Spielzeit verdient zu haben als ihm bisher eingeräumt wurde. "Ich verstehe zwar nicht immer alles, aber das Wichtigste", hatte Tolisso unlängst bei Sky bezüglich der Kommunikation mit seinem Übungsleiter verraten. Die Kritik nach der Niederlage gegen die Kraichgauer wird er mit Sicherheit verstanden haben.