Tuchel war bei Borussia Dortmund sportlich erfolgreich, gewann 2017 den DFB-Pokal. Menschlich allerdings gab es wie bereits bei seiner ersten Profi-Trainer-Station beim 1. FSV Mainz 05 zum Ende große Differenzen, an deren Ende der Klub die Zusammenarbeit trotz des Pokalsieges beendete.
Zwischen dem Vorstandsvorsitzenden des BVB, Hans-Joachim Watzke, und Tuchel hatte es nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus am 11. April Ärger wegen der Neuansetzung der Partie und der Kommunikation nach außen gegeben. Zudem hatte sich Tuchel mit Chefscout Sven Mislintat überworfen und den Verein damit verärgert. Auch in der Mannschaft soll der 44-Jährige am Ende den Rückhalt wichtiger Führungsspieler verloren haben.
Khedira: Tuchels Spielidee würde zu den Bayern passen
Nationalspieler Sami Khedira ist dennoch überzeugt, dass sich eine Verpflichtung von Tuchel für die Münchner auszahlen könnte: "Ich kenne Thomas seit meiner Jugend. Er ist ein sehr cleverer Mensch, der unheimlich viel Ahnung vom Fußball hat. Mit seiner Spielidee würde er sehr gut zu den Bayern passen", vermutet der 30-Jährige in der Bild am Sonntag.
Der frühere Bayern-Profi und heutige Co-Trainer von Red Bull Salzburg, Alexander Zickler, glaubt nicht, dass die potentiellen menschlichen Schwierigkeiten den Ausschlag geben werden: "Das Wichtigste ist das Fachliche. Dass Thomas Tuchel das mitbringt, hat er sowohl in Mainz als auch in Dortmund bewiesen. Auch das Zwischenmenschliche ist sehr wichtig. Nur ich tue mich schwer, das aus der Entfernung zu beurteilen."
Dietmar Hamann schlägt in die gleiche Kerbe: "Die Tatsache, dass er in Dortmund Probleme hatte, bedeutet ja nicht automatisch, dass er auch in München Probleme hätte."
Für die Bayern hätte die Option Tuchel den Vorteil, dass dieser derzeit vertragslos ist und deshalb direkt einsteigen könnte. Tuchel ist seit Freitagnachmittag in München. Angeblich hat sich Karl-Heinz Rummenigge bereits unter anderem bei Hans-Joachim Watzke und bei Mats Hummels über seinen Wunschtrainer informiert.
Hoeneß will Nagelsmann, dieser blockt ab
Der angebliche Spitzenkandidat von Uli Hoeneß, Julian Nagelsmann, steht bei der TSG Hoffenheim noch bis 2021 unter Vertrag. Dieser blockt bei Fragen zum Ancelotti-Nachfolger ab. Bei Eurosport sagte der 30-Jährige auf die Frage, wie er mit dem Thema FC Bayern umgehe: "Gar nicht. Ich konzentriere mich auf Freiburg, das ist mein absoluter Fokus. Wir möchten mit sehr guten 17 Punkten in die Länderspielpause gehen. Zu der Trainersuche äußern sich so viele Experten, da muss man nicht auch noch meine Meinung hören."
Am Sonntag gastieren die Hoffenheimer beim SC Freiburg. Nagelsmann wird als möglicher Nachfolger des entlassenen Carlo Ancelotti beim Rekordmeister gehandelt. Der Coach der Kraichgauer hat allerdings noch einen Vertrag bis 2021 bei der TSG.
Hoffenheims Geschäftsführer Hansi Flick geht gelassen mit den öffentlichen Spekulationen um Nagelsmann um. "Er ist ein außergewöhnlicher Trainer, der gut mit dem Thema umgeht", sagte der ehemalige DFB-Sportdirektor ebenfalls bei Eurosport, "wir haben schon gesagt, dass wir nicht glauben, dass er bei uns in Rente geht. In den nächsten Jahren wird sich vielleicht etwas ändern. Er macht einen tollen Job und bringt die Mannschaft auf das nächste Niveau."