Wachablösung beim FC Bayern: Die Weltmeister müssen matchen

Niklas Süle beim Trainingslager in Doha/Katar.
© spox/getty

Trainer Niko Kovac erklärte Niklas Süle erstaunlich offen zum unumstrittenen Stammspieler in der Innenverteidigung des FC Bayern München. Mats Hummels und Jerome Boateng müssen sich um den Platz neben dem 23-Jährigen "matchen".

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Erster und Zweiter waren Mats Hummels und Jerome Boateng. Tatsächlich! Und das ist gar nicht mal so lange her. In der Winterpause hatte der kicker eine Umfrage unter den Bundesligaspielern durchgeführt und gefragt, wer denn nun der größte Absteiger der Hinrunde sei. Das Ergebnis: Erster Hummels, Zweiter Boateng.

Zu ihrem Glück spielen sie beide beim FC Bayern, und da der Klub abgesehen von ihnen mit Niklas Süle aktuell nur mehr über einen weiteren Innenverteidiger verfügt, darf trotzdem immer einer der beiden spielen. "Sie matchen sich im Moment einen aus", sagte also Trainer Niko Kovac vor dem Rückrundenauftakt bei der TSG Hoffenheim. Entweder Hummels oder Boateng.

Gegen Hoffenheim hatte Hummels das Matchen gewonnen, er sei laut Kovac "das kleine Bisschen besser gewesen" und durfte neben Süle beginnen. Gegen Ende der Hinrunde war es noch meist Boateng gewesen, der in der Startelf stand. Kovacs Entscheidung, diesmal auf Hummels zu setzen, habe jedoch keine Auswirkungen auf dessen persönliches Verhältnis zu Boateng - versicherte zumindest Kovac: "Er vertraut mir und ich vertraue ihm."

Niklas Süle widerspricht seinem Trainer

Es ist durchaus bemerkenswert, in welcher Geschwindigkeit sich diese Machtverschiebung in der Innenverteidigung des FC Bayern zugetragen hat. Im Sommer noch sagte Kovac: "Alle drei sind auf einem Niveau." Hier die beiden langjährigen Stammspieler und Weltmeister Hummels und Boateng, dort der junge Süle. Bald aber setzte Kovac vornehmlich auf Süle. 15 von 17 Bundesligahinrundenpartien spielte er durch - und er machte es gut.

So gut sogar, dass Kovac vor dem Spiel gegen Hoffenheim unmissverständlich erklärte: "Er ist im Moment Stammspieler vor den anderen beiden." Eine erstaunlich offene Aussage und eine, die zeigt, wie viel Vertrauen Kovac in Süle hat. Der aber wagte es dann tatsächlich, seinem Trainer umgehend öffentlich zu widersprechen. "Richtige Stammspieler gibt es außer Manu (Manuel Neuer, Anm. d. Red.) nicht", erklärte Süle und lachte. Er selbst nennt sich also nicht Stammspieler, dafür aber sagte er: "Ich bin sehr zufrieden, wie meine Rolle im Moment ist. Der Verein hat gesehen, dass man mir vertrauen kann."

Als laut Süle einzig richtiger Stammspieler bezog dann natürlich auch Kapitän Neuer zu dieser Thematik Stellung. Die Maßnahme von Kovac sei für einen jungen Spieler wie Süle "natürlich sehr gut. Das gibt ihm Selbstvertrauen und Ruhe, um mit breiter Brust aufzulaufen." Süle darf sich jedenfalls für seinen gewagten Schritt von Hoffenheim nach München im Sommer 2017 bestätigt fühlen. Mit den beiden Weltmeistern Hummels und Boateng vor ihm erschien ein baldiger Stammplatz damals noch eher utopisch.

Verfallserscheinungen bei Hummels und Boateng

Die Verfallserscheinungen beim langjährigen Duo traten aber schneller ein als erwartet. Obwohl Hummels und Boateng beide erst 30 Jahre alt sind, litten ihre Fitness und vor allem Geschwindigkeit zuletzt enorm. In der Hinrunde plagten sie sich darüber hinaus beide mit Verletzungsproblemen herum. Beschleunigt wurde ihr öffentlicher Ansehensverlust auch durch die desaströse Weltmeisterschaft in Russland, bei der sie federführend mitgewirkt hatten. Auch in der Nationalmannschaft ist Süle im Herbst an ihnen vorbeigezogen.

Reagiert haben Hummels und Boateng auf diese Entwicklung in der Winterpause unterschiedlich. Boateng schrieb auf seinen sozialen Netzwerken kämpferisch: "Zweifel, die mir gegenüber aufgekommen sind, nehme ich als Motivation, denn ich bin noch längst nicht am Ende."

Hummels postete seine statistische Hinrundenbilanz bei Twitter und schrieb dazu: "Darf jeder für sich selbst interpretieren." Da ihm aber ein Rechenfehler unterlaufen war, löschte er den Tweet wenig später wieder. Dass nun bekannt wurde, dass Borussia Dortmund vor einem Jahr noch mit einer Rückholaktion liebäugelte, mittlerweile aber kein Interesse mehr hat, spricht für sich.

Die Zukunft der Innenverteidigung des FC Bayern

Hummels und Boateng müssen sich jetzt auf das direkte Matchen konzentrieren. Um einen Platz in der Startelf und um die Zukunft. Aktuell erscheint es unwahrscheinlich, dass beide trotz jeweils laufenden Vertrags bis 2021 nächste Saison noch in München spielen.

Mit Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart hat der FC Bayern ab Sommer bereits einen neuen Abwehrspieler verpflichtet (vielleicht kommt er sogar schon im Winter), mit Lucas Hernandez von Atletico Madrid besteht Interesse an einem zweiten.

Hummels jedenfalls überzeugte beim 3:1-Sieg gegen Hoffenheim und malte somit ein erstes Bewerbungsschreiben für einen Verbleib auf den Rasen. Er wird wohl auch beim nächsten Spiel gegen den VfB Stuttgart beginnen dürfen - natürlich neben Süle.

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