"Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen. Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. Mit dieser neuen Normalität sollten wir uns auseinandersetzen", sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.
Dass diese Entscheidung nicht überall freudig aufgenommen wird, war Watzke wohl schon klar, denn er ergänzte: "Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit Rheinmetall und öffnen uns als Borussia Dortmund ganz bewusst für einen Diskurs."
Bei X riefen einige BVB-Mitglieder zum sofortigen Austritt aus dem Verein auf. "Dieser Deal ist ein absolutes No Go. Das ist garantiert nicht mehr mein BVB", schrieb ein User. "Wie kann man Rheinmetall als Sponsor nehmen?", fragte ein anderer.
"Ich bin sehr schockiert. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass der BVB auch nur daran denkt, eine Partnerschaft mit einem Rüstungsunternehmen einzugehen", sagte Michael Schulze von Glaßer, Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft, dem SID. Er rief zu einer Protestversammlung vor der BVB-Geschäftsstelle auf.
Umstrittener Deal des BVB: "Wir fordern, dass das gekündigt wird
Er sei gleich in doppeltem Sinne vor den Kopf gestoßen, sagte Schulze von Glaßer: "Als Dortmund-Fan und Friedensaktivist. Das ist schon heftig, auch, wie dieser Deal anscheinend ablief. Wir fordern, dass das gekündigt wird."
Die führende Fan-Organisation "Unsere Kurve" wirft Borussia Dortmund derweil Haltungslosigkeit und Geldgier vor. "Nicht erst in der Investorendebatte wurde klar, dass moralische Standards im Geschäft Fußball egal sind. Dieser Deal setzt einen neuen Tiefpunkt auf einer anscheinend nach unten offenen Geldgier-Skala", sagte der Vorsitzende Jost Peter dem SID am Mittwoch: "Auch das Feigenblatt der behaupteten Fanbeteiligung ändert daran nichts."
Unsere-Kurve-Sprecher Thomas Kessen nannte es auf Anfrage überdies "eine Dreistigkeit, davon zu sprechen, man würde mit solch einem Deal Verantwortung übernehmen".
Vor dem Abschluss des Deals hat sich der BVB angeblich mit Fanvertretern und auch der Bundesregierung ausgetauscht, berichten die Ruhr Nachrichten. Das es von anderen Seiten keine größeren Einwände gegeben habe, sei der Vertrag nun zustande gekommen.
Neubaur: Verständnis für "gemischte Gefühle" der BVB-Fans
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) zeigt Verständnis für die Kritik an Borussia Dortmund, wirbt aber für einen differenzierten Blick auf die Sponsoring-Partnerschaft des Bundesligisten mit dem Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall. "Seit dem 24. Februar 2022, als Putin seinen barbarischen Angriffskrieg auf die Menschen in der Ukraine begonnen hat, ist klar: Wir brauchen Unternehmen wie Rheinmetall, um im Ernstfall unsere Demokratie und unsere Freiheit verteidigen zu können. Und trotzdem ist die Rüstungsindustrie keine Branche wie jede andere", sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin am Mittwoch auf SID-Anfrage.
Neubaur betonte, sie könne "nachvollziehen, dass viele Fans das Sponsoring mit gemischten Gefühlen betrachten". Sie habe den BVB allerdings "immer als Verein wahrgenommen, der den intensiven Dialog insbesondere mit den organisierten Fans pflegt. Ich gehe deshalb davon aus, dass die aktuelle Führung auch in diesem Fall den Austausch und die Diskussion suchen wird."
"Es ist sicher so, dass sich die öffentliche Wahrnehmung des Konzerns in den vergangenen rund zwei Jahren verändert hat - auch bei mir persönlich", sagte Neubaur. "Es ist die Entscheidung von Borussia Dortmund, ob sie eine Kooperation wie diese eingehen."
Rheinmetall ist ein DAX-notierter Konzern mit weltweit mehr als 30.000 Mitarbeitern, der Jahresumsatz betrug zuletzt rund 7,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen soll aus dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr allein 30 Milliarden erhalten. Rheinmetall unterstützt auch den Handball-Bundesligisten Bergischer HC und die Basketballerinnen der Capital Bascats Düsseldorf.